Kalla Malla
Okay, die ersten Minuten von "Mutant Chronicles" muss man erstmal überstehen, bevor man in den Film eintauchen kann. Große Teile des Filmes wurden vor einem Greenscreen gedreht und mit CGI Effekten spart man auch nicht gerade. Doch wir reden hier nicht über eine Hollywoodproduktion, bei welcher visuelle Effekte in ähnlichem Maße vorkommen, sondern von einem B-Film, bei welchem man in nahezu jeder Einstellung sieht, dass After Effects und Co. für die Umgebung verantwortlich waren.
Doch genauso wie ich schon "Small Town Folk" in sich stimmig fand, oder mich das CGI Blut bei "Adam Chaplin" nicht stört, so ist es auch hier. Gestalten sich die ersten 10 Minuten durchaus als widerspenstig, so hat man sich spätestens beim ersten Schauplatzwechsel in das Kloster mit diesem visuellen "Stilmittel" abgefunden. Und siehe da: Es kam sogar der Zeitpunkt, an dem diese videospiel-/comicartige Darstellung mir richtig anfing zu gefallen.
Die (Back)story rund um die eingegrabene Maschine will zwar nicht so richtig Sinn ergeben und ist auch nicht zu Ende gedacht, wird aber erläutert. Somit stört man sich auch nur wenig an fehlenden Details oder der recht zweckmäßigen Charakterdarstellung. "Mutant Chronicles" verlässt sich nämlich in erster Linie auf seine dystopische Atmosphäre und die dreckigen Bilder.
Besagte Bilder sind nahezu vollständig entsättigt und lediglich Blut wird als knallrot dargestellt. "Sin City" mag jetzt der ein oder andere schreien, aber der Vergleich hinkt doch leicht. Auffallend ist aber, dass "Mutant Chronicles" dadurch jedoch konstant eine Stimmung hochhalten kann. Denn die Menschheit ist am Arsch, weswegen auch im Film nahezu keine Einstellung ohne Regen, Dunkelheit, Farblosigkeit oder kriegerischem Treiben auskommt.
Das alles passt dann unterm Strich visuell recht gut zueinander, genauso wie die CGI-Optik des Filmes in diesem Filmuniversum für sich auch Sinn ergibt. Denn die Menschheit hat schon lange ihren gesellschaftlichen und kulturellen Höhepunkt überwunden und stürzte zurück in ein neues Mittelalter, welches einen sichtbaren Steampunk-Touch hat.
Auch der Gorehound darf sich in die Hände klopfen, denn besonders in den ersten Minuten, als der Grenzkampf, der sicherlich nicht ohne Absicht an Schützengrabenkämpfe im zweiten Weltkrieg erinnert, stattfindet, gibt es einige zerschlagene Gesichter oder amputierte Extremitäten zu bewundern. Die meistens Verletzungen werden übrigens von den Mutanten verursacht, bei denen man sich wirklich Mühe im Design gegeben hat.
Wäre da jetzt nur nicht die Laufzeit von über 100 Minuten. Denn an so vielen Stellen (vorallem im ersten Drittel), geht dem Film die Puste aus. Er behält zwar seine Grundatmosphäre, aber einige Einstellungen werden wirklich bis zum Erbrechen ausgereizt, genauso wie kleinere Nebenhandlungen einfach unnütz daherkommen. Zum empfehlen sie hier der kürzere US-Director's Cut, bei welchem rund 10 Minuten an "Balast" entfernt wurde. Und ich bin der festen Überzeugung, dass diese kürzere Filmfassung dem Film wirklich zu Gute kommt (die Gewalt blieb in besagter Version übrigens unangetastet).
"Mutant Chronicles" könnte man am ehesten als "Starship Troopers" und "Frankensteins Army" trifft auf "Deathwatch" und "Wächter Der Nacht" bezeichnen. Der Film ist in der Tat ein kleines Epos und vorallem ein liebevoll gemachter und in den Actionszenen rasanter B-Film, der einem entweder gefällt, oder eben überhaupt nicht. Man muss mit dem CGI und der ganzen Greenscreen Sache zurecht kommen, sowie ein paar wenige Längen in Kauf nehmen. Ansonsten bekommt man einen dystopischen Kriegsfilm mit Thomas Jane und Ron Perlman geliefert, von welchem ich wirklich gerne eine Fortsetzung hätte...