Joerg Melzer
Wo am Ende eines erfolgreichen Films Raum für eine Fortsetzung ist, da bastelt Hollywood oft ein Sequel und so auch im Falle von „French Connection“.
Nachdem der Gangsterboss Alain Charnier (Fernando Rey) dem Zugriff der New Yorker Polizei im Vorgänger entkam, folgt der Brooklyn-Bulle Jimmy ’Popeye’ Doyle (Gene Hackman) dem Verbrecher bis in dessen Heimat Marseille. Auf weitere Gesichter aus dem ersten Teil muss man leider verzichten, wobei vor allem das Fehlen von Roy Scheider wirklich schade ist, der als ruhiger Konterpart zu Hackmans Polterbullen immer die nötige Abwechslung bot.
Die örtlichen Behörden wollen Doyle aber gar nicht haben, also behandelt man ihn dementsprechend: Man verpasst ihm einen Schreibtisch direkt neben den Toiletten, behandelt ihn und seine Angelegenheiten mit null Respekt usw. Natürlich lässt sich Doyle das nie bieten, kontert und flucht wie ein Berserker, was für einen komödiantischen, aber nie klamaukigen Einschlag sorgt, der sich durch den ganzen Film zieht.
Doch auch Charnier wird darauf aufmerksam, dass ihm sein ärgster Widersacher ihm bis in die Heimat gefolgt ist. Da er sich an dem Mann, der ihm die wohl schmerzlichste Niederlage seines Gaunerlebens beibrachte, rächen will, lässt er Doyle gefangen nehmen und unter Drogen setzen…
„French Connection 2“ ist ein recht gelungener Actionkrimi, der jedoch schwächer als der Maßstäbe setzende Vorgänger abschneidet. Erfreulich ist die Tatsache, dass sich der Film stilistisch erneut von den meisten anderen Genrewerken abhebt: Wieder steht weitestgehend realistische Polizeiarbeit auf dem Plan und wieder geht es um Cop-Freundschaften, denn bald wird der französische Inspektor Henri Barthelemy (Bernard Fresson) zu Doyles Freund, nachdem beide ihre Differenzen überwunden haben. Da herrscht immer noch ein rauer Ton zwischen ihnen, aber langsam kommt ein Freundschaftsverhältnis auf, das auch die Ermittlungen erleichtert.
Als besonders wichtig erweist sich eben diese Freundschaft als Barthelemy Doyle nach der Entführung auf kalten Entzug setzen muss. Hier ist der Film schauspielerisch sehr überzeugend (vor allem Hackman ist wirklich klasse), doch die Handlung tritt auf der Stelle, da man Doyles Leiden doch etwas extrem ausgewalzt hat. Das ist in einem ohnehin nicht allzu temporeichen Film natürlich ein Problem und so verschenkt „French Connection 2“ an dieser Stelle leider eindeutig Potential.
Auch einen Actionhöhepunkt analog zu der Verfolgungsjagd aus dem Vorgänger kann „French Connection 2“ nicht bieten, dafür gibt es insgesamt mehr Action als im ersten Teil. Diese besteht aus kleineren Verfolgungsjagden und einigen Schießereien, die auch gut in Szene gesetzt wurden, aber bei John Frankenheimer auf dem Regiestuhl verwundert das auch nicht so. Der Showdown im Hafen bietet ein paar nette, optische Ideen (Egoperspektive) und endet ähnlich wie der Vorgänger sehr abrupt und drastisch – und ähnlich fies, wenn auch nicht ganz so böse.
Schauspielerisch muss man den mal wieder großartigen Gene Hackman honorieren, der als Doyle mal wieder alles gibt. Fernando Rey gibt den Schurken ebenso gut wie im Vorgänger, während Bernard Fresson im Vergleich zu Roy Scheider leider etwas abfällt und ein wenig blass bleibt. In einer kleinen Rolle mischt Ed Lauter gewohnt solide mit.