Berny23
„Ich hab’s dir ja gesagt — du hast wohl geglaubt, dass ich dich auf den Arm nehmen wollte. Es ist wahr: Die mit den blauen Augen, das sind die Kompliziertesten.“
Eine zu gleichen Teilen herzerwärmende als auch tragische Geschichte über die Passion fürs Kino und die Sehnsucht nach der nahezu unerreichbaren Liebe.
Zum Glück ist dieser Film aber nicht so eine Schnulze wie die meisten der im »Cinema Paradiso« gezeigten Schwarz-Weiß-Klassiker. Genial umgesetzt war der Alterungsprozess des Protagonisten Totò, der mit dem zunehmenden filmtechnischen Fortschritt und dem Übergang in einen weniger prüden Umgang mit dem Kino Hand in Hand geht.
Ohne hier zu viel zu verraten – Totò kommt nach vielen Jahren als alternder Mann zurück in sein Heimatdorf und wird zu Hause begrüßt. Diese Szene war interessant umgesetzt, weil sich die Kamera sehr lange auf dem Strickzeug der Mutter befindet, welches sich während ihres Rennens zur Haustür im Erdgeschoss langsam aufdröselt, bis die Kamera schnittfrei zum Fenster herüberschwenkt und man beide Figuren im Vorgarten sehen kann. Für sowas bin ich immer zu haben, nach kreativem Umgang mit dem Zuschauerauge dürstet es mich bei jedem Film wie einen Vampir nach Blut.
Die im Zitat angesprochene Blauäugige zieht den ebenso blauäugig gewordenen Jüngling übrigens so sehr in ihren Bann, dass er noch 30 Jahre später ganz im Stil Hitchcocks Vertigo in vielen Frauen plötzlich seine damalige Liebe zu entdecken glaubt. Ich vermute aufgrund der vielen gezeigten Romanzen-Klassiker auch tatsächlich, dass das eine Inspiration war.
Leider ist der Film dann doch noch etwas zu lang für meinen Geschmack, obwohl ich die extra Handlungsszenen der Director’s Cut zu schätzen weiß – da müsste man dann an anderer Stelle Kürzungen vornehmen.
Gesehene Fassung: Blu-ray (Director’s Cut) mit deutscher Synchro und stellenweise Originalton mit deutschen Untertiteln
Gesehen als Teil der Liste „101 Films You Must See Before You Die“.