Kalla Malla
Dass auf „Wrong Turn“ eine Fortsetzung folgen musste, hat damals wahrscheinlich niemanden verwundert. Dass wir inzwischen schon bei Teil 6 angekommen sind, hätte ich zwar nicht erwartet, aber von mir aus können noch ein paar Franchise Ableger dazukommen.
War der erste Teil noch ein spannender Backwoodhorrorfilm, der sogar eine Kinoauswertung spendiert bekam, ist Teil 2 für einige sicherlich ein Rückschritt gewesen. Die spannende und ernste, aber gleichzeitig auch sattsam bekannte Handlung, ist hier einem Fun-Splatter gewichen.
Inhaltlich geht es um eine Spielshow, in der die Kandidaten in einer nuklear verstrahlten, postapokalyptischen Umgebung überleben müssen. Leider wird der Dreh der Serie durch das Auftauchen einer Horde degenerierter Hinterwäldler gestört…
Was „Wrong Turn 2“ gut macht, ist die Tatsache, dass der Film genau weiß was er ist. Er tut gar nicht so, als wäre er in irgendeiner Weise herausragend oder noch nie dagewesen, sondern führt durch seine selbstironische Inszenierung nicht nur die Spielshow im Film vor, sondern auch sich selbst. Somit sind die Charaktere tief aus der Klischee-Mottenkiste geholt worden und stellen genau die Leute dar, die man aus hundert anderen Filmen schon zur Genüge kennt: Der nervige Looser mit den Sexwitzen, die Kampflesbe, die vom Leben enttäuschte, die Unschuldige, der coole Baseballspieler, die Unnahbare und die, die immer blank zieht. Jedoch ist das keine Schwäche im Drehbuch, sondern einfach ein nettes Genrezitat von Horrorfans für Horrorfans.
Leider muss man sich durch etwas viel Vorlauf quälen, ehe die Kannibalen auf die Jagd gehen. Sobald sie aber auftauchen, wird der Gewaltgrad des ersten Teils um ein Vielfaches getoppt. Die degenerierten Mutanten sehen wieder absolut ekelhaft aus und metzeln sich wie gestört durch West-Virginia. Rücken werden aufgeschnitten, Leute ausgeweidet, Körper gesprengt, Nasen abgeschnitten und noch Vieles mehr. Dabei kommt sogar eine recht gut Atmosphäre auf, obgleich Spannung im ersten Teil wesentlich mehr vorhanden war.
„Wrong Turn 2“ spielt leider komplett am Tag, was, zusammen mit der augenzwinkernden Inszenierung, eben auf Kosten der Spannung geht. Auf unfassbar dichte Momenten wie in Teil 1, wo sich die Protagonisten nachts in einem Aussichtsturm verstecken und man in der Ferne die Fackeln der Kannibalen sieht, kann man hier ewig warten. Trotzdem kann man dem Film deswegen keinen Vorwurf machen - es war schlicht und ergreifend nie seine Absicht.
„Wrong Turn 2“ ist ein extrem blutiger und unterhaltsamer Backwoodslasher geworden, der einen völlig anderen Weg als der erste Teil geht. War dieser noch ein sehr ernster Film, verarscht sich Teil 2 in jeder Szene selbst. Natürlich kann man sich über die Charaktere aufregen und gewisse trashige Elemente alles andere als gut finden, aber dann hat man den Film schlichtweg nicht verstanden. Wäre der Anfang etwas gestrafft worden und hätte man vielleicht doch die ein oder andere, wirklich nervenaufreibende Szene mehr reingepackt, würde ich zufrieden nickend die Höchstnote zücken.