Kalla Malla
Ein junger Künstler besucht die Tiefen der Kanalisation, um dort in Erinnerungen zu schwelgen und daraus Inspirationen für seine Gemälde zu schöpfen. Eines Tages findet er dort eine gestrandete Meerjungfrau. Diese erzählt ihm, es wäre seine Bestimmung sie zu malen. Daraufhin nimmt er das hilflose Geschöpf mit zu sich nach Hause und legt sie in die Badewanne. Doch die Meerjungfrau leidet an einer furchtbaren Krankheit, die ihre Haut von Geschwüren und Wunden zerfressen läßt. Der Maler nutzt die austretenden Wundflüssigkeiten als Farben für sein Portrait von ihr...
Waren die "Guinea Pig" Filme vor vielleicht noch einem Jahr noch ein großes Mysterium für mich, habe ich mittlerweile alle Teil der Reihe gesehen und muss ehrlich sagen, dass ein Großteil der Streifen Schund ist, den die Welt nicht braucht. Effektemäßig betrachtet sind die Streifen meist klasse inszeniert, doch wer auch nur auf ein Fünkchen mehr, als auf ansehliche Effekte hofft, wird von dieser Reihe enttäuscht werden. Sind "He Never Dies", "Android of Notre Dame" und "Flowers of Flesh & Blood" schon überaus langweilig, so war mein persönlicher Favorit an Grenzdebilität ganz klar Teil 4, "Devil Woman Doctor". Nichtsdestotrotz wollte ich mir alleine der Vollständigkeit wegen "Mermaid in a Manhole" nicht entgehen lassen und muss sagen, dass Hideshi Hino hiermit einen Film schuf, der weitaus akzeptabler als das ist, was wir aus den Vorgängern kennen.
Hino war bereits bei den ultrabrutalen, aber dennoch langweiligen Erstlingen "Devil's Experiment" und "Flowers of Flesh & Blood" als Regisseur tätig und hatte somit eine Ahnung davon, was der japanische Videomarkt von ihm an Grausamkeiten erwartete. Dort schlug die "Guinea Pig" Reihe nämlich ein wie eine Bombe, was in Deutschland natürlich ein Ding der Unmöglichkeit wäre. Scheinbar wusste Hino auch ganz genau, was er tat, denn "Mermaid in a Manhole" avancierte zu einem kommerziellen Hit. Nachvollziehen kann ich dies in gewisser Weise schon, denn obwohl der Film selbst natürlich total schlecht ist, sind die Effekte, um die es im Prinzip ausschließlich geht, absolut ekelerregend und selbst für Fans derartiger Filme noch ein Grund, hin und wieder mal den Blick abzuwenden.
Die anfangs noch hübsche Meerjungfrau verwandelt sich immer mehr zu einem einzigen, großen Eiterherd, der von wässrigen Pusteln nur so übersäht ist. Hier haben die Effektverantwortlichen ganze Arbeit geleistet. Überall am Leib der einstigen Schönheit eitert und platzt es auf, kriechen dicke, fette Würmer aus offenen Stellen und regnet es Eiter in wahren Sturzbächen. Mit einem standhaften, horrorgeprüften Magen dürften einem diese Bilder nicht aufs Gemüt schlagen, doch wer derartige Filme nicht gewohnt ist, dürfte nach "Mermaid in a Manhole" noch lange Probleme haben, Nahrung aufzunehmen und diese dann bei sich zu behalten. Hino ließ sich natürlich nicht lumpen und serviert jede Pustel und jeden Abszess in eitriger Nahaufname, lässt keinen einzigen Rassiermesser-Einschnitt aus. Für die Gore-Fraktion dagegen gibt es vergleichsweise wenig zu begutachten. Zwar wird die Meerjungfrau am Ende noch von dem Maler zerhackt, doch das ist nicht ganz so exzessiv wie in anderen Filmen dieser Gattung inszeniert.
Von den Effekten abgesehen, hat "Mermaid in a Manhole" jedoch, wie gewohnt, nichts zu bieten. Das Geschehen ist in einem hässlich-billigen, meist statischen Videolook festgehalten, aus dem das mangelnde Budget aus jeder Pore herausschreit. Desweiteren spielt sich das Geschehen an immer den selben Schauplätzen ab, wodurch sich schnell mal Ermüdung einstellt, die jedoch durch die Ekeleffekte meist in Zaum gehalten wird. Die Story versucht zwar, irgendwie anspruchsvoll und mysteriös rüberzukommen, ist aber letzten Endes nichts weiter als ein aufgeblasener Witz. Die Geschichte über den Mann, der kurz nach dem Verlust seiner Frau auf eine seltsame Meerjungfrau trifft, und diese anschließend auch wieder verliert, was wohl die Frage aufwerfen soll, ob alles nur Kopfkino, und die Meerjungfrau die verloren geblaubte Frau war, gibt nicht viel her. Typisch "Guinea Pig" wird das Gemetzel zwischendurch immer wieder mal von nervenden und total unnötigen Aufnahmen an Atmosphäre beraubt. In diesem Fall sind es die lieben Nachbarn des Malers, denen man bei ihren Gesprächen lauschen darf, was aber an und für sich gar nicht in das Schema des Films passt und ihm nur grundlos Tempo raubt.
Fazit: Es wäre falsch, im Zusammenhang mit "Guinea Pig 6 - Mermaid in a Manhole" von einem guten Film zu sprechen, doch besser als seine Vorgänger ist er allemal. Die Story ist wie immer nur ein Aufhänger für die Ekelszenen und schlampig präsentiert, der Look billig und lieblos, die Darsteller in keinster Weise herausragend. Dennoch rechtfertigen die Effekte in diesem Fall ausnahmsweise den Kauf, die unglaublich eitrig und schleimig daherkommen. "Mermaid in a Manhole" sollte man der Sorte von Besserwissern zeigen, die meinen, schon alles gesehen zu haben. Danach, und das steht fest, werden sie sich mit derartigen Äußerungen in Zukunft zurückhalten.