Kalla Malla
Als "Jackass: The Movie" im Jahr 2002 wie eine Bombe einschlug, machten schnell Gerüchte um eine eventuelle Fortsetzung die Runde, doch laut der Aussage von Regisseur Jeff Tremaine sollte der Kinofilm gleichzeitig das Ende von "Jackass" bedeuten. Über mehrere Jahre sah es auch ganz danach aus, als sollte er Recht behalten, doch letztendlich waren es er und Johnny Knoxville, die den Stein für eine Fortsetzung ins Rollen brachten. Knoxville, der in den letzten Jahren meist damit beschäftigt war, seine richtige Filmkarriere voranzutreiben, schaute immer wieder mal für Gastauftritte bei "Wildboyz" vorbei und hatte schnell wieder Gefallen an verrückten Aktionen gefunden, so dass ihn Tremaine eines Tages zur Seite nahm und ihn auf ein Sequel zu "Jackass: The Movie" ansprach. Glücklicherweise ist es den Beiden gelungen, beinahe die komplette ehemalige Crew zusammenzutrommeln. Auf Raab Himself und Rake Yohn muss man dabei verzichten, was jedoch zu verschmerzen ist, da die Beiden onehin mehr ein Teil der "CKY" Videos waren. Mit der Wiedervereinigung der "Jackass" Crew kam schnell die Frage auf, ob die Chemie zwischen den Jungs überhaupt noch stimmen würde, doch anscheinend hat die Auszeit Wunder gewirkt, denn die Chaoten scheinen besser denn je zu harmonieren und haben den Vorgänger mit "Jackass Nummer Zwei" sogar noch bei Weitem getoppt.
Jeff Tremaine standen gut 11 Millionen Dollar zur Verfügung, die dazu verwendet werden sollten, das Sequel noch größer, noch besser und noch spektakulärer zu machen und es darf wohl behauptet werden, das ihm dies mehr als gelungen ist. Wer schon den Vorgänger für harten Tobak hielt, der wird seinen Augen hier wohl nichtmehr trauen, denn bei den wirklich wahnwitzigen Aktionen, die sich die Crew ausgedacht hat, wird selbst der abgehärtetste "Jackass" Fan ab und an noch zusammenzucken. Die absolut grenzüberschreitende Form, in der hier Masochistische Akte vollführt, menschliche Körper ans Limit gebracht und vulgäre Zoten geliefert werden, zeigt, dass die Crew ihren Zenit noch nicht überschritten hat. In bester Form und Laune kehrte man zu alten Höchstleistungen zurück. Während in "Jackass: The Movie" durchaus noch einige Längen vorhanden waren, ist "Jackass Nummer Zwei" ein einziges Highlight, ein Höhenflug, mit dem verglichen die Originalserie nicht selten absolut harmlos wirkt.
Nach einem beinahe schon episch anmutenden Intro, in dem die Chaotentruppe zu "The Ecstasy of Gold" aus dem Westernklassiker "Zwei glorreiche Halunken" vor 40 wilden Bullen durch eine typisch amerikanische Vorstadt flüchtet und dabei einer nach dem anderen überrannt oder anderweitig malträtiert wird, beginnt der Streifen sogleich mit einer Aktion, die klar macht, in welche Richtung sich das Ganze in den kommenden, 90 Minuten bewegen wird. Chris Pontius wickelt seinen Penis in ein Mauskostüm und serviert ihn einer aggressiven Schlange als Spielkamerad, die sich nicht zweimal bitten lässt und sogleich kräftig hineinbeißt. Das Ganze ist wie ein Puppentheater inszeniert, Knoxville hält Pontius' bestes Stück an einem Faden befestigt und reizt die Schlange, bis diese schließlich ihren Zweck erfüllt. Wer sich schon jetzt durch einen stark homorerotischen Unterton unwohl fühlt, der wird auf den Rest des Filmes gut verzichten können, denn so oft wie hier war die Masochistengruppe wohl noch nie unbekleidet zu sehen, immer wieder werden Hoden in Mitleidenschaft gezogen, Penisse durchs Bild geschaukelt, was, gemeinsam mit dem Auftritt von Schwulenikone John Waters, wohl durchaus für einen falschen Eindruck bei so manchem Zuschauer sorgen könnte.
Es ist schon erstaunlich, auf was sich die Jackasses alles einließen, um den ersten noch einmal zu toppen. Insbesondere Knoxville scheint keine Grenzen mehr zu kennen, bereits wenn seine Kollegen schon kurz vor einem Zusammenbruch stehen, ist er noch immer nicht zu bremsen. Wenn er sich laut lachend und mit verbundenen Augen in eine Arena stellt, darauf wartend, von einem herannrennenden Bullen durch die Luft geschleudert zu werden, dann merkt man, dass er wieder voll in seinem Element ist. Auch als Knoxville bei einem Stunt, bei dem er, auf einer Rakete sitzend, in die Luft geschossen werden soll, beim ersten Versuch beinahe ums Leben kommt, hat er noch immer einen Riesenspaß an den verrückten Aktionen. Der Ideenreichtum scheint dabei unerschöpflich. Egal, ob sich die Crew in einem vollkommen dunklen Zimmer mit Medizinbällen bewirft, bis alle beinahe besinnungslos am Boden liegen, oder ob man sich Blutegel auf Hoden und Augapfel setzen lässt, es ist immer etwas los und Durchhänger gibt es im Ganzen Film nicht.
Der Kot- und Ekelhumor wurde dabei etwas zurückgeschraubt, auch wenn dennoch von einem übermäßigen Verzehr von Lebensmitteln während dem Betrachten des Films abzuraten ist. Wenn nämlich erst das Sperma eines Hengstes "abgezapft" und dieses dann anschließend auch noch von Pontius getrunken wird, dann dürfte dies für schwache Mägen sicherlich schon zu viel des Guten sein. Natürlich beehrt einen auch Steve-O wiedermal mit einer seiner Fäkalaktionen, in diesem Fall lässt er sich zuerst mit Bier den Darm spülen, welches er im Anschluss (zumindest bei den entfallenen Szenen in der Bonussektion der DVD) auch noch trinkt. Jedoch würde man "Jackass Nummer Zwei" in keiner Weise gerecht werden, wenn man ihn als präbubertäre Ansammlung von Penis - und Kotspäßen abstempeln würde, da auch der Humorfaktor im Vergleich zum ersten Teil rapide nach oben geschossen ist. Wenn Knoxville als alter Mann verkleidet durch die Stadt läuft und dabei künstliche Hoden aus der Hose hängen lässt, bleibt kein Auge trocken. Wie auch in der Serie werden Passanten hier einige Male verarscht, auch wenn das eher im Hintergrund steht und aufgrund der enormen Popularität der Crew kaum, und wenn dann nur stark verkleidet möglich war.
Wer mit "Jackass" noch nie etwas anfangen konnte, der sollte auch diesen Film meiden, denn obwohl die Crew auch vermehrt auf Humor setzt, hat sich im Grundton nichts geändert, man fährt sogar noch härtere Geschütze auf. An einigen Stellen fürchtet man sogar regelrecht um die Protagonisten, die hier vereinzelt sogar erstmals Tränen fließen lassen. So wird Margera, der eine Schlangenphobie hat, in einen Käfig zu einer Königskobra gesperrt und bricht dabei in Panik aus, in einer anderen Szene lassen sich er, Knoxville und Dunn von Gummigeschossen beschießen, die zahlreiche Platzwunden und Blutergüße auf ihren Körpern hinterlassen. Für Fans ist der Film jedoch gerade deshalb eine Offenbarung, treibt er doch all das, wodurch die Serie schon zu begeistern wusste, gekonnt auf die Spitze. Symphatisanten der geisteskranken Crew werden den Film ohne Frage lieben, während sich alle anderen wahrscheinlich nur kopfschüttelnd fragen werden, wie man darüber lachen kann, wenn sich beispielsweise jemand einen Angelhaken durch die Backe stechen lässt und anschließend in ein Becken voller Haie geworfen wird.
Fazit: Mit "Jackass Nummer Zwei" ist es tatsächlich gelungen, den ersten Teil noch einmal zu toppen. Die Crew war beim Dreh in bester Laune und lieferte ein wahres Fest an spektakulären Aktionen, gegenseitigen Demütigungen, Fäkalwitzen und jeder Menge Unterhaltung. Für Fans der Chaotentruppe um Johnny Knoxville ist es absolute Pflicht, diesen Film schnellstmöglich zu sehen, da er vermutlich sogar das Beste darstellt, was die Jungs jemals abgeliefert haben. Der Kauf der DVD lohnt sich dabei in jedem Fall, da die Extras noch mit jeder Menge sehenswertem Material aufwarten, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Für mich als "Jackass" Fan ein absolutes Highlight, dem ich deshalb auch eine entspechende Bewertung gebe.