Kalla Malla
Die frisch geschiedene Roslyn (Marilyn Monroe) lernt in Nevada den heruntergekommenen Cowboy Gay (Clark Gable) kennen, der mit zwei eigenwilligen Freunden (Montgomery Clift und Eli Wallach) auf Wildpferd-Fang geht. Das Verhältnis der vier Menschen ist von sexuellen und psychischen Spannungen geprägt. Als Roslyn erfährt, dass die Pferde für ein paar Dollar an eine Hundefutter-Fabrik verkauft werden sollen, explodieren vor der endlosen Weite der Wüste die aufgestauten Emotionen
»Misfits« ist ein Abgesang auf den klassischen amerikanischen Western und seine romantisierten Vorstellungen vom männlichen Helden. Alle Männer im Film sind zerstört und ihrer Illusionen beraubt. Gable als Gay versucht verzweifelt, das Image des harten Kerls aufrecht zu erhalten, bekommt aber einen Nervenzusammenbruch, als er seinen Sohn in einer Menge entdeckt. Clift - stark gezeichnet von seinem Unfall und ein Schatten seiner selbst - spielt einen zutiefst verstörten Mann mit krankhafter Mutterliebe, und Eli Wallach ist sich als Macho Guido nicht bewusst, dass er offenbar mehr für Gables Gay empfindet als ihm lieb ist...
»Misfits« war seiner Zeit so weit voraus, dass er beim Publikum nicht gut ankam. Dramatiker Arthur Miller hat seiner damaligen Ehefrau Marilyn Monroe die Rolle der Roslyn auf den Leib geschrieben, und ihre Darstellung ist so faszinierend, dass man sämtliche Starvehikel vergisst, in denen sie lediglich das dumme Blondchen spielen musste. Hier ist sie vielschichtig, neurotisch, nervös und zutiefst berührend. Es sollte ihr letzter vollendeter Film werden, ebenso der von Clark Gable, der nach den anstrengenden Dreharbeiten an Herzversagen starb. Umso tragischer ist es, ihm dabei zuzusehen, wie er sich in den Szenen der Pferdejagd völlig verausgabt. John Huston hat mit »Misfits« ein Meisterwerk geschaffen, das nicht jedem gefallen dürfte, aber den wahren Filmfan in Begeisterung versetzen wird. Ein Drama, das tief unter die Haut geht.
Wenig Handlung, viel Dialog, viel Psychologie.
Dies war der letzte Film mit Marilyn Monroe. Monroe spielte hier nicht wie so oft eine naive Blondine, sondern eine psychologisch glaubwürdige und moderne Frau. In wenigen anderen Filmen wie »Versuchung auf 809«, »Niagara« und »Bus Stop« konnte sie bereits beweisen, dass sie auch das schwierige Charakterfach beherrschte. Dass sie dazu in »Misfits – Nicht gesellschaftsfähig ihre beste Gelegenheit bekam, lag besonders an der Mitarbeit des renommierten Dramatikers Arthur Miller. Monroe war mit Miller verheiratet. Die Ehe zerbrach während der Dreharbeiten.
»Misfits – Nicht gesellschaftsfähig« war auch der letzte Film mit Clark Gable. Er starb kurz nach Beendigung des Films. Die Uraufführung am 1. Februar 1961 erlebte Gable nicht mehr.
Rückblickend hebt sich der Film damit ganz klar vom Hollywood-Mainstream der damaligen Zeit ab und wirkt zudem auch nicht unbedingt wie ein klassischer John Huston Film. Der symbolhafte Film ist deutlich dialoglastiger (und dementsprechend auch ab und zu etwas langatmiger) als Huston's andere Filme und hält sich auch bei der Action zurück - wobei der berühmt-berüchtigte Filmemacher zum Ende hin fast schon zum Rundumschlag ausholen kann und mit der gnadenlos-realistisch umgesetzten Mustang-Treibjagd einen Höhepunkt setzt, der die komplexen Persönlichkeiten der verschiedenen Figuren umso mehr verdeutlicht.
Tierschützer mögen heutzutage vielleicht (sicherlich zurecht) aufschreien und schockiert sein, aber gerade der wenig zimperliche Umgang mit den Pferden macht klar, dass der amerikanische Traum genau das ist: Nur ein Traum - und der war Anfang der '60er Jahre längst ausgeträumt!