Joerg Melzer
Das Saufspiel des Jahres:
Jägermeister aufn Tisch, „Rambo II“ einlegen und dann jedes Mal einen kippen, wenn im Film einer den Löffel abgibt.
Voraussichtliche Durchhalteprognose bis zum „K.O.“: ca. 20 Minuten.
War „Rambo 1“ noch ein sehr sozialkritisch angehauchter Actionfilm, ja fast ein Anti-Kriegsfilm,
gibt’s in Teil 2 ausschließlich mit dem Dampfhammer auf die Omme.
John Rambo lässt sich, weil das Feuer des Krieg ja immer noch in ihm lodert und unten in Fernost schließlich noch Kriegsgefangene auf Rettung warten, erneut für den Wehrdienst verpflichten und zieht als Ein-Mann-Armee gegen schmierige Schlitzaugen und korruptes Kommunisten-Gesocks ins Gefecht.
Das ist zwar an Dämlichkeit kaum zu überbieten, darf aber echt nicht so eng genommen werden, denn wer hier anfängt, ernsthaft nachzugrübeln oder zu hinterfragen, steht dieses Schlachtfest der Hohlheit garantiert keine fünf Minuten heilen Hirnes durch.
Trotz Teil 1, in welchem er nebenbei bemerkt noch bis zum Äußersten provoziert werden musste, um Gewalt anzuwenden, und in welchem auch sein altes Kriegstraumata aufbrach,
hat Rambo also plötzlich wieder voll Bock auf Krieg, Morden und Vaterland verteidigen und so.
Von dem verschüchterten Zen-Schaf aus Teil 1, das nur zum Werwolf wurde, wenn es sich in die Enge getrieben fühlte, ist in Teil 2 nichts mehr übrig.
Hier wird erst geschossen, dann nachgeladen und noch mal volles Rohr draufgehalten, bevor sich vergewissert wird, ob der Durchsiebte nicht vielleicht doch nur der Postbote war.
Handgranaten, Panzerfäuste, das Riesenmmesser aus Teil 1 und beim Ballern mit dem MG laut grölen und „Yippie Yeah!“ schreien – das macht Laune!!!
Unterm Strich also eindeutig ein Film für Männer!
Bleibt nur die Frage offen: Für welche Art von Männer? Etwa für dumme Männer???
Ne, so was gibbet doch jarnich…
Sei’s drum:
Der Streifen zeigt mal wieder, wie einfach es doch ist, ganz allein und nur mit einem feuchten Taschentuch bewaffnet, hunderten, bis an die Zähne gerüsteten Gegnern die Lebenslichter auszupusten.
Er zeigt dies auf überaus pathetische und selbstzweckhafte Weise, ergo: alles außer der Action ist hier wirklich, wirklich schlecht und strotzt nur so vor Blödheit und „Uncle Sam“-Werbung.
Kostprobe:
„Der Krieg - alles was hier passiert ist, war falsch, aber deswegen darfst du dein Vaterland nicht hassen!“
- „Hassen??? ...Ich würde dafür sterben!“
Wie heißt es so schön: Ami-Supermänner sind uns überlegen!
Ich fasse zusammen:
Rambo ballert sich die Seele aus dem Leib, legt ein ganzes Dschungel-Dorf in Schutt und Asche und schwingt dazu wie ein Orang Utan gröhlend die Flagge der USA – da werden Männerträume wahr!!!
Ist das nun rassistisch? ...Oder patriotisch?
Nein, das ist einfach nur strunzdämlicher, gewaltverherrlichender (Pluspunkt!) und absolut hirngewichster Bockmist, der in der richtigen Stimmung betrachtet oder in Gesellschaft aber durchaus Laune machen kann.
Allein sind mir die Logikfehler und die Fadenscheinigkeit der lückenfüllenden, überaus Alibi-haften Handlung immer dermaßen ins Gesicht gesprungen, dass es schon fast unerträglich war.
Aber in geselliger Runde macht „Rambo II“ echt Spaß. Ich hab’ zwar nicht wirklich mitgezählt, aber wenn man das oben erwähnte Saufspiel echt durchführen würde, könnte man sich auf einen ziemlich rauschigen Abend einstellen (geschätzter Bodycount so zwischen 40 – 50!!!).
Die Szene, in der Rambo mit dem Hubschrauber aufräumt, und die, in der er mit den explodierenden Pfeilen rum schießt, rocken allerdings auch nüchtern betrachtet ziemlich derbe.
Fazit daher:
USA! USA! …Ein absoluter Klassiker in Sachen Hirntot-Action – Brachial, kompromisslos, pro-amerikanisch!
Für CGI-Hasser, Fans von guter, alter Handarbeit und Freunde sinnloser Gewalt ein absolutes Muss!