Kalla Malla
Das Studentenpärchen Parker und Dan sowie dessen besser Kumpel nutzen das Winterwochenende, um in einem Skiresort New Englands richtig Spaß zu haben. Nachdem sie bei Einbruch der Dämmerung wider bessere Beratung den letzten Skilift des Wochenendes nehmen, wird jener abgeschaltet - mit ihnen auf halber Strecke hoch über dem Berghang, in einem heraufziehenden Schneesturm. Als die Hangbeleuchtung ausgeht, dämmert den Dreien, dass man sie vergessen hat. In eisiger Nacht beginnt ein tagelanger, qualvoller Kampf gegen Frost und unter ihnen lauernde Wölfe.
Adam Green ist wohl eher für blutigen 80er-Jahre-feel-alike-Horror bekannt, als für atmosphärische Suspense Thriller, denn seine "Hatchet" Filme werden wohl auf alle Zeiten seine Vorzeigefilme bleiben. Doch 2010 erschien ohne große Ankündigung seine Regiearbeit "Frozen", die so gar nicht in seine bisherige Filmografie passen wollte. Wo vorher eher kruder Humor und Splatter an der Tagesordnung stand, fährt "Frozen" eher die "Open Water" Schiene, bloß halt nicht auf dem Meer, sondern irgendwo in einem Skigebiet.
Auch wenn der Film mit den midzwanziger Charakteren relativ standardisiert beginnt, fällt bald die recht gute Charakterzeichnung auf. Der Zuschauer ist definitiv auf Seiten von Parker, Dan und Joe und spätere Streiterein, wie die Tatsache dass sich Joe von Dan als besten Freund im Stich gelassen fühlt, werden sehr geschickt in die Story mit eingewoben. Genau diese Charakterzeichnung ist auch wichtig, denn ohne Charakterbindung würde ein inhaltlich so abgespeckter Film kaum funktionieren. Als Zuschauer ist man ab der ersten Minute dabei und fragt sich ständig was man selbst in einer solchen Situation tun würde. Wer außerdem weiß, wie arschkalt es auf einem Sessellift werden kann, wenn das Teil stehenbleibt und es anfängt zu schneien, wird sich zusätzlich noch mehr mit ihnen identifizieren können.
Als ähnlich gut gemacht stellt sich der Handlungsverlauf heraus, denn wer glaubt, dass sie nur da oben rumsitzen und nichts machen, der irrt sich, denn natürlich versuchen sie der Situation irgendwie zu entkommen und man hat wahrlich schon wesentlich blödere und realitätsfernere Entscheidungen in Filmen gesehen. Nahezu jede Fluchtmöglichkeit aus dem in circa 20 Meter Höhe hängendem Lift wird ausgetestet und geht natürlich meistens gehörig schief, was vorallem in einer extrem derben Szene endet.
Wer einen Blick ins Bonusmaterial wagt wird sehen, dass besagte Szene dort unter den Additional Scenes zu sehen ist und zwar in einer noch härteren Ausführung. Und die Tatsache, dass Adam Green erkannt hat, dass diese Einstellung zu sehr in Richtung Splatterfilm abdriftet und er sie somit aus dem fertigen Film entfernt hat, zeigt, wie sauber und differenziert hier gearbeitet wurde. In "Frozen" gibt es keine billige Effekthascherei, sondern ein mögliches Szenario, was eigentlich jedem passieren könnte, samt möglicher Folgen.
Die handwerkliche Seite ist auch absolut positiv hervorzuheben, denn zum einen liefern die Schauspieler eine großartige Performance ab und zum anderen sorgen auch die dezent eingestreuten Make-Up Effekte wie Frostbeulen etc. dafür, dass es den Zuschauer wirklich mitnimmt was mit den Protagonisten geschieht. Die toll eingenfangene Schneelandschaft, sowie der dezente Score sind genauso großartig und sorgen dafür, dass "Frozen" eine wirklich spannende Filmerfahrung wird.
"Frozen" ist für alle Zweifler ein Beweis für Adam Greens Fähigkeiten auf dem Regiestuhl. Der Film ist absolut mitreißend, da er zu jeder Zeit realistisch wirkt und zeigt, wie viel man aus einfachen handlungsszenarien alles herausholen kann. Chapeau!