Michael
Bringen wir es direkt auf den Punkt. „Spieglein, Spieglein“ ist ganz großer Mist. Startet der Film wirklich nett mit einer Eröffnungssequenz in der die Vorgeschichte mit Puppen erzählt wird, ist alles was danach kommt einfach nur noch schlecht. Zumindest in der deutschen Synchronfassung kommt es einem so vor als wären die Dialoge stellenweise mit einem Zufallsgenerator erzeugt worden. Dümmliche Weisheiten, verhunzte Witze und eine Vorhersehbarkeit der nächsten Sätze machen den Film in diesem Bereich schon unerträglich doch dass ist ja leider nicht der einzige Schwachpunkt des Films.
Das Lily Collins (Blind Side, Priest) schauspielern kann, darf sie leider so gut wie gar nicht unter Beweis stellen, da ihre Szenen ständig durch die schlechten Dialoge und oftmals durch ihre Filmpartner kaputt gemacht werden. Und warum spielt Julia Roberts (Pretty Woman, Notting Hill) in diesem Streifen mit? Nun gut, ihre letzten Filme habe nicht wirklich bei den Kritikern abräumen können, aber ist die Gute schon zu verzweifelt, dass sie in „Spieglein, Spieglein“ nun allen Beweisen muss, dass sie noch schlechter kann?
Und dann ist da noch Armie Hammer (Blackout, The Social Network). Hat er in „J. Edgar“ gerade erst unter Beweis gestellt, welch großes Potenzial er hat, tut Hammer einem in „Spieglein, Spieglein“ spätestens dann leid, wenn er von den Zwergen so verprügelt wird, wie man es sonst nur in den schlechtesten „Adam Sandler“-Komödien sieht. Das Verhör des Prinzen in der letzten halben Stunde des Film, dass wie eine Hommage an klassische Slapstickkomödien wirken soll, ist dabei leider wirklich der peinlichste Moment des Films und schon jetzt ein Tiefpunkt in Hammers Karriere.
Und auch die Zwerge können nicht überzeugen. Zugegeben, die Idee die sieben Zwerge mal nicht als Minenarbeiter, sondern als Banditen auftreten zu lassen ist nett, geht nur leider gründlich in die Hose. Auf den ersten Blick, sieht man, dass die Zwerge, die bei ihren Raubzügen auf Stelzen laufen dann von „Normalgroßen“ Schauspielern gedoubelt werden und die Sympathien der Zuschauer können die Sieben auch nicht auf ihre Seite ziehen. Dafür sind die einzelnen Charaktere der Zwerge einfach viel zu schwach gezeichnet. Hier wurde auf jeden Fall ganz viel Potenzial verschenkt.
Es ist schon traurig, wenn ein Schauspieler mit vielleicht fünf bis zehn Minuten Screentime die beste Leistung abliefert. Die Rede ist von Sean Bean (Kaltes Land, Die Insel), der in „Spieglein, Spieglein“ die Rolle des Königs, also von Schneewittchens verstorbenem Vater übernommen hat. Auch er liefert in diesem Film bestimmt nicht seine beste Leistung ab, doch er versprüht auf jeden Fall Leinwandpräsenz.
Wenn der Film dann wenigsten nett anzusehen gewesen wäre, doch selbst da scheitert der Film. Ja, es gibt im Schloss einige wirklich schöne Szenen, die mit viel Farbe spielen und auch von den Kostümen toll gelungen sind, doch schon die erste Szene im Wald zeigt, dass es scheinbar kein Geld gab für ein vernünftiges Set Design. Warum sehen die Bäume nicht aus wie Bäume, sondern wie angemalte Zaunpfähle? Und die großen Steine erst, die im Wald rumliegen! Da sieht selbst das ungeschulteste Auge, dass hier billigster Bühnenbau am Werk war! Peinliche Nummer.
Nun könnte man meinen dies wäre eine Kleinigkeit, doch dies zieht sich durch den ganze Film. Im Schloss flackern selbst in kältesten Winter in offenen Räumen Kerzenflammen nicht im Wind. Julia Roberts stöhnt beim schnüren eines Korsetts schon gequält rum, als sowohl vorne und hinten noch zwei Zentimeter Luft zwischen Korsett und Körper sind und die Kelche aus denen der Prinz und die Königin einen Liebestrank trinken, sehen alles andere als nach Kelchen aus, die man in einem Königshaus findet.
Und wo wir schon beim Liebestrank sind. Warum man dem Prinzen nach dessen Konsum schlecht animierte CGI-Herzen um den Kopf fliegen lässt weiß auch keiner. Wahrscheinlich, damit auch der letzte Depp im Saal versteht, dass der Prinz nun auch wirklich verliebt ist.
Ja, es gibt auch gute Szenen im Film. Die Schönheitsbehandlung der Königin, in der ihr die Lippen durch Bienenstiche aufgespritzt werden zum Beispiel. Oder auch „das Biest“, das den Wald unsicher macht. Für dessen Animation ist scheinbar auch ein Großteil des Special Effect Budgets draufgegangen, anders kann man die schlechten anderen Effekte wohl kaum erklären.
Ohne den zweiten Schneewittchen-Film, „Snow White and the huntsman“, der Ende Mai in die deutschen Kinos kommt gesehen zu haben, bin ich mir sicher, dass dies der bessere Schneewittchen-Film wird. „Spieglein, Spieglein“ ist auf jeden Fall ein Totalausfall in allen Bereichen. [Sneakfilm.de]