Kalla Malla
Ein Haufen Frauen erwachen in einem unterirdischen Bunker und müssen paarweise gegeneinander in einem Deathmatch antreten. Der Verliererin der Runde droht nicht nur der Tod, sondern ist gleichermaßen auch der Sargnagel für ihre Angehörigen, da diese von der geheimen Organisation im Anschluss getötet werden...
Warum und wieso das alles iniziiert wird, ist eine von vielen Fragen, auf die "Raze" keine Antwort liefert. Man schnappt zwar irgendwas auf von wegen "der Gewinner wird gestärkt in die Gesellschaft zurückintegriert", aber Sinn will das alles gar nicht machen. Der Film ist nunmal kein "The Cube", der in der Lage ist, den Zuschauer interpretieren zu lassen, sondern eher eine reine Gewaltparade. Auch gegen seinen direkten Konkurrenten "Battle Royale" muss er sich (erwartungsgemäß) geschlagen geben. Nichtnur auf Ebene der Gesellschaftskritik, die in "Raze" eh nicht vorhanden ist, sondern auch im Bereich der Spannung, Atmosphäre, Härte und allem anderen, weswegen man sich Filme normalerweise so ansieht.
Schnell kehrt hier die Langeweile ein, denn in einer an "Monster Brawl" erinnernden, sich ewig dahinziehenden Dauerschleife, treten einfach zwei Frauen gegeneinander an, schlagen sich im wahrsten Sinne des Wortes die Rübe ein und werden zurück in die Zellen verfrachtet. Weder das Storyelement mit den Angehörigen, die unwissend vom Schicksal der Frauen abhängig sind, noch kleine Versuche, den Damen Charaktereigenschaften zu verpassen, wissen zu überzeugen. Viel eher entpuppt sich "Raze" schnell als das, was er ist: Gewaltkino - gerichtet an so ziemlich jeden Mann da draußen, der eng bekleideten Frauen gerne beim Prügeln zuschaut.
Tortzdem funktionieren einige Kampfszenen punktuell sogar recht gut, weil vorallem die Choreographie nicht schlecht ist und einige Gewaltspitzen auch ins Schwarze treffen. Besonders das Ausdrücken der Augen kam recht unerwartet.
Generell hat auch die Bunkeranlage definitiv ihre Wirkung, denn sie kommt durchus klaustrophobisch daher. Die Wände sind einladend aus Stahlbeton gefertigt und die Ungemütlichkeit der Räumlichkeiten ist in jeder Szene spürbar. Wenn einem jetzt bloß noch das Leid der Protagonistinnen interessieren würde...
Wirklich rasant wird es eigentlich aber erst gegen Ende, wenn Zoe Bell (die mir seit jeher eine Scheißangst einjagt) zum Rachefeldzug anstimmt. Ab da mörtelt sie sich quer durch jeden Raum und bringt problemlos die ganzen männlichen Stiernacken-Wächter um, aber über Unlogik braucht man hier eh nicht zu sinnieren.
"Raze" ist, wenn man von den doch recht zahlreichen Langeweileperioden mal absieht, im Großen und Ganzen unterhaltsames Gewaltkino ohne jeglichen Anspruch. Der Film klaut sich einmal quer durch ähnlich gelagerte Filme, legt dafür aber einen angenehmen Gewaltgrad an den Tag. Dafür ist der Streifen aber zu großen Teilen viel zu simpel und repetetiv gestrickt, als dass er wirklich zu überraschen weiß. Die Charaktere bleiben berkenswert unbemerkenswert und das einzige, was den Zuschauer über die Laufzeit von rund 90 Minuten bei Laune hält, ist die Gewalt. Wer also mit moralfreien Filme keine Probleme hat und alle thematisch ähnlichen, besseren Filme wie "The Tournament", "Battle Royale", "The Cube" oder selbst "The Hunger Games" hinter sich hat, kann einen Blick riskieren. Allerdings ist ausleihen hier nicht der schlechteste Einfall...