Kalla Malla
Die junge Schriftstellerin Cheryl (Virginia Bryant) hat sich ganz und gar dem Horror verschrieben und konnte mit ihren düsteren, authentisch wirkenden Gruselstorys schon viele Leser in ihren Bann ziehen. Kaum einer ahnt jedoch, dass sich hinter den unheimlichen Geschichten weit mehr verbirgt als die blühende Fantasie einer einfallsreichen Autorin. Seit frühester Kindheit wird Cheryl von entsetzlichen Albträumen geplagt, deren immer wiederkehrende Motive häufig als Vorlage für die Inhalte der Bücher dienten. Als Cheryl eines Tages gemeinsam mit ihrem Gatten Tom (Paolo Malco) und dem gemeinsamen Nachwuchs Bobby (Patrizio Vinci) ein altes Schloß in Italien bezieht, bringt dies leider nicht die erhoffte Ruhe in ihr Leben, sondern verschlimmert die Träume sogar noch. Während Vater und Sohn kaum eine Gelegenheit auslassen, die Wälder rings um das Schloß herum zu durchstreifen, wandert Cheryl immer häufiger alleine durch die Gemäuer. Dabei entdeckt sie eines Tages ein grauenhaftes Monster in den Gewölben, von dem sie von diesem Zeitpunkt an nicht nur gnadenlos gejagt, sondern auch auf ein Geheimnis aus ihrer Kindheit gestoßen wird...
Bei einem Filmtitel wie "Ghosthouse 2 - Das Ungeheuer lebt" würden wohl nicht nur Cineasten darauf schließen, dass es sich hierbei um die Fortsetzung eines ähnlich titulierten Werkes handelt. Jene logische Denkweise gestaltet sich hier jedoch als irrelevant, da die deutschen Verleiher Ende der 80er offenbar damit überfordert waren, einer damals anschwappenden Welle italienischer Spukhausfilme plausible Titel zu verleihen. Während die lustigen Stiefelbewohner zur damaligen Zeit einen Haunted-House-Reißer nach dem anderen in den Kasten brachten, verloren die Deutschen irgendwann komplett den Überblick und fügten vier der Spukhaus-Filmchen kurzerhand zur eigens titulierten "Ghosthouse"-Reihe zusammen, auch wenn diese Streifen von den Italienern nicht einmal als zusammenhängende Werke konzipiert waren. Die Pasta-Liebhaber schienen dafür derweil auch ihre Probleme zu haben, so lautet der Originaltitel von "Ghosthouse" nämlich "La Casa 3" und als "La Casa" 1 & 2 sind in Italien keine geringeren Filme als die ersten beiden Teile der kultigen "Tanz der Teufel"-Reihe bekannt. Die offiziellen Fortsetzungen zu "Ghosthouse" sind hierzulande jedoch nie als diese ausgewiesen worden, sondern erlangten ihre Berümtheit stattdessen unter den Titeln "Witchcraft" und "Horror House 2". Was wiederum als Blödsinn anzusehen ist, da der eigentlich dritte Teil der italienischen "La Casa", bzw. "Ghosthouse" Filme damit auch als Sequel zum amerikanischen Horrorfilm "House" verstanden werden könnte.
Wie man es auch dreht und wendet, letztendlich dürfte es dem Genre-Liebhaber außerordentlich schwer fallen, die Titel untereinander irgendwie zu ordnen und in ein vernünftiges Muster bringen zu können. Dies ist jedoch insofern zu verschmerzen, als dass die Filme großteils onehin nicht aufeinander aufbauen und für sich stets eine eigene Version der bekannten Spukhaus-Thematik an den Mann bringen. "Ghosthouse 2 - Das Ungeheuer lebt", auch als "Demons 3 - The Ogre" bekannt, ist für seinen Teil nun eine TV-Produktion von Lamberto Bava und muss aus heutiger Sicht nicht gerade als ein großer Klassiker des Horrorfilms anerkannt werden. Zu spannungsarm wird die Story über weite Strecken vorangetrieben, als dass der Zuschauer wirklich mit der jungen Schriftstellerin mitfiebern würde, die in einem alten Gewölbe nicht nur einem Monster, sondern auch einem Teil ihrer Kindheit begegnet. Für eine lange Zeit wird eine gruselige Stimmung lediglich durch Traumszenen erzeugt, in denen eben jenes Monster ein kleines Mädchen durch finstere Kellergefilde hetzt, was zwar an und für sich enorm spannend inszeniert wurde, zur Handlung über weite Strecken aber nichts hinzufügt.
"Ghosthouse 2" kommt bisweilen durchaus surreal daher, was zweifellos nichts Negatives sein muss, das Gesamtbild hier aber zu sehr dominiert. Atmosphäre und Spannung entstehen lediglich in den Wahnvorstellungen und Albträumen der Hauptprotagonistin, die restliche Handlung fällt dagegen äußerst flach aus. Die Kleinfamilie selbst wird kaum charakterisiert, lediglich mit zunehmender Spielzeit tun sich einige kleine Konflikte auf, die aus Cheryl's verwirrtem Verhalten resultieren und Tom alsbald glauben lassen, dass seine Frau ihren Verstand verlieren könnte. Dieses Problem ist dem Werk aber insofern zu verzeihen, als dass die Handlung zu jedem Zeitpunkt onehin nur als Alibi für eine durchaus sehenswerte Inszenierung fungiert. Unter diesem Aspekt überzeugt "Ghosthouse 2" wider Erwarten sehr und wartet mit detailverliebten und äußerst atmosphärischen Kulissen auf. Das Schloß selbst stellt schon die meisten Locations aus ähnlich gelagerten Filmen in den Schatten, doch auch die Ausstattung kann sich sehen lassen. Die langen Korridore, die staubbedeckten Zimmer mit ihrer altertümlichen Einrichtung, das spinnwebenverhangene Gewölbe, all das sorgt für eine wohlige Gruselstimmung.
Auch der Score kann sich mehr als nur hören lassen und überzeugt mit herrlich atmosphärischen Stücken, welche selbst die legendäre Band Goblin, bekannt für ihre Musikuntermalung vieler italienischer Horrorfilme, nicht hätte besser machen können. Style over substance ist es also, was Lamberto Bava hier bis zum Ende zelebriert. Dies macht "Ghosthouse 2" zwar durchaus zu einer reizvollen und gelegentlich sogar regelrecht kunstvoll angehauchten Angelegenheit, lässt auf der anderen Seite aber jedwede Storyentfaltung oder Spannungsbildung vermissen. Blut und selbstzweckhafte Gewalt sucht man hier desweiteren vergebens. Trotz der einen oder anderen madenbesetzten Leiche oder ähnlichem geht es hier ungewohnt harmlos zu, was das alteingesessene Horror-Publikum somit schnell langweilen dürfte. Es hätte dem Gesamtbild zudem sicherlich nicht geschadet, die Story mit einigen Infos zu dem Ogre, dem Monster im Gewölbe, zu füttern, doch somit bleibt "Ghosthouse 2" auch in dieser Hinsicht etwas blass. Erfreulicherweise kann aber letztendlich zumindest den Mimen ein annehmbares Schauspiel attestiert werden. Paolo Malco und Virginia Bryant überanstrengen sich in den Hauptrollen zwar nicht gerade, liefern ihre Rollen aber solide ab.
Fazit: Lamberto Bava hat mit "Ghosthouse 2" eine überdurchschnittlich inszenierte TV-Produktion hingelegt, die mit atmosphärisch eingefangenen Bildern und einem brillianten Score auf der einen Seite zwar zu gefallen weiß, aufgrund einer lahmen und undurchdachten Story aber vieles wieder zu nichte macht. Hätte man auch unter diesem Aspekt so viel Liebe zum Detail wie bei den Kulissen und dem Flair walten lassen, dann hätte dieses Werk das Potenzial für einen außerordentlich starken und denkwürdigen Horrorfilm mitgebracht. In dieser Form aber erscheint das Werk langatmig und bestenfalls in ein paar wenigen Momenten fesselnd. Kein Rohrkrepierer, aber sicherlich auch kein denkwürdiger Horror.