Kalla Malla
Während man vor 10 Jahren die Found Footage Filme an 2 Händen abzählen konnte, wird es einem heute eher schwer fallen, bei einen Großeinkauf nicht mindestens 3 Wackelkamerafilme einzupacken. Ob man sie mag oder nicht ist wie immer eine gewaltige Frage des Geschmacks, doch im Fall von "Bigfoot" sollte ich erwähnen, dass hier gar nicht so sehr rumgewackelt wurde, sondern der Kameramann wirklich bemüht war, ein möglichst ruhiges Bild abzuliefern. Das war dann aber auch schon alles was ich bin Bezug auf dieses Stilmittel sagen will, denn das Problem des Filmes liegt weit abseits seiner Kameraführung.
Als sich herausstellt, dass die Reality-Show des hochangesehenen Journalisten Sean Reynolds über paranormale Phänomene nichts weiter als eine große Täuschung ist, ist es schlagartig vorbei mit seiner Karriere. Doch Sean hat aus seinem Fehler gelernt und beschließt, zukünftig selbst Lügen über paranormale Phänomene zu enthüllen. Als er einen Nachrichtenbeitrag über den Bigfoot-Jäger Carl Drybeck sieht, sammelt er seine alte Filmcrew zusammen und macht sich auf, um ein Interview mit dem knorrigen Einzelgänger zu bekommen. Voller Tatendrang versucht er, Drybecks Schwindel auffliegen zu lassen, doch dann muss Sean feststellen, dass mehr an der Geschichte dran ist als erwartet. Im Wald wandelt ein seltsames, pelziges Wesen umher und wer sich ihm in den Weg stellt, muss um sein Leben fürchten...
Die Charaktere werden schnell eingeführt, die Motive irgendwo zwischen der Autofahrt und kurzen Märschen durch den Wald besprochen und auch die ein oder andere selbstironische Passage ist auszumachen. Beispielsweise weigert sich ein Schwarzer, dem Kamerateam als Tontechniker zu helfen, da er keine Lust darauf hat, Kanonenfutter für den eventuell existierenden Bigfoot zu werden.
Ehe man es sich versieht, sitzt die ganze Truppe schon in einer Holzhütte auf einer Lichtung im Wald, die von einem Waldschrat bewohnt wird, der, aus Angst vor dem Bigfoot, einen Strohmzaun um das Gebäude herum errichtet hat. Ab da kommen dann auch ein paar atmosphärische Momente auf, denn die Holzhütte, Geschichten am Lagerfeuer und komische Geräusche aus dem Wald sind prädestiniert dafür, stimmungsvoll die Angst vor dem Unbekannten zu schüren.
Sobald es dann jedoch zum Mittelteil des Filmes kommt und außer Geklopfe an der Hausfassade nichts passiert, erlischt jedoch die eigentlich gute Atmosphäre, da man zum einen solche Szenen viel zu wenig auskostet und zum anderen das penetrante Gebabbel der Leute anfängt zu nerven. Da hilft es dann auch nicht, dass man am nächsten Tag an der Hauswand einen - Achtung, kein Scheiß! - mies stinkenden Pissfleck sieht, denn scheinbar der Bigfoot im Übermut an die Fassade des Holzhauses gestrullt hat.
Das sind alles, wie ich finde, coole Ideen und auch das Setting, sowie die gute Synchro und die gut gefilmten Bilder sind wesentlich besser als man es von einem solchen Film erwarten würde, doch leider fehlt mir ab der 30 Minuten Marke einfach die Stimmung. Ich habe keine Ahnung an was das liegen könnte, aber vergleichbare Found Footage Filme wie "Incident In Lake County" oder "The Last Broadcast" haben mit ähnlich einfachen Mitteln wesentlich extremer am Nervenkostüm des Zuschauers gerüttelt.
Punkten kann dann aber schlussendlich der Twist am Ende, den ich so nicht kommen sah. Der letzte Satz des Filmes hat mir in dem Zusammenhang irgendwie echt einen Schauer über den Rücken gejagt und sorgt dafür, dass man dem Film seinen Spannungsdurchhänger gar nicht sooo übel nimmt.
Was mir an "Bigfoot - Der Blutrausch Einer Legende" am meisten gefällt ist, dass der Regisseur an vielen Stellen zeigt, dass er das Genre kennt und ganz gekonnt kleinere Brüche oder Anspielungen einbaut. Leider mangelt es nach dem doch recht stimmungsvollen Anfang zu sehr an Spannung und Atmosphäre und das, obwohl das Setting wirklich etwas hermachen kann.