Kalla Malla
Jennifer (Cheryl Dent) hat die letzte Zeit in einer Nervenklinik verbracht, nachdem sie vor einiger Zeit einen Nervenkollaps erleidete und jemanden angriff. Als sich jedoch eine Verbesserung ihres Zustands bemerkbar macht, wird Jennifer, die bis vor kurzem als Pornodarstellerin arbeitete, wieder entlassen, um sich in die Obhut ihrer Eltern zu begeben. Die junge Frau hat jedoch andere Pläne. Als sie durch die kalifornische Wüste fährt, wird sie von zwei Rednecks überfallen und beinahe vergewaltigt, doch eine plötzlich auftauchende Bande von Hippies, unter der Führung von Damon Gray (Vin Crease), kann das Schlimmste gerade noch verhindern. Nach dieser Tat beschließt Jennifer, sich den Hippies anzuschließen. Diese sind gerade auf dem Weg zum "Slaughterhouse of the Rising Sun", wo sich einst eine schreckliche Mordreihe ereignet haben soll. Und als hätte man es nicht kommen sehen, kommt es kurz nach der Ankunft der Gruppe erneut zu seltsamen Todesfällen. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass Jennifer für die Taten verantwortlich ist...
Inwiefern kann es als gute Idee bezeichnet werden, einem neuen Projekt einen alten Stempel aufdrücken zu wollen? "Slaughterhouse of the Rising Sun" tut sein Bestes, um den Eindruck zu erwecken, ein Fundstück aus den 70ern zu sein, dazu war dem Regisseur keine Mühe zu groß. So wird vor dem eigentlichen Filmbeginn von einer "Texas Chainsaw Massacre" ähnlichen Erzählstimme davon berichtet, dass es sich bei dem nun folgenden Werk um einen lange verschollen geglaubten Streifen aus dem Jahr 1971 handelt. Natürlich ist das nur ein Fake, dennoch finden sich auf der offiziellen Internetadresse zum Film seitenweise Tatsachen zu den damaligen Dreharbeiten, sowie zu dem Fund und der Restauration des Films. Einfallsreichtum und Konsequenz darf man Vin Crease (sofern das der richtige Name des Regisseurs ist) also durchaus zusprechen, leider ändern all die Mühen nichts daran, dass "Slaughterhouse of the Rising Sun" als Horrorfilm kaum etwas taugt.
Während es Rob Zombie mit seinem "The Devil's Rejects" gelang, eine authentische und glaubwürdige Ehrdarbietung an die glorreichen 70er zu liefern, ist dieses Vorhaben in "Slaughterhouse of the Rising Sun" nur in den Ansätzen bemerkbar. In manchen Szenen kommen tatsächlich stilistische Paralellen zu Klassikern wie "Texas Chainsaw Massacre" und "Mondo Brutale" zum Vorschein, doch all zu oft ist Crease seinem Urpsrungsvorhaben dann doch nicht treu geblieben und arbeitete mit Verfremdungseffekten, schnellen Schnitten und anderen Techniken, die sofort erkennen lassen, dass die vielen Behauptungen um den Streifen ein einziges Lügenkonstrukt sind und es sich um eine neue Genreproduktion handelt. Nun, zu verschmerzen wäre dies ohne Frage, wenn es der Film denn schaffen würde, auf inhaltlicher Basis zu überzeugen, doch hier herrscht überwiegend Langeweile.
Aus der Grundstory hätte man sicherlich etwas machen können, wenn auch nur einen beliebigen Slasher, in dem eine Gruppe junger Leute zu einem verlassenen und mythenumrankten Haus fährt und dort meinetwegen von einer geisteskranken Sippe gemeuchelt wird. Das wäre zwar alles andere als innovativ, würde aber in den Terror-Ton der 70er passen und wäre allemal eine bessere Alternative als das gewesen, was uns Vin Crease und seine Crew stattdessen lieferten. Nach einer recht langen Einleitungsphase, in der sich Jennifer mit den Hippies anfreunden darf und dabei feststellen muss, dass es sich um eine Bande umherziehender Mörder handelt, ist bereits mehr als die Hälfte des Films ohne erkennbaren Höhepunkt verstrichen. Nach dem Eintreffen am "Slaughterhouse" wartet man darauf, dass der Streifen der FSK 18 Freigabe gerecht wird, um so größer ist die daraus resultierende Enttäuschung, denn was folgen soll, hat mit Horror reichlich wenig zu tun.
Jennifer wird von den Geistern ihrer anscheinend grausamen Vergangenheit eingeholt, was uns durch psychedelisch wirkende Farbspiele und Bildkompositionen vermittelt werden soll, sehr schnell aber einfach nur noch nervt. Dabei verliert man irgendwann absolut den Überblick über das, an einen Drogenrausch erinnernde Geschehen. Spannung kommt dabei zu keiner Sekunde auf, da man zuvor keinerlei Möglichkeiten hatte, sich mit den Charakteren anzufreunden, so dass nur noch mehr Desinteresse anhand des nicht nachvollziehbaren Geschehens entsteht. Bis auf die Tatsache, dass ab und an jemand den Löffel abgibt, erinnert nichts daran, dass man sich einen Horrorfilm ansieht, zumal alles beinahe blutleer abläuft. Lediglich eine Szene, in der sich ein Mann in einer Vision das eigene Gesicht zerschneidet, bleibt etwas länger im Gedächtnis haften, ansonsten ist graphische Gewalt und Gore hier Mangelware, weshalb schnell der Eindruck entsteht, dass das "Keine Jugendfreigabe" Emblem lediglich aufgedruckt wurde, um mehr Käufer anzulocken. Die größte, positive Überraschung ist indessen die, dass manche Schauspieler tatsächlich über Talent verfügen, wenn auch davon auszugehen ist, dass keiner von ihnen jemals auf eine große Karriere hoffen darf.
Fazit: "Slaughterhouse of the Rising Sun" ist selbst für Amateurfilm-geneigte Genrefans eine große Enttäuschung, da hier dreister Etikettenschwindel betrieben wird. Das deutsche Cover und die Freigabe ab 18 Jahren wecken Erwartungen, die der Streifen in keinster Weise halten kann, da von Horror hierbei nicht viel zu bemerken ist. Auch das Vorhaben, ein Fundstück aus den 70ern suggerieren zu wollen, ist letztendlich gescheitert. Alles in allem handelt es sich hierbei um ein beinahe undefinierbares B-Movie ohne Daseinsberechtigung, dem man trotz dem vielversprechenden Cover dringlichst aus dem Weg gehen sollte.