Kalla Malla
Bens autistische Tochter Sarah liegt schwer angeschlagen im Krankenhaus, doch auch dort scheint es kaum Aussicht auf eine Besserung ihres Zustandes zu geben, stehen die Ärzte der rätselhaften Erkrankung doch völlig ratlos gegenüber. Als bei einer Kernspintomographie schließlich noch die Geräte durchbrennen, hat Papa Ben die Faxen endgültig dicke und beschließt, Sarah des Nachts heimlich aus dem Krankenhaus zu schaffen. Der reibungslosen Durchführung seines Plans wird dann jedoch vom Fahrstuhl ein Strich durch die Rechnung gemacht, als dieser auf dem Weg nach unten urplötzlich stehenbleibt. Noch ehe Ben und eine handvoll anderer Personen, die sich zu diesem Zeitpunkt ebenfalls im Lift befinden, so recht wissen, wie ihnen geschieht, öffnen sich die Türen wieder, doch nun sollen die unheimlichen Vorgänge erst so richtig beginnen. Das Spital scheint mit einem Mal menschenleer und von einer bedrohlichen Aura erfüllt, was die Anwesenden alsbald jedoch weitaus weniger beunruhigt als die Tatsache, dass sich ihnen plötzlich übellaunige Dämonen aus einer anderen Dimension an die Fersen heften. Während die bunt zusammengewürfelte Truppe kurz darauf nicht nur um ihr Überleben kämpfen muss, sondern sich auch die Regeln von Zeit und Raum außer Kraft setzen, verdichten sich die Anzeichen dafür, dass womöglich die authistische Sarah der Schlüssel zum Mysterium sein könnte...
Seit die finnischen Rocker von Lordi mit ihrer eingängigen Kombination aus ohrwurmlastigem Hard Rock und aufsehenerregender Gruselkostümierung die Bühne des Eurovision Song Contest unter sich erbeben ließen und damit einen der beachtlichsten Siege in der Geschichte des Musikwettbewerbes einfuhren, dürften im Grunde selbst die letzten Rockmuffel mehr oder minder gewollte Bekanntschaft mit der monströsen Heavy-Formation gemacht haben. Weitaus weniger geläufig dürfte indessen die Tatsache sein, dass die finnischen Monster rund um Frontmann Tomi "Mr. Lordi“ Putaansuu ihrer offensichtlichen Leidenschaft für den Horrorfilm nicht nur in ihrer Musik Ausdruck verliehen, sondern im Jahr 2008 schließlich die Produktion ihres ersten, abendfüllenden Spielfilms Dark Floors in die Wege leiteten. Die Voraussetzungen hierfür hätten grundlegend nicht besser sein können, schließlich ruft die fünfköpfige Truppe nicht nur mit den aufwändig gestalteten Kostümen sofort Erinnerungen an klassische Schreckgestalten des Horrorfilms wach, sondern bewies auch mit ihren hochwertigen Musikvideos (u.a. zu "Blood Red Sandman") immer wieder ein geschicktes Händchen für charismatische Genre-Reminiszenzen. Und wenn wir uns nun noch einmal in Erinnerung rufen, dass mit Rob Zombie vor nicht all zu langer Zeit bereits einem anderen Schockrocker der Sprung vom Musiker zum gefeierten Horror-Regisseur gelang, warum also sollte man nun ausgerechnet den geradezu prädestinierten Rockmonstern von Lordi die Möglichkeit verwehren, es dem vermeintlichen Vorbild gleichzutun? Well, dass Dark Floors letztendlich ein bahnbrechend desaströser Reinfall auf allen Ebenen werden würde, hätte zu diesem Zeitpunkt ja auch noch niemand ahnen können.
Dass die Regie dieser Einschlaftablette dabei nicht den Bandmembern selbst, sondern einem gewissen Pete Riski oblag, kann in keinster Weise als Entschuldigung für Mr. Lordi und seine Mitstreiter durchgehen. So geht ein großer Teil der Story auf das Konto der Band selbst, welche gerade aufgrund ihrer Liebe zum Horrorfilm bereits nach kürzester Zeit hätte erkennen müssen, welch inhaltsarmen Nonsens sie da gerade auf Zelluloid bannt. Aufgewertet wird diese Unterwanderung jedweden gehaltvollen Filmschaffens dann auch nicht gerade dadurch, dass Dark Floors mit einem Budget von über 4 Millionen Euro den Status als teuerster finnischer Film aller Zeiten trägt. Für diese lahmarschige und unbeholfene Entschuldigung eines Horrorfilms war dafür aber ohne Frage jeder Cent zu viel, warten Pete Riski und seine kostümierten Recken hier doch mit rein gar nichts auf, was den versierten Genrefan auch nur ansatzweise aus seinem seligen Schlummer reißen würde. Hier wurden die gegebenen Möglichkeiten allesamt mit Karacho an die Wand gefahren, hätten die Kulissen des verlassenen und heruntergekommenen Krankenhauses doch ebenso viel Potential beherbergt wie die unerwartet solide Inszenierung des Films, welche spontan an die Produktionen von Dark Castle Entertainment á la Haunted Hill erinnert. Was uns Dark Floors aber letztendlich offeriert, ist neben einer völlig konfusen Story und der debilen Selbstinszenierung der Band vor allem das pausenlose Stolpern unterforderter Schauspieler durch ein viel zu dusteres Setting, das einen schnell jede hierin investierte Minute kostbarer Lebenszeit schmerzlich bereuen lässt.
Um nun aber auch einmal Licht ins Dunkel dessen zu bringen, was sich hier als Story ausgibt, sei so viel erläutert: Was sich zunächst als klassischer Monsterhorror nach altbekanntem Strickmuster ausgibt, legt alsbald eine satte Wendung hin und fährt einen derart verworrenen und sinnentleerten Pseudo-Anspruch auf, dass man den Verantwortlichen ihr Drehbuch am Liebsten links und rechts um die Ohren dreschen möchte. Dass die Protagonisten die Grenzen der Realität hinter sich lassen und für den Rest des Debakels durch eine dämonische Parallelwelt irren, wäre ja noch einigermaßen hinnehmbar, wenn uns Dark Floors nicht permanent mit neuen Ideen der geistigen Umnachtung weitere Twists suggerieren würde, die überhaupt keine sind, sondern den Plot nur noch unverständlicher und konfuser werden lassen. Da gibt es Zeitsprünge, Metaphern um blaue und rote Buntstifte, eine offensichtlich mit den Monstern in Verbindung stehende Autistin, sowie ein ebensolcher Charakter eines geistig umnachtenden und scheinbar übersinnlich begabten Penners, der die gesamte Spieldauer über kryptische Andeutungen in die Runde raunen darf. Wie sich all das jedoch mit dem Plot um einige mordlüsterne Heavy-Metal-Monster in Verbindung setzen lässt, war wohl selbst den Drehbuchheinis zu hoch, weshalb wir nach einem offenen Ende und keiner einzigen Antwort schließlich so schlau wie zuvor in den Abspann gehen. Na, vielen Dank auch.
Während es im gesamten World Wide Web keinen einzigen Rezensenten zu geben scheint, der aus dem Plot von Dark Floors auch nur ansatzweise schlau zu werden vermag, so enttäuscht das Debutwerk der finnischen Rocker auch beim kläglichen Versuch, mit den typischen Eigenschaften eines Horrorfilms zu punkten. Das Verhalten der Charaktere ist stereotyp und vorhersehbar, zumal innerhalb des gesamten Casts auch nur der aufopfernde Vater Ben sowie dessen an den Rollstuhl gefesselte Tochter so etwas wie Sympathien wecken können, der Rest ist nichts weiter als Ausschussware. Spannung vermag hier allerdings schon deshalb nicht zu entstehen, da sich der Plot nach den immer gleichen Strickmustern quälend langsam auf das Ende seiner 82 Minuten zubewegt. In voller Kostümierung bekommt jedes Bandmitglied seinen kurzen Auftritt spendiert und darf die Protagonisten kurzzeitig durch das stockdunkle Szenenbild scheuchen, was angesichts des Beliebtheitsgrades der Band aber nicht einmal beim präpubertären MTV-Publikum für einen Anflug von Gänsehaut sorgen dürfte. Als reiner Fanfilm dürfte Dark Floors daher gerade noch herhalten können, doch wer sich das Werk in Erwartung brauchbarer Horrorkost zu Gemüte führt, dürfte sich nach kürzester Zeit bereits schwer veräppelt fühlen, bleiben Unbehagen oder eventuelle Gore-Leckereien bei der lahmen Selbstinszenierungschose der Band doch gänzlich auf der Strecke. Dieses Debakel kann dann auch von einer Riege halbwegs bekannter Schauspieler wie Noah Huntley (28 Days Later), Ronald Pickup (Prince of Persia) oder William Hope (Sherlock Holmes) nicht mehr aufgewertet werden.
Fazit: Dark Floors ist insgesamt die gänzlich verpasste Chance einer talentierten Rockformation, sich auch im Horrorfilmbereich ein entsprechendes Denkmal zu setzen. Stattdessen präsentiert sich das unsinnige und hochgradig langatmige Machwerk als uninspirierter Schnellschuss ohne jedweden brauchbaren Wert für das angepeilte Genre, der einzig den unerschütterlichen Lordi-Fans noch einige dezente Glücksmomente bescheren dürfte, wenngleich auch diese kaum leugnen dürften, welch schnarchigen und überflüssigen Rohrkrepierer sich ihre kostümierten Rockidole da geleistet haben.