Kalla Malla
In den 80er Jahren war „Anvil“ eine Metalband, welche auf großen Festivals spielte und unter anderem auch inzwischen namhafte Kapellen wie „Metallica“ inspirierte. Im Gegensatz zu den heute bekannten Bands dieser Dekade, verpasste „Anvil“ allerdings ihre Karriere, weswegen sie heutzutage kein Schwanz mehr kennt. Wo ein Lars Ullrich inzwischen wie Dagobert Duck in Millionen baden kann, steht „Anvil“ kurz vor der Auflösung. Sänger und Gitarrist Steve „Lips“ Kudlow fährt Essen für Bedürftige aus und lebt den Traum vom Rockstar inzwischen mehr im Kopf als in der Realität. Und so konzentriert sich „Anvil - Die Geschichte Einer Freundschaft“ auf ihr versuchtes Comeback in Form einer Europa-Tour, die mehr einer wilden Odyssee gleicht, und dem verzweifelten Versuch, ihr dreizehntes Album (welches inzwischen tatsächlich unter dem Titel „This Is Thirteen“ erschienen ist) zu finanzieren.
Der Film, obwohl er von Robb Reiner gedreht wurde, ist in der Tat eine richtige Dokumentation und keine Mockumentary wie sein bekanntestes Werk „Spinal Tap“ … obwohl man daran anfangs auch zweifeln könnte. Doch im Gegensatz zu „Spinal Tap“, sind „Anvil“ keine Doofköpfe, denen die Rockmusik ins Hirn gestiegen ist, sondern liebenswerte Typen, die ihr ganzes Leben für die Musik geben. Lips Kudlow sieht man in jedem Moment an, wie viel ihm diese Band bedeutet und wie sicher er sich ist, dass sie den Weg nach oben wieder hinbekommen. Kurze Notiz am Rande: Der Film brachte der Band tatsächlich einen Karriereschub und sorgte immerhin dafür, dass „Anvil“ inzwischen wieder recht häufig auf Festivalbühnen zu sehen sind. Zwar nicht im Madison Square Garden - aber immerhin.
Somit sind die tragikkomischen Momente mit die besten des Films, wenn Lips beispielsweise auf einem Open Air ein Interview gibt, plötzlich Mitglieder bekannter Bands sieht, grinsend wie ein 10 jähriger Junge auf sie zurennt und sie keine Ahnung haben, wer er denn ist. Oder als er mit der mit Hilfe seinerzeit Schwester mühsam finanzierten CD „This Is Thirteen“ bei einem Plattenboss sitzt, dieser sie in den CD Player legt und nach 15 Sekunden wieder herausnimmt, da er sie gnadenlos beschissen findet. Als Zuschauer lacht man zunächst, aber schnell tun einem die „Anvil“ Jungs dann schon wieder leid, da man weiß, dass gerade Welten für sie zusammenbrechen.
Somit ist „Anvil - Die Geschichte Einer Freundschaft“ ein mitreißendes und rührendes Stück Film, welche besonders für alle Freunde des Heavy-Metal interessant sein dürfte. Jeder, der selbst eine Band hat, wird sich erst recht in den Typen wiederfinden und auch ansonsten ist der Film ein wahnsinnig ehrliche Dokumentation, die für mich, zusammen mit Metallicas „Some Kind Of Monster“ zu den besten Musikdokus da draußen zählt. In diesem Sinne - Metal On Metal!