Kalla Malla
Nachdem für den geplanten 2. Weltkriegsfilm "Worst Case Scenario" schon ein aufwändiger Trailer produziert wurde und sich genug Leute auf eine Fertigstellung gefreut hatten, ging die schlussendliche Finanzierung leider gewaltig in die Hose. Der Film wurde gecancelled und Regisseur Richard Raaphorst musste umdisponieren. Heraus kam schließlich ein Film in ähnlicher Kulisse, nämlich "Frankenstein's Army". Wer auf meine Kritik geklickt und die 10/10 Punkte Wertung gesehen hat, wird sich hoffentlich nicht zu sehr gespoilert fühlen, wenn ich folgendes vorwegnehme: "Frankenstein's Army" ist in meinen Augen einer der besten Horrorfilm der letzten Jahre.
Im Found Footage Stil gedreht, erzählt er die Geschichte von russischen Soldaten, die auf die Suche nach ein paar Kameraden geschickt wurden und glauben, in einem kleinen Dorf fündig zu werden. Was sie nicht ahnen können ist, dass ein verrückter Wissenschaftler der Nazis, unter dem Dorf mechanische Halbmenschen zusammenschraubt und diese cyberpunkartigen Wesen bald ein gewaltiges Problem darstellen werden.
Nein, kreativ ist die Story nicht - aber dafür die Umsetzung des kompletten Films. Wer Found Footage hasst, wird auch hier auf keinen grünen Zweig kommen. Die Kamera wackelt, es gibt Bildfehler und sogar das Wechseln des Videobandes wird mit einem kurzen Schwarzbildschirm alle paar Minuten gewürdigt.
Schließlich rannten russische Soldaten anno 1945 nicht mit einer Go-Pro durch die Walachei, sondern mit derbe großen Kameras. Wenn überhaupt.
Für den Found Footage Fan, stellt diese Art der Inszenierung erneut eine Intensivierung des Geschehens dar; wer allerdings schon bei "Blair Witch Project" kein Verständnis für die gemeinhin als Wackelkamera- oder Parkinsonfilme deklarierten Streifen aufbringen konnte, wird sich auch hier in Toleranz üben müssen. All denen sei aber trotzdem gesagt: Gebt dem Film eine Chance! Normalerweise kann man "Frankenstein's Army" nicht bereuen - andernfalls würde ich den Glauben an die Menschheit verlieren.
Neben wirklich extrem atmosphärischen Momenten zu Beginn des Films, beispielsweise Spuren merkwürdiger technischer Geräte die im Wald herumliegen, baut der Film auch binnen kürzester Zeit echte Spannung auf. Vorallem als die Soldaten in der Kirche sind und ein zappelndes, an den Armless-Man aus "Silent Hill" erinnerndes Vieh entdecken, lag ich mehr als nur angespannt vor dem Fernseher rum.
Zum Horrorfeeling gesellt sich recht schnell eine angenehme, aber niemals störend oder aufgesetzt wirkende Komik, da die Kreaturen nichtnur wahnsinnig intensiv in Szenen gesetzt wurden, sondern auch mega kreativ daherkommen. Hakenkreuzpropeller auf dem Kopf, Bohrmaschinen in der Gasmaske oder ein Morgenstern als Kopf - ihr nennt es, ihr bekommt es! Was sich Raaphorst hier an Creaturedesign ausgedacht hat, passt auf keine Kuhhaut. So konsequent hat noch niemand seine perversen Nazi-Experiment-Fantasien auf Film gebannt, wie der Niederländer.
Gewürzt mit einer guten Portion Gewalt, weiß der Film auch mit seinem Setdesign zu punkten. Alte Labore, Bunkeranlagen, enge Kellergewölbe und Co. gehen hier Hand in Hand und erzeugen vorallem gegen Ende ein wirklich intensives Gefühl beim Zuschauer, da die Spannung (vorallem in den Verfolgungsszenen) zum Schneiden dick wird.
"Frankenstein's Army" ist ein Film, den man gesehen haben muss. Kreativ, schwarzhumorig, blutig, düster und intensiv sind nur wenigsten Adjektive, mit denen man nach dem Film um sich werfen wird. Ein großartiger Horror-/Trash-/Foundfootage Film, den ich mir immer wieder anschauen kann. Top!