Kalla Malla
Es gibt selten den Fall, dass ein Filmtitel die komplette Story auf den Punkt genau zusammenfasst. Das spricht in diesem Falle zwar nicht für das erstaunliche Vokabular der Macher, sondern dafür, dass der Streifen ein klarer Fall von "Storycus Absentus" ist. Zu behaupten, "AFCN" drehe sich um Folter, wäre ein gewaltiges Understatement denn "AFCN" bietet nichts anderes. Zwar haben das einige auch schon zu "Hostel" gesagt, aber den Vergleich darf man an der Stelle mal ganz dezent weggrinsen.
Sich bei einem Film wie dem hier über keinen Tiefgang oder miese Charakterzeichnung (welche Charaktere?) auszulassen, wäre wirklich scheinheilig. Denn dieses Werk hat aus voller Absicht alles weggelassen, was einen Film normalerweise gut macht und kann nur anhand seiner Splatterszenen sowie der Tötungsideen bewertet werden. Wer den ähnlich amateurhaften und vorallem durch die Beschlagnahme nach §131 "berühmt" gewordenen Streifen "Das Komabrutale Duell" kennt, wird an der Stelle wissen von was ich rede.
Im Gegensatz zu diesem, hat "AFCN" Regisseur Sebastian Zeglarski wenigstens verstanden, dass Blut rot sein sollte und nicht kaffeebraun, aber man merkt eben auch, dass hier (noch) kein wirklich erfahrener Effektekünstler am Werk war. Vorallem in der ersten halben Stunde sind diverse Foltereien nicht nur leicht zu durchschauen, sondern wirken auch völlig unrealistisch. Egal ob das ein Penis ist, der aussieht wie eine schlecht bemalte Marzipan-Kreation, oder ob das Bohrlöcher im Oberschenkel sind, aus welchen schwarzes, scheinbar zu dick angerührtes Kunstblut, rauskommt.
Ich gehe einfach mal davon aus, dass der Film chronologisch über einen längeren Zeitraum gedreht wurde, denn die Effekte steigern sich mit zunehmender Laufzeit zusehends. Wer die zwiespältigen, ersten 30 Minuten hinter sich bringt, darf sich auf eine weitere knappe Stunde von dem freuen, was er eigentlich erwartet hat: billiges, aber irgendwie sympathisches Rumgesplattere, ohne den geringsten Sinn.
Erwähnenswert ist schließlich auch die Bandbreite der Folter. Kurzum: Nichts, was mir spontan einfällt, ist hier nicht vertreten. Da bleibt kein Baby ... äh ... Stein auf dem anderen, denn hier wird wirklich auf alles eingehackt, was rumliegt. Vorallem die Szene, in welcher ein Glasgefäß mit Stacheldraht und Rasierklingen auf ein männliches Geschlechtsteil gedrückt wird, macht hier so gar keinen Spaß und bleibt in ekliger und somit positiver Art und Weise im Gedächtnis zurück.
Was allerdings für massiven Punktabzug führt, ist der Score. Dieser ist eigentlich ein wenige Sekunden andauernder Synthesizer-Loop, der nahezu die ganze Laufzeit über vor sich hin düdelt und nach circa 20 Sekunden wieder von neuem startet. Wenn mich nicht alles täuscht, stammt dieser sogar aus Marcel Walz "Camp Corpses".
Ich habe heute "AFCN" zum zweiten Mal angeschaut und habe nebenbei meine iTunes Playlist laufen lassen, denn Dialoge gibt es in "AFCN" nicht und nach 5 Minuten Synthie-Gedudel schaltet man den Ton lieber ganz ab, ehe das eigene Ohr noch zu würgen beginnt und Brocken spuckt.
Wer Filme/ Filmreihen wie "Das Komabrutale Duell", "Kettensägenzombies", "Knochenwald", "Blutgeil", "Blutnacht", "The Butcher" oder "Violent Shit" - sprich all jene, welche inhaltlich noch Ittenbachs Frühwerke unterbieten, zu schätzen weiß, kommt am "Verfickt brutalen Albtraum" nicht vorbei. Etwas mehr Abwechslung im Scorebereich, sowie die Selbsterkenntnis, dass man nicht ganz geglückte Effekte im Nachhinein vielleicht doch besser hätte entfernen sollen, wären hier zu wünschen gewesen. Trotzdem ist der Film für alle Anspruchlosen zu empfehlen (das war keine Beleidigung, schließlich zähle ich mich da auch dazu) und Sebastian Zegklarski kann man ruhig mal im Auge behalten. Diverse auf Facebook oder YouTube zu findende Kurzfilme deuten daraufhin, dass er den Spaß am Sauerei machen nicht verloren hat und möglicherweise erwartet uns ja bald sein nächstes, abendfüllendes und partyanreicherndes Splatterfest! In diesem Sinne...