Kalla Malla
**Ingmar Bergman** gilt als lebende Legende unter den Filmemachern und wird auch an Filmschulen gerne zitiert. Seine von Symbolik getränkten, tiefschürfenden Filme sind nicht nur durch die wundervolle Kameraarbeit von Sven Nykvist ein Fest fürs Auge, sondern überzeugen vor allem durch ihre tiefe moralische Botschaften, die den Zuseher zum Denken anregen. Die Jungfrauenquelle ist dabei keiner der Bergman Filme, die wirklich schwer zu verstehen sind, sondern vor allem ein Film der den Zuseher in eine moralische Zwickmühle führt.
Die hübsche, fast Engelsgleiche Bauernstochter Karin (**Birgitta Petterson**) ist zusammen mit der Schwangern Ingeri (**Gunnel Lindblom**) auf dem Weg zur Kirche. Auf dem Weg bekommt Ingeri Angst und will nicht weiterreiten. Deshalb wartet sie bei einem Bauern, während Karin durch den Wald weiterreist. Auf dem Weg trifft sie drei Brüder und teilt ihr Proviant mit ihnen. Doch diese vergewaltigen die Jungfrau und töten sie anschließend. Als sie daraufhin weiterziehen suchen sie gerade bei Karins Eltern unterschlupf. Doch Ingeri hat den Mord mit angesehen und den Eltern berichtet was geschehen ist. Karins Vater Töre (**Max von Sydow**) will sich nun blutig an den Mördern rächen...
Jeder dem diese Geschichte bekannt vorkommt, der dürfte wohl **Wes Cravens** Debütfilm The Last House on the left gesehen haben. Doch anders als dieses Eindimensionale Werk ist Bergmans Jungfrauenquelle ein poetischer Film, der den Zuseher zu einem moralischen Diskurs einläd. Bergman selbst war zum Start des Films zwar kein Unbekannter, hat er doch Cineasten bereits mit Das Siebte Siegel oder Wilde Erdbeeren auf sich aufmerksam gemacht, jedoch konnte erst der gewonnene Auslandsoscar für Die Jungfrauenquelle den Ausnahmeregisseur einer breiten Masse vorstellen.
Der Film ist im Prinzip in drei Teile zerlegt. Am Anfang folgt die Einführung der Charaktere. Hier ist zu beachten das Bergman seine Figuren bewusst überzeichnet um seine moralische Aussage zusätzlich hervor zu heben. Die reine Karin ist makellos und strahlt über alles hinweg während ihr die unattraktive Ingeri gegenübergestellt wird, die ein uneheliches Kind erwartet und deshalb von der Familie gemieden wird. Die Mörder selbst werden als das abgrundtiefe Böse dargestellt und schließlich ist Töre die einzige Figur die nicht vollkommen überspitzt wird, weil er sich am Ende von seinem Glauben abkehren muss um den Tod seiner Tochter zu sühnen. Der zweite Teil ist dann die Reise der Mädchen mit der Vergewaltigung Karins. Diese wird bedrückend inszeniert und der Zuseher wechselt während des Geschehens in die Position von Ingeri als Zuseher. Dabei muss man natürlich beachten dass diese Szene aus damaliger Sicht noch umstrittener ist, da soetwas noch nie auf der Leinwand zu sehen war. Der letzte Teil ist schließlich die Rache.
Die Jungfrauenquelle ist prinzipiell ein Film der relativ einfach zu verstehen ist, aber den Zuseher dennoch schwierige Fragen stellt. Wie würde man nur selbst handeln in einer solchen Situation? Bergman versteht es sehr gut eine tief berührende Geschichte zu erzählen und gleichzeitig schwerwiegende Fragen zu stellen. Natürlich webt er wie so oft religiöse Elemente mit ein, die den Zuseher zusätzlich beim moralischen Diskurs beeinflussen, aber niemals ein solches Symbolisches Ausmaß wie in anderen Bergman Filmen erreichen.
Die Geschichte des Films beruht auf einer alten schwedischen Legende und ist sowohl einfach, wie auch komplex. Das einfache Verstehen des Films fällt gewiss nicht schwer, jedoch ist die Auseinandersetzung mit seiner Theamtik durchaus anspruchsvoll. Zwar erreicht die Vergewaltigung nicht mehr ganz die Beklemmung wie damals, aber dennoch ist sie immer noch eine sehr aufreibende Sequenz die Niemandem kalt lassen wird. Cineasten werden sich an Bergmans Parabel über Schuld und Sühne sicher erfreuen.
_Fazit:_ Sowohl einfacher, wie auch anspruchsvoller Film von Altmeister Bergman.