Kalla Malla
Der australische Cop Phillip Jackson (Jack Thompson), der darauf spezialisiert ist, im Internet perverse Verbrechen aufzudecken, konnte wieder einmal einen weiteren Erfolg für sich verbuchen, als er in Deutschland auf frischer Tat einen Mann stellte, der einem anderen den Penis abschnitt und den Mann außerdem schlachten wollte. Die extremen Abscheulichkeiten, mit denen Phillip in seinem Beruf konfrontiert wird, nagen zwar sehr an ihm, doch er denkt nicht daran, seinen Job an den Nägel zu hängen.
Als er eines Tages wieder durchs Netz surft, und dabei auf die typischen Pädophilen, Fäkal und Tierpornoseiten stößt, gerät er auch auf eine Seite für Fettfetischisten, auf der man via Webcam zuschauen kann, wie ein sogenannter "Feeder" seine Frauen auf über 300 Kg mästet. Als eine der Frauen plötzlich verschwindet, fährt Phillip entgegen dem Willen seines Vorgesetzten nach Toledo in Ohio, bis wohin er die Spur per Laptop verfolgen konnte. Dort wird er auf einen Mann namens Michael Carter (Alex O'Loughlin) aufmerksam, der offenbar der gesuchte Feeder zu sein scheint. Der Cop verstrickt sich immer mehr in den Fall, bis es kein zurück mehr gibt und er einer entsetzlichen Tatsache auf die Schliche kommt. Allem Anschein nach schlachtet Michael die Frauen, wenn sie genug Gewicht auf die Waage bringen, um ihr Fett dann den nächsten Frauen zu verabreichen...
Was Phillip nicht ahnt, ist dass Michael längst auf ihn aufmerksam geworden ist. Es entwickelt sich ein gefährliches Katz und Maus Spiel, wobei Phillip gehörig unter Zeitdruck steht, denn die nächste Frau hat bereits ihr Idealgewicht erreicht und Michael wetzt bereits das Schlachtermesser..
Auch wenn Sprüche wie "Da gibt es doch schon längst nichts neues mehr zu sehen" gerne mal in Verbindung mit dem Horrorgenre vom Stapel gelassen werden, ist "Feed" das beste Beispiel dafür, dass die Ideen für geschmacklose Psychofilmchen noch längst nicht ausgeschöpft sind, auch wenn der australische Film kein Horrorfilm im eigentlichen Sinn ist, sondern eher in die Richtung von "Saw" geht. Brett Leonard legt es ganz klar darauf an, seinem Publikum einen Film zu präsentieren, den dieses lange nicht mehr vergessen wird, was er auch voll und ganz geschafft hat und das sicherlich nicht nur der Ekelszenen wegen. "Feed" gehört ohne Frage zum Besten, was ich in dieser Richtung seit "Saw II" gesehen habe.
Hier wird wirklich keine Möglichkeit ausgelassen, Tabus zu brechen und Geschmacklosigkeiten zu zeigen, was zwar nicht im Minutentakt geschieht, aber dafür sorgt, dass "Feed" keinesfalls für den Mainstream Konsumenten zu empfehlen ist. Dies fängt schon mit der Selbstverständlichkeit an, mit der wir in Phillips Berufsalltag blicken und uns somit mit Leuten auseindersetzen müssen, die sich an Urin oder Pferden aufgeilen, oder in Extremfällen sogar Menschen schlachten und deren Penis in der Pfanne braten. Diese Szene, die uns am Anfang gezeigt wird, soll in Deutschland spielen und ist natürlich klar von Armin Meiwes, dem "Kannibalen von Rothenburg" inspiriert. Die Idee, diesen wahren Fall in "Feed" einzubauen halte ich für eine durchaus gute Idee, da das dem Ganzen eine große Portion zusätzlicher Glaubwürdigkeit verleiht.
Doch auch für die Hartgesottenen Freaks, die sich von so etwas längst nicht mehr abschrecken lassen, gibt es noch einiges zu bestaunen, so sind zum Beispiel die fetten Frauen, auf die die Kamera oftmals Minutenlang draufhält, ziemlich ekelerregend geraten. Natürlich empfinde ich dicke Frauen im Allgemeinen nicht als abstoßend, doch wenn wie im Fall von "Feed" Damen ab 300 Kilo aufwärts gezeigt werden, die in ihrer eigenen Kotze liegen und dabei immer noch um mehr essen betteln, dann ist dies nicht gerade eine optische Freude. Doch natürlich belässt es Brett Leonard nicht nur dabei, es geht noch weiter, etwa wenn Michael Carter den beleibten Damen das Fett der zuvor geschlachteten Frauen per Schlauch einverleibt. Das krasse daran ist, dass dies den gemästeten gefällt und sie sich gerne von den "Feedern" dominieren lassen. Wie den meisten geläufig sein dürfte, ist dies keinesfalls der kranken Fantasie eines Drehbuchschreibers entsprungen, sondern Realität und hat sich im Internet längst etabliert.
Wer nun glaubt, dass an fetten Frauen nichts ekelerregendes sein kann, der soll sich den Streifen ansehen und sich eines besseren überzeugen. Gewalt bekommen wir zwar erst zum Schluss zu sehen, dafür dann aber im Übermaß, etwa wenn Michael Phillip betäubt und ihm Fett unter die Haut spritzt, was sich Phillip anschließend unter Schmerzen wieder herausschneiden muss. Man sollte definitiv einiges vertragen können, wenn man sich "Feed" zu Gemüte führt, doch bringt man diese Voraussetzung mit, erwartet einen ein Film, der sich, was die Aufmachung angeht, keinesfalls vor ähnlichen Filmen wie "Saw" verstecken muss.
"Feed" ist nämlich sehr rasant geschnitten und ganz klar auf die heutige Filmgeneration ausgerichtet. Das Geschehen präsentiert sich in einer Optik, die an ein Musikvideo erinnert, und oftmals die selben Merkmale aufweist, was da wären die bereits erwähnten, schnellen Schnitte, die einfallsreichen Überblendungen und die abwechslungsreichen Kameraansichten. Ich hätte es im Voraus sicherlich niemals erwartet, doch "Feed" ist tatsächlich einer dieser kranken Filmchen für die sogenannte MTV-Generation. Viele Szenen werden mit einer gehörigen Portion Ironie gewürzt oder mit einer fast schon lächerlich fröhlichen Pop Musik unterlegt, die eher Stimmung verbreitet, als dass sie Atmosphäre entsehen lässt.
Somit sollte hier jeder zugreifen, der mal wieder etwas ziemlich abgefahrenes, fieses und verrücktes sehen will und gleichzeitig nichts gegen eine moderne Aufmachung hat, die im Stile eines Musikvideos daherkommt. Natürlich ist "Feed" in einigen Szenen alles andere als appetitfördernd, was aber nichts daran ändert, dass er ein schnell inszenierter Unterhaltungsfilm voller kranker Ideen, Sex und Selbstironie ist, den jeder sehen muss, der auch schon "Saw" mochte.
Fazit: So abstoßend die Grundthematik des Films, so leicht verdaulich ist das Endresultat, das sich als perfekter Stimmungsmacher auf Filmabenden herausstellt, vorausgesetzt natürlich, man hat etwas übrig für groteske, teilweise widerwärtige Filme. Ich jedenfalls habe schon lange keinen derartigen Knaller mehr gesehen, auch wenn mir die eine oder andere Szene sicherlich nicht mehr so schnell aus dem Kopf gehen wird. Es ist somit auch schwer, hier ein endgültiges Fazit zu ziehen, da "Feed" für die breite Maße absolut nicht geeignet, und für den einen oder anderen Freund makaberer Filme vielleicht nicht ernst genug geraten ist. Sein Publikum wird "Feed" wohl dennoch finden und das ist auch gut so, denn ein derartiges Highligt bekommt man wirklich nur selten zu sehen.