Kalla Malla
Völlig benommen kommt eine junge Frau in einem Sarg inmitten einer Leichenhalle zu sich. Unter Panik kann sie sich zwar befreien, doch fehlt ihr jede Erinnerung, selbst ihr eigener Name will ihr nicht mehr einfallen. Als dann vor ihren Augen plötzlich ein Mann erstochen wird, soll der wahre Horror erst beginnen, denn der Mörder, ein schwarz gekleideter Kerl mit Totenkopfmaske, hat es nun auch auf sie abgesehen. Knapp entkommt die junge Frau dem Killer und wird auf einer nahe gelenenen Straße von dem hilfsbereiten Tucker mitgenommen. Dieser glaubt der verstört wirkenden Frau zunächst nicht, muss seine Meinung aber noch einmal überdenken, als der Mörder den Beiden folgt und mit Tuckers Frau Cindy sein nächstes Opfer findet. Dies ist jedoch nur der Beginn einer blutdurchtränkten Nacht, in der es kein Entkommen vor dem maskierten Schlitzer zu geben scheint...
Was passieren kann, wenn sich Effektspezialisten für die Umsetzung eines eigenen Horrorfilms selbst auf den Regiestuhl schwingen, das hat der Genre-Fan in der jüngsten Vergangenheit schon mit Robert Kurtzman's schwachem Buried Alive über sich ergehen lassen müssen. Das schlimmste ist damit aber noch nicht überstanden, denn mit Robert Hall wechselt nun eine weitere Make-Up Größe Hollywoods das Metier, um nicht immer nur für andere den Kunstblut-Eimer zu rühren, sondern sich auch mal in einem eigenen Film austoben zu dürfen. Hall, der schon an unzähligen bekannten Filmen, so etwa an Ghosts of Mars, Motel und Quarantäne beteiligt war, entschied sich dabei letztlich für die Inszenierung eines Slashers. Das Resultat nennt sich Laid to Rest und hat, obgleich das Cover eventuell Fehlinterpretationen aufwerfen könnte, nichts mit Maskenrapper Sido zu tun, sondern wartet mit einem typischen und nur all zu bekannten Szenario solcher Werke auf. Dabei schöpft der Regisseur splattertechnisch zwar aus den Vollen, legt in punkto Story und Plausibilität aber eine solche Bruchlandung hin, dass Laid to Rest gut und gerne auch als unfreiwillige Komödie durchgehen könnte.
Was stupides Verhalten der Charaktere in solchen Filmen anbelangt, ist der Horrorfan schon einiges gewohnt und glaubt, sich von nichts mehr schockieren lassen zu können. Doch was Laid to Rest seinem Publikum diesbezüglich auftischt, ist wirklich noch eine Steigerung dessen, was man in ähnlichen Streifen schon an Dämlichkeiten ertragen musste. Dass die dünne Story zu keinem Zeitpunkt etwas anderes als ein Aufhänger für die vereinzelten Gore-Exzesse darstellt, ist dabei noch nicht einmal das Problem. Was schon eher negativ ins Gewicht fällt, sind die blauen Flecken, die man davontragen wird, wenn man sich aufgrund des hier Dargebotenen in regelmäßigen Abständen entnervt gegen die Stirn schlagen muss. Die Ausgangssituation ist dabei nicht sehr abwechslungsreich und wird zu allem Überfluss noch konsequent durchgezogen: Menschen flüchten vor Killer, verstecken sich, flüchten, verstecken sich und schlagen schließlich zurück. Als Hauptprotagonisten sind dabei neben der namenlosen Frau, die zu Beginn in einem Sarg zu sich kommt, des Weiteren noch der hilsbereite Tucker und der ängstliche Steven, ödipaler Nerd aus Leidenschaft, zu benennen, die sich einen pausenlosen Wettstreit um fehlende Charakterisierung zu liefern scheinen.
Doch natürlich ist es mit drei Opfern in einem solchen Film nicht getan und so schafft man sich kurzerhand Abhilfe, indem völlig unglaubwürdig neue Nebencharaktere eingeführt werden, nur um dann sogleich das Zeitliche segnen zu dürfen. Den dicksten Bock schießt dabei ein Ehepaar, das mitten in der Nacht zu Tuckers Haus fährt, weil es ihn beim Fremdgehen erwischt haben will und das nun seiner Frau mitteilen möchte. Den Killer freut das natürlich und so steigt der Bodycount des Films nach weniger als einer Minute um zwei Personen. Nach diesem Schema läuft dann ein Großteil von Laid to Rest ab, wodurch die Story in einem großen Nichts verpufft und quasi nicht mehr existent ist. Lediglich beim Handeln der Opfer toppt sich das Drehbuch dann noch einmal selbst. So darf es schon einmal vorkommen, dass ein Kerl ein Gewehr auf den Killer richtet, während dieser seelenruhig auf ihn zumarschiert. Anstatt aber zu schießen, lässt sich das Opfer das Gewehr an seinen eigenen Kopf führen und scheint dann auch noch selbst abzudrücken. In einer anderen Szene verbarrikadieren sich Tucker, Steven und die junge Frau mit Gedächtnisverlust in einem Haus, als Tucker plötzlich einfällt, dass er noch einmal nach Hause fahren muss, um die Leiche seiner Frau zuzudecken, für den Fall, dass sein Schwager zufällig auftauchen und seine Schwester so sehen könnte. Anhand solcher intellektueller Overkills weiß man oftmals nicht, ob man nun lachen oder weinen soll. Da sich solche Einfälle aber über den gesamten Film erstrecken und die Dialoge dem in nichts nachstehen, wohl doch eher letzteres. Fast schon möchte man meinen, dass es Darwin höchstselbst ist, der sich hier hinter der Maske des Killers verbirgt.
Der Killer hat im Übrigen keinerlei erkennbares Motiv, kommt aber zumindest optisch halbwegs interessant daher. Neben seiner verchromten Totenkopfmaske ist sein besonderes Merkmal eine Digitalkamera, die er sich auf die Schulter montiert hat, um so seine bestialischen Morde aufzeichnen zu können. Wie so oft ist auch dieser Killer scheinbar allwissend und an vielen Orten gleichzeitig zugegen, zudem gelingt es ihm mühelos, sich mal eben eine Kugel aus der Brust zu operieren. In bester Tradition von Jason Voorhees und Michael Myers spricht er im Übrigen kein Wort, sondern verständigt sich mit Hilfe eines Pagers, mit dem er einem seiner Opfer in einer Szene sogar aufträgt, in den nächsten Supermarkt zu gehen und ihm neue Batterien zu kaufen. Aha. Nun, bei all dieser tieffliegenden Intelligenzquote hat der Streifen dann zumindest einen Pluspunkt und zwar seine kompromisslosen Splatterszenen. Hier ist die Erfahrung des Regisseurs dann auch deutlich zu erkennen, verzichtet Laid to Rest doch auf unnütze CGI-Hilfe und überlässt das Feld einzig und allein hochwertigem, handgemachten Gore. Auch hier sollte man dann allerdings kein logisches Denken walten lassen, denn während die Klingen unserer Totenschädelfratze mühelos ein Gesicht halbieren können, müssen Kehlen regelrecht aufgesägt werden. Am beachtlichen Härtegrad des Films ändert dies aber absolut nichts, weshalb Laid to Rest vom deutschen Verleih auch nur in einer drastisch zensierten Fassung auf den Markt gebracht werden wird.
Fazit: Zusammengefasst handelt es sich hier um einen derart vermurksten Film, dass nicht einmal halbwegs bekannte Namen wie Lena Headey oder Kevin Gage das Ruder mehr herumreißen können, zumal sich die Inszenierung auch nur knapp über der Low-Budget Grenze bewegt. Somit ist Laid to Rest zwar ein gut gemeinter Happen für die gierige Splattermeute, disqualifiziert sich durch hanebüchene Absurditäten en masse aber nach kürzester Zeit selbst. Wenigstens gestaltet sich dieser filmische Nonsens durch seine unfreiwillige Komik noch als recht unterhaltsam, zudem machen die sehenswerten Splatter-Effekte einige Längen fast schon wieder vergessen. Somit geht letztlich noch eine eingeschränkte Empfehlung an alle Trashliebhaber und Gorehounds, die Laid to Rest in der Uncutfassung womöglich noch das ein oder andere abgewinnen können. Dem gängigen Horrorfan ist von diesem Heuler aber definitiv abzuraten.