Kalla Malla
Sieben Fremde treffen sich aus mysteriösen Gründen in einem einsamen englischen Landhaus. Als einer von ihnen glaubt, die anderen aus einem Traum zu kennen, fühlen die sich an eigene unheimliche Erlebnisse erinnert. Im Laufe des Tages erzählen sie einander ihre furchtbaren Geschichten. Als die letzte der fünf Episoden endet, ist es finstere Nacht - und die Fremden erfahren endlich den schrecklichen Grund, warum sie sich im Landhaus eingefunden haben.
»Traum ohne Ende« (»Dead of Night«) bewahrt sich im Gegensatz zu vielen anderen Episodenfilmen, die wegen der unterschiedlichen Qualität der Episoden oft nicht homogen wirken, durchgehend seine alptraumhafte Qualität und düstere Spannung. Die Episode, die sich deutlich von den anderen in Ton und Stil unterscheidet, die Gesamtstimmung aber nicht stört, geht eher in Richtung Schwarze Komödie (kein Wunder, Regisseur ist der geniale Charles Crichton, der über 40 Jahre später noch »Ein Fisch namens Wanda« inszenierte) und bietet den Darstellern Basil Radford und Naughton Wayne die Gelegenheit, ihr skurriles Duo aus Alfred Hitchcocks »Eine Dame verschwindet« zu wiederholen.
Die übrigen Segmente erzählen von einem unheimlichen Leichenwagen, der Begegnung mit einem Geist während einer Weihnachtsparty (sehr stimmungsvoll und mit zarter Poesie von Alberto Cavalcanti inszeniert), sowie in der wohl besten und nervenzerrendsten Folge von einem verhexten Spiegel, der seinen Besitzer in den Wahnsinn treibt. Die berühmteste Episode schildert, wie eine Bauchrednerpuppe von ihrem Puppenspieler (Michael Redgrave) Besitz ergreift. Diese und die Spiegel-Episode sind Bravourstücke an Spannung, schleichendem Grauen und schockierenden Wendungen. Die Darsteller spielen allesamt auf höchstem Niveau. Freunde des gepflegten Schwarzweiß-Horrors, dessen Wirkung sich mehr im Kopf des Zuschauers als auf blutgetränkter Leinwand abspielt, werden hier ihre Freude haben. Er spielt in einer Liga mit Geisterfim-Klassikern wie »Schloss des Schreckens« und kann auch heute noch Gänsehaut erzeugen.
»Traum ohne Ende« aus dem Jahr 1945 ist ein anerkannter Klassiker des Horrorfilms, ein Meisterstück des subtilen Grauens, der ein ganzes Genre (den Horror-Episodenfilm) aus dem Nichts erschuf, und dessen Einfluss sich auch heute noch in Werken wie »The Sixth Sense« oder »Dead Silence« wieder findet. Nachdem während des 2. Weltkrieges in Großbritannien keine Horrorfilme produziert und aufgeführt werden durften, war »Traum ohne Ende« bei seinem Erscheinen ein Riesenerfolg und galt sofort als bedeutende britische Produktion.
In den USA empfand der Verleih die Spieldauer des Films als zu lang und schnitt einfach zwei Episoden heraus. Das hatte zur Folge, daß das Publikum sich fragte, warum sich die beiden Personen, die eigentlich auch etwas zu erzählen haben, überhaupt unter den Protagonisten befanden. In Deutschland wurde 1947 ebenfalls nur die amerikanische Fassung aufgeführt. Erst gegen Ende der 80er Jahre strahlte das ZDF den Film mit einer neuen Synchronisation in seiner vollen Länge aus.
Fazit: Episoden-Horrorfilm vom Feinsten. Geeignet für jeden, der Schwarzweiß-Horrorfilme zu schätzen weiß oder einfach mal einen Horrorfilm früherer Tage erleben will.