Kalla Malla
Ist noch gar nicht lang her, da wurde bei mir die Frage nach einem neuen, extrem harten Film laut. Irgendwie hatte ich keine richtige Antwort darauf ... naja, bis jetzt. "Hate Crime" wurde von vielen Lables in Amerika abgelehnt und erscheint im August endlich über Unearthed Films auf DVD. Momentan hat man die Chance den Film als Video-on-demand zu sehen und irgendwie konnte ich es nicht mehr abwarten, "Hate Crime" endlich zu schauen...
"Hate Crime" könnte man am besten als eine Mischung aus "Kidnapped", "Funny Games", "August Underground" und Robert A. Endelson's "Fight For Your Life" bezeichnen. Die Story ist relativ simpel, denn mitten in eine Geburtstagsfeier für den kleinen Sohn der Familie, platzen 3 vermummte Gestalten, die die Familie auf's Allerübelste massakrieren. Soweit so bekannt doch wie sagt man so schön? Der Ton macht die Musik.
Der Film wurde im Found Footage Stil gedreht und bevor jetzt einige genervt denken "nicht schon wieder ein Wackelkamera-Film" muss ich wirklich zugeben, dass es hier passt und verdammt gut umgesetzt wurde. "Hate Crime" macht in diesem Bezug vieles richtig, da er zum einen unnötiges Vorgeplenkel weglässt und die Psychopathen schon bei Minute 2:20 auf den Plan treten lässt. Zusätzlich wird das Geschehen von ihnen als eine Art "Snuffmovie" gefilmt, was dem ganzen einen entsetzlich realen Anstrich verpasst.
In den ersten 10 Minuten war ich noch skeptisch, ob der Film etwas wird aber dieser dreht derartig schnell von 0 auf 100, dass der Zuschauer überhaupt keine Zeit hat, das Dargestellte zu verarbeiten. Die ersten 30 Minuten spielen sich in einem einzigen Raum ab, und erinnern vom Setting her an den sehr guten "Mother's Day" von Darren Lynn Bousman ... bloß dass dieser nichtmal im Ansatz an die Intensität und Perversität von "Hate Crime" herankommt.
Was in diesem Raum geschieht ist wirklich in Worten nicht zu beschreiben und obwohl ich wirklich behaupten kann, viel Extremes gesehen zu haben, war ich regelrecht geschockt von dem was man da geboten bekommt.
Dadurch, dass nichtnur irgendwelche Psychos eine x-beliebige Familie terrorisieren, sondern es sich dabei um absolut fanatische Neonazis handelt, die die Familie nur deshalb überfallen haben weil es eben Juden sind, bekommt der Film einen weiteren bösen Unterton hinzugefügt und obwohl wir hier natürlich in erster Linie über einen Sicko-Film reden, komme ich nicht umhin zu glauben, dass er eine gewisse Aussage in sich birgt. In den End Credits nimmt er nämlich deutlich Stellung zu den sogenannten "Hate Crimes", die sich nicht gegen einzelne Personen, sondern gegen ganze Personengruppen richten.
Einige Szenen sind wirklich nahezu unerträglich und vorallem die Szene, in welcher dem Jungen ein Hakenkreuz ins Gesicht gebrannt wird und er danach gezwungen wird, vor den Augen seines Vaters und seiner Schwester, seine eigene Mutter zu vergewaltigen, geht in Mark und Bein. Obwohl es vergleichbare Szenen in anderen Filmen gibt und praktisch jeder Fernsehblockbuster nach 22 Uhr blutiger ist als "Hate Crime", ruft dieser beim Zuschauer Gefühle hervor, wie man sie selten erlebt.
Dies erreicht er durch seine absolut realistische Inszenierung und dem beiläufigen Filmen der Taten. Während zum Beispiel der Junge seine Mutter vergewaltigen muss, filmt einer der Neonazis quer durch den Raum, als ob gerade nichts Interessanteres zum Filmen da wäre. Das verleiht dem Ganzen eine derartige Boshaftigkeit, dass man fast nicht glauben kann was man da gerade sieht.
Eine weitere unfassbar fiese Szene ist die, in der einer der Mörder die bis auf die Unterwäsche entkleidete Tochter im Badezimmer filmt und sie dauernd anfasst, ehe er sie vergewaltigt. Obwohl (anfangs) nichts passiert, werden diese 5 Minuten zu einer absoluten Qual, da die Schauspielerin ihr Handwerk richtig gut versteht. Ich muss wirklich sagen, selten Leute derartig real leiden gesehen zu haben als hier.
Eine der wenigen Goreszenen befindet etwas über der Hälfte der Filmlaufzeit und obgleich man wenig sieht, erreicht der Film hier eine Perversität und Boshaftigkeit, wie ich sie schon lange nicht mehr erlebt habe. Die Szene ist schmerzhaft und schlicht und ergreifend entsetzlich. Mehr kann ich da wirklich nicht sagen.
Bemerkenswert ist auch, dass "Hate Crime" insgesamt nur sehr wenige Schnitte besitzt. Eigentlich wirkt er über lange Zeit hinweg wie ein Single-Shot Film, doch nur wer ganz genau aufpasst, erkennt die clevere Setzung der Schnitte.
Abschließend ist "Hate Crime" ein Film, den ich so schnell nicht vergessen werde. Wer schon seit langer Zeit auf einen neuen Streifen mit der Wirkung einer Dampfwalze hofft, sollte unbedingt den Video-on-demand Service nutzen, oder sich noch ein paar Monate gedulden. Würde ich die Wirkung des Filmes mit einem anderen vergleichen wollen, so wäre das "The Last Horror Movie" oder "Mordum" - bloß bin ich mir nicht sicher, ob mich "Hate Crime" nicht noch härter erwischt hat. Gorefreaks werden enttäuscht sein und mit Sicherheit ist dies auch eher ein Film für Leute, die nicht jede Szene brühwarm präsentiert bekommen wollen, sondern sich einiges lieber selbst ausmalen möchten. Denn der Streifen ist kein Folterflick - das ist drastischstes Terrorkino und ein Grund mehr dem Underground treu zu bleiben, denn ein Film dieses Kalibers kann unmöglich da entstehen, wo größere Geldsummen vorhanden sind.
Regisseur James Cullen Bressack ist jemand den man im Augen behalten sollte, denn einen solchen Film auf die Menschheit loszulassen bedarf wirklich Mut. Und wer es in so jungen Jahren schafft, nichtnur diverse Lables zu entsetzen, sondern auch vielen beinharten Horrorfans einen Film zu liefern auf den sie so nicht gefasst waren, der hat noch eine große Karriere vor sich.