Kalla Malla
Die erste gemeinsame Wohnung, die Paul (Robert Redford) und Corie Bratter (Jane Fonda) frisch vermählt beziehen, ist eine Bruchbude. Aber jung und verliebt, stört man sich wenig an 5 Stockwerken ohne Aufzug und einem Dach, durch das die Schneeflocken tanzen ... Nicht ganz dicht ist wohl auch der exzentrische Nachbar Victor Velasco, der indes Pauls Mutter zu einer zweiten Blüte treibt ... Aber bald geht es hier ohnehin bloß nur noch drunter und drüber ...
Die Verfilmung von Neil Simons Broadway-Hit »Barfuß im Park« aus dem Jahr 1967 glänzt durch das hervorragende Ensemble, herrlichen Wortwitz, den ewig spannenden Kampf der Geschlechter sowie einige intelligente Beobachtungen zum Thema Ehe. Serviert wird dieser Lehrgang in Sachen Ehe und Durchhaltevermögen von Regisseur Gene Saks, der kurz darauf Ingrid Bergman in der wundervollen »Kaktusblüte« zum Erblühen brachte und in »Ein seltsames Paar« eine weitere gestörte Paarbeziehung schilderte.
Was heute stinknormal sein mag, wird in »Barfuß im Park« erstaunlich leichtfertig behandelt - immerhin entstand die Geschichte noch zu Beginn der 60er Jahre. Nur wenige konservative Charakterzüge behindern den modernen Umgang mit Beziehungen, anders als man es besonders in der so altbacken wirkenden Kulisse vermuten würde. Während man sich heute jedoch auch über eine leichtfertige Scheidung nicht mehr wundern würde, schafft es das junge Paar, sich auch selbsständig wieder zu finden. Dies wünscht man ihnen auch, erspielen sich Redford und Fonda doch als verliebtes Pärchen die Sympathien der Zuschauer.
Die Chemie stimmt also wie gesagt auf jeden Fall zwischen Fonda und Redford. Er spielt den ordnungsliebenden Spießer, sie die freigeistige Vertreterin der 60er-Generation. Den Vogel aber schießen Mildred Natwick und Charles Boyer ab. Natwick spielt die verschrobene Mutter von Fonda mit Hang zum Sarkasmus, die gern mal über spiegelglatte Eistreppen segelt und einen zuviel trinkt (»Wenn der Eisenwarenladen unten aufgehabt hätte, hätte ich mir ein Messer gekauft und mich umgebracht«), Boyer karikiert sein ewiges Rollenimage des europäischen Verführers und Lebemannes. Dazu gesellen sich noch einige unsichtbare Hausbewohner wie die große Katze mit Dosenöffner aus Apartment 4D und skurrile Besucher wie der Mann vom Telefon-Reparaturdienst (Herb Edelmann).
Was Verfilmungen von Broadway-Komödien angeht, rangiert »Barfuß im Park« weit oben. Auch wenn er heute etwas angestaubt ist, dies ist Hollywood-Unterhaltung im besten Sinne mit gut aufgelegten Stars, viel Witz und einer durchaus lehrreichen Lektion: niemals vorschnell das Handtuch werfen. In der Liebe lohnt es sich, zu kämpfen! Klingt gut, ist es auch.