Kalla Malla
Die beiden Outlaws Rio (Marlon Brando) und Dad Longworth (Karl Malden) werden nach einem Banküberfall von der Polizei in die Enge getrieben. Longworth soll ein weiteres Pferd für ihre Flucht holen und wagt einen Ausbruchsversuch, von dem er jedoch nicht zurückkehrt. Rio wird gefasst und kommt ins Gefängnis. Fünf Jahre später gelingt ihm mit einem Mitgefangenen die Flucht. Von nun an, hat er nur noch ein Ziel: Rache an seinem früheren Kumpan, der ihn damals im Stich gelassen hat und sich mit der Beute auf dem Staub gemacht hat. Gemeinsam mit den Banditen Bob Amorys (Ben Johnson) und Harvey Johnsons (Sam Gilman) plant Rio einen Banküberfall in Monterey, nachdem er erfahren hat, dass Longworth sich in der Stadt niedergelassen hat und inzwischen ein geruhsames Leben als Sheriff und Familienvater führt.
»Der Besessene« (»One-Eyed Jacks«) aus dem Jahr 1961 basiert lose auf dem Roman »Die einzig wahre Geschichte vom Leben und grausamen Ende des berühmten Revolverhelden Hendry Jones, genannt Billy the Kid« von Charles Neider. Die Adaption sollte ursprünglich Stanley Kubrick (»Full Metal Jacket«) übernehmen. Als dieser sich mit Hauptdarsteller Marlon Brando (»Der Pate«) verkrachte, inszenierte der die Geschichte kurzerhand selbst - eine Entscheidung, die das Studio Paramount schon bald bereuen sollte, denn Brando erwies sich nicht nur als unerfahren, sondern auch als Perfektionist. Seine erste Schnittfassung des Films war angeblich fünf Stunden (!) lang, woraufhin Paramount selbst den Schnitt übernahm.
Kurioserweise ist das fertige Produkt dieser Katastrophenproduktion ein wundervoll stimmiger, atmosphärischer und bildgewaltiger Edelwestern geworden.
Allerdings ein sehr ungewöhnlicher Western, was sich bereits im Spielort widerspiegelt. Es dürfte sich hier wohl um einen der ganz wenigen Western handeln, der größtenteils am Meer, bzw. im Umkreis der Küstenstadt Monterey in Kalifornien, spielt. Diese Kulisse wird übrigens auch weidlich für diverse romantische Liebesszenen genutzt, wodurch der Schmalzfaktor des Films extrem hoch geraten ist.
In Nebenrollen brillieren die Genre-Ikonen Slim Pickens, Kathy Jurado und Ben Johnson. Regisseur und Hauptdarsteller Brando beweist ein gutes Gespür für die psychologischen Elemente, die das Werk durchgehend spannend halten, Farben, Musik und Kamera werden geradezu expressionistisch eingesetzt. Brando spielt seinen Frauenverführer und ruchlosen Rächer gleichzeitig sensibel und animalisch, Karl Malden (mit dem er schon in »Endstation Sehnsucht« das Vergnügen hatte) als Gesetzeshüter mit dunkler Vergangenheit ist der ideale Gegenpart. Mit seinen immer noch 135 Minuten Lauflänge hat »Der Besessene« vielleicht ein paar kleinere Längen, doch sind diese unerheblich bei einem so beeindruckenden, packenden Film und Brandos einziger Regiearbeit.
_Fazit:_ »Der Besessene« ist ein sehr ungewöhnlicher Western, der von einer emotionale Berg- und Talfahrt getragen wird. Der Film überzeugt vor allem durch seine hervorragenden Darsteller, allen voran Marlon Brando, die komplexen Charaktere und die oscar-nominierten Kameraführung von Charles Lang. Der Film hat aber zweifelsohne auch seine Längen, ist nichts für Freunde westerntypischer Action-Einlagen und besitzt einen hohen Lovestory-Anteil.