Kalla Malla
Die wohlsituierte Stacey gehört zu den angesagtesten Mädchen an ihrer Schule, dementsprechend liegt ihr auch die Hälfte ihrer männlichen Mitschüler regelrecht zu Füßen. Das direkte Gegenteil zu ihr ist die Außenseiterin Christina, die erst vor kurzem in dem kleinen Örtchen aufgetaucht ist und mit ihren düsteren Outfits nicht unbedingt auf Gegenliebe stößt. Trotz diesen Gegensätzen freunden sich die beiden grundverschiedenen Mädchen eines Tages an. Als Staceys Eltern kurz darauf für ein Wochenende verreisen müssen, nutzt diese die sich bietende Gelegenheit kurzerhand für eine Feier mit einigen ihrer Freunde, zu der auch Christina ungeladen erscheint und mit ihr ein mysteriöser Fremder. Die Party läuft zunächst wie geplant: Es wird gesoffen und gevögelt, doch alsbald mischt sich ein unbekannter Killer unter die Teenies und verrichtet sein blutiges Handwerk...
Dass das Genre des Horrorfilms und insbesondere das des Slashers nicht immer mit Innovationen strotzt und das Rad nicht mit jedem filmischen Beitrag neu erfinden kann, ist altbekannt. Derartige Streifen bauen seit jeher auf den selben Mustern auf und wissen ihr Publikum in seltenen Fällen dennoch auch heute noch immer wieder durch interessante Variationen oder perfekt gewählte Stilmittel zu begeistern. Damit bilden jene Streifen den elementaren Gegensatz zu Filmen wie Sweet Insanity, die sich zwar auch althergebrachter Mittel bedienen, dabei aber mit einer solchen Lustlosigkeit vorgehen, dass das Resultat im freundlichsten Falle nur noch als absolute Verkörperung der puren Belanglosigkeit abgetan werden kann. Weniger freundlich gestimmten Filmkonsumenten hingegen ist es nicht zu verübeln, wenn sie diesen Streifen nach nicht einmal der Hälfte der 88 Minuten Gesamtspielzeit in hohem Bogen aus dem Player und von dort aus auf direktem Wege in den Sondermüll befördern, denn was sich der Regisseur Daniel Hess mit seinem Beitrag zum Slasher geleistet hat, ist in punkto Einfallslosigkeit und inszenatorischem Unvermögen schon fast nicht mehr zu toppen.
Zunächst einmal muss allerdings dennoch fairerweise zu Protokoll gegeben werden, dass es sich bei Sweet Insanity ganz offensichtlich um ein sehr kostengünstiges Independent-Projekt handelt, welches sich aufgrund seiner beschränkten Mittel im Grunde nicht einmal mehr als B-Movie bezeichnen darf. Das alleine macht jedoch noch lange keinen schlechten Film, allerdings scheidet ein Vergleich zu großen Namen wie Scream oder Düstere Legenden schon aus diesen simplen Gegebenheiten aus. Ein geringes Budget ist jedoch nicht das hauptsächliche Handicap des Films, schließlich haben auch andere Regisseure vor Daniel Hess mit ähnlich wenig Dollarn schon Passables auf die Beine gestellt. Woran Sweet Insanity aber an allen Ecken und Enden krankt, ist die absolut simple, vorhersehbare, geistlose und in dieser Form sicherlich schon ein paar hundert Mal dagewesene Pseudo-Story, die hierfür sicherlich aus dem Handbuch des einfachen Slasher-Einmaleins entwendet wurde. Der Film lebt das Klischee nicht voll aus, er betet es förmlich an und erklärt es zum einzigen Dreh- und Angelpunkt des gesamten Geschehens. Das beginnt folglich schon bei den Charakteren: Auf der einen Seite finden sich da die üblichen Teens rund um Hauptprotagonistin Stacey, die eigentlich allesamt nur Party, Alkohol und Sex in der Birne haben und ansonsten für keinerlei interessante Charakterisation zu gebrauchen sind. Natürlich darf dann auch die klassische Außenseiterin nicht fehlen. Wie es sich für Drehbuchautoren gehört, deren Intellekt wohl von zurückgebliebenem Schubladendenken beherrscht wird, entspringt diese Figur natürlich der Gruftie-Szene, schließlich gibt es da draußen auch heute noch genügend Vollpfosten, die diese Subkultur noch immer mit mitternächtlichen Ritualen und Satansanbetungen in Verbindung bringen. Gruftie-Girl Christina darf dementsprechend von Anfang an reichlich seltsam agieren, um auch ja niemanden daran zweifeln zu lassen, dass dieser Charakter etwas auf dem Kerbholz haben könnte.
Natürlich ist hier auch das genretypische Rätselraten um die Identität des Killers nicht weit und so wird kurzerhand noch ein alkoholsüchtiger Ex-Cop in die Story eingeführt, der früher wohl mal einen Jungen erschossen hat und seitdem nicht mehr alle Tassen im Schrank zu haben scheint. Dass man sich von derlei plumpen Irreführungen jedoch nicht täuschen lassen sollte, verrät bereits der Titel des Films, der den schlussendlichen Twist schon vorwegnimmt und Spannung ebenso im Keim erstickt, wie es auch die absolut unbeholfene Inszenierung fleißig tut. Ein geringes Budget an sich ist noch keine Schande, doch wenn schlecht ausgeleuchtete Kulissen und eine konstant spannungsarme Handlung dann derart amateurhaft und gelangweilt eingefangen werden wie hier, denn gebührt den Verantwortlichen definitiv Respekt dafür, diesen Bockmist auch noch international zu vermarkten. Visuell spielt Sweet Insanity in der Liga einer Amateurproduktion und wird auch von dem Cast der Schauspieler nicht gerade positiv bereichert. So agieren diese erwartungsgemäß allesamt überaus laienhaft, doch zumindest deckt sich das Talent der Schauspieler hier ungefähr mit dem Wiedererkennungswert ihrer Charaktere, für deren Schicksal man sich zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise interessiert. Wer bei dem ganzen Fiasko dann aber wenigstens auf ein zünftiges Schlachtfest zum Ausgleich hofft und sich von der Freigabe ab 16 Jahren noch nicht genug hat warnen lassen, der guckt ziemlich schnell ebenso in die Röhre, denn was einem hier diesbezüglich geboten wird, ist in jeder Hinsicht unspektakulär. Zwar schlägt der Killer einige Male zu, doch wenn es dann ans Eingemachte geht, dann hält sich ein Opfer bei einem Kehlenschnitt gar noch die Hände vor die Wunde, um zu veranschaulichen, dass weder die Geldmittel, noch die nötige Erfahrung vorhanden war, um solch einen Effekt solide darzustellen. Sweet Insanity lässt somit zu allem Überfluss noch jegliche Härte vermissen und entwickelt sich damit in Kombination mit dem primitiven Alibi einer Story endgültig zum wohldosierten Schlafmittel.
Fazit: Sweet Insanity ist insgesamt das grenzenlos banale Abziehbild eines stereotypen Slashers, dessen völlig platte Aufarbeitung uralter Klischees sich kaum noch in Worte fassen lässt. Zu der völligen Belanglosigkeit der Handlung gesellt sich schließlich noch eine billige und unbeholfene Inszenierung, die in ihrer amateurhaften Aufmachung sicherlich ihresgleichen sucht und selbst Gorehounds im Regen stehen lässt. Das Traurige bei alledem ist jedoch, dass es Sweet Insanity nicht einmal gelingt, seinem Publikum sonderlich viele negative Gefühle abzuringen, zu ungläubig starrt man hier unablässig auf das, was eigentlich nicht einmal als Rohfassung für einen Slasher durchgehen dürfte. Dass man das soeben Gesehene nach verstrichenen 88 Minuten schon direkt wieder vergessen hat, dürfte somit noch der größte Gefallen sein, den Regisseur Daniel Hess seinem Publikum mit diesem bis ins kleinste Detail austauschbaren Machwerk tut.