Kalla Malla
Eine der interessantesten Horror Anthologien geht in die zweite Runde! Wie auch schon beim Erstling, besteht "The ABCs Of Death 2" aus 26 Kurzfilmen, welche jeweils von verschiedenen Regisseuren realisiert wurden. Jeder bekam einen Buchstaben zugeteilt, durfte sich frei einen Filmtitel erdenken und daraus einen Beitrag realisieren.
Schon der erste Teil bekam äußerst gemischte Kritiken, von welchen ich die negativen nicht wirklich nachvollziehen konnte. Natürlich kann einem unmöglich jeder der 26 Kurzfilme gefallen, aber im Grunde war der Film in seiner Gesamtheit ein dermaßen unterhaltsames Paket, dass ich die Enttäuschung Einiger beim besten Willen nicht nachvollziehen konnte.
Eine eigene Kritik zum zweiten Teil könnte ich mir eigentlich sparen, denn meine Kritikpunkte stimmen komplett überein. Bei Filmen, welche jeweils nur wenige Minuten gehen, ist es besonders wichtig, dass diesen eine kreative Idee zugrunde liegt und sie den Spagat schaffen, in ihrer knapp bemessenen Laufzeit trotzdem eine interessante Geschichte zu erzählen. Dem Großteil der Segmente aus "The ABCs Of Death 2" gelingt dies, denn es gibt haufenweise tolle Beiträge. Die jeweilige Laufzeit von ungefähr 5 Minuten sorgt auch dafür, recht eigenwillige Gegebenheiten zu schildern, die meist in einer sehr coolen Pointe enden, wie beispielsweise "Equilibrium", der eine regelrechte Ode an die Männerfreundschaft ist und das Motto "Broes Before Hoes" sich wahrlich zu Herzen nimmt.
Alle Segmente sind natürlich im Großbereich des Horrorgenres verwurzelt. Von Stummfilm artigen Beiträgen, über klassische Thriller Episoden bis hin zum reinen Gewaltausbruch ist wieder alles dabei und genau das macht den Film für mich so interessant. Selbst wenn ein Kurzfilm nicht ins Schwarze trifft, wird einem spätestens der nächste wieder zusagen.
Ein paar Highlights für mich waren der sehr harte und düstere "Capital Punishment", ein Found Footage Beitrag in Form von "Badger", der unfassbar perverse "Grandad", "Jesus" als zynischer Gesellschaftskommentar, der mit einer tollen Schlusspointe und Realitätsbezug versehene "Masticate", oder der Kurzfilm vom österreichischen Regisseur Marvin Kren "Roulette", welcher ein unfassbar gelungenen Plottwist aufweist, der einem noch lange zu denken und rätseln gibt. Ich bin mir fast sicher, dass das Ende einer nicht näher beschriebenen Stephen King Verfilmung hier die Inspirationsquelle war.
Gesondert erwähnenswert ist das Segment "Olochcracy (Mob Rule)", das eine sehr besondere Geschichte erzählt: Nach einer Zombieepidemie wird ein Heilmittel gefunden, welches die Untoten wieder in Menschen verwandelt. Nur leider müssen sich jetzt all jene vor einem Gericht verantworten, die zu Zeiten des Ausbruchs die Zombies getötet haben. Hier würde ich mir wirklich einen Spielfilm erhoffen, denn diese Idee gibt wahnsinnig viel her und ist erneut ein Beweis dafür, dass "The ABCs Of Death 2" wirklich ein Film ist, den man als Horrorfan gesehen haben sollte.
Dafür gibt es natürlich auch die Ausreißer nach unten, wie der wahnsinnig vorhersehbare und plumpe "Torture Porn" der für mich unerträglichen Soska Schwestern. Das ist dämlicher Krawall Feminismus par excellence, verpackt in einem unnütz provokant geglaubten Film.
"The ABCs Of Death 2" ist wie gesagt ein bunter Strauß an Horrorkurzfilmen, welcher keinen Fan des Genres enttäuschen wird. Die verschiedenen Regisseure haben natürlich alle ihren eigenen Stil und ihre ganz eigene Herangehensweise, weswegen Langeweile - selbst bei den weniger gelungenen Kurzfilmen - niemals aufkommt. Der Film gibt einem das Gefühl, 26 Horrorfilme geschaut zu haben und ist einfach ein dermaßen kreatives und eigenständiges Filmvergnügen, dass ich ihn restlos empfehlen kann.
Kleine Notiz am Rande: Auch wenn der Bundesanzeiger für diesen Monat (Stand August 2015) noch nicht raus ist - "The ABCs Of Death 2" ist auf die Liste der Jugendgefährdenden Medien gewandert. Auf der Facebookseite des Filmes kann man die Mail der deutschen Behörden nachlesen.