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Kommerzialrat Göttlinger ist ein angesehener Mann der Gesellschaft. Seine Tochter Erni verfällt jedoch dem Zuhälter Ferdl. Aus Liebe zu ihm stiehlt sie einen Ring aus dem Safe ihres Vaters. Doch Ferdl liegt an Erni nicht so viel. Mit dem Ring will er vielmehr seine Freundin Hansi gefügig machen. Diese ist wiederum mit Max liiert, der für Göttlinger arbeitet. Als Max und Hansi im Café Electric sitzen und Göttlinger vorbeikommt, sieht er seinen gestohlenen Ring an Hansis Finger, hält Max für den Dieb und entlässt ihn. Hansi verrät Ferdl, von dem sie den Ring bekommen hat, an die Polizei, und das Schicksal nimmt seinen Lauf, denn Ferdl schwört Rache...
CAFÉ ELECTRIC war die letzte Produktion des bereits schwer kranken Alexander "Sascha" Kolowrat und gleichzeitig der Startschuss für große Karrieren. Denn für die Regie wurde erstmals allein verantwortlich Gustav Ucicky, der spätere UFA-Starregisseur, engagiert und die beiden Hauptrollen besetzte Kolowrat mit Willy Forst und Marlene Dietrich. Aus der Zusammenarbeit entspann sich eine Affäre, die in der Wiener Café-Gesellschaft Tagesgespräch war. Regieassistent Karl Hartl sagte über Marlenes Arbeit: "Ihre Nahaufnahmen und Soloauftritte waren entsetzlich (...) und wir mußten mehrere Liebesszenen zwischen ihr und Willi Forst wiederholen. Aber dank ihrer Affäre machte ihnen das keine Mühe, und schließlich war sie großartig." (Donald Spoto, Marlene Dietrich - Biographie, München 1992, S. 61)
CAFÉ ELECTRIC stand in der Tradition der so genannten "Sittenfilme", in diese Richtung wiesen auch die beiden Untertitel Wenn ein Weib den Weg verliert und Die Liebesbörse. Reichlich spekulativ fiel dann auch der Vorspann aus: "Dieser Film hat es sich zur Aufgabe gemacht, zu veranschaulichen, wie erschreckend leicht es in unserer Zeit ist, vom rechten Weg abzukommen, wie eine vernachlässigte Erziehung ein ganzes Leben zerstören kann. Es lehrt uns aber, dass es einem unverschuldet gesunkenen Menschen möglich ist, durch reine Liebe wieder aus dem Dunkel zum Licht zurückzufinden."
Heute noch besticht der Film mit seiner atmosphärisch dichten, unsentimentalen Darstellung der Wiener Halbwelt und einer im österreichischen Stummfilm selten gesehenen Unmittelbarkeit bei der Schilderung eines Gegenwartsmilieus.