Kalla Malla
Eine scheinbar perfekte Familie: Er, erfolgreicher Kinderbuchautor und Illustrator; Sie, wunderschön und Mutter eines vierjährigen Mädchens. Sie könnten eine glückliche Ehe führen, wenn nicht beide schwer darunter leiden würden, dass zwei ihrer Kinder bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückt sind. Schuldgefühle, Selbstzweifel, Misstrauen bestimmen seither das Zusammenleben. Für Glück und Liebe sollen flüchtige Beziehungen sorgen - bis es zur tragischen Konfrontation zwischen den Eheleuten kommt...
»The Door In The Floor« handelt zwar von einem sehr ernsten Grundkonflikt, enthält aber glücklicherweise auch in weiten Teilen den für Irving so typischen sarkastischen Humor. Behutsam nimmt der Film sich des Themas an und setzt auf die Fähigkeit seiner Darsteller, die allesamt eine gute Leistung bringen. Jeff Bridges Interpretation des selbst ernannten »Kinder-Unterhalters, der gerne zeichnet« (und zwar nackte Frauen), trägt in der gleichmütigen Lebenseinstellung einige Elemente des Dudes aus »The Big Lebowski«, während sich Kim Basinger in der Zerbrechlichkeit der verzweifelten Mutter wohl auch an ihrer Rolle aus »L.A. Confidential« orientiert haben könnte und eine überzeugende Performance abliefert. Auch die Nebenrollen sind bis hin zu Elle Fanning, der kleinen Schwester von Dakota Fanning (»Mann unter Feuer«, »Ich bin Sam“, »Krieg der Welten«), als Ruth sehr glaubwürdig besetzt. Vor allem der bis heute unbekannte Jon Foster bringt seine Figur Eddie dem Publikum sehr gut rüber, was bei einer Feuertaufe, die mehrere Nacktszenen sowohl mit Ex-Bond-Girl Kim Basinger als auch mit Jeff Bridges beinhaltet, sicher nicht ganz einfach war. Gerade Jon Foster, der bisher nur kleine Rollen in »Terminator 3« und »Thirteen Days« übernahm, ist auch zum größten Teil für die Auflockerung und die komischen Szenen verantwortlich, eine Aufgabe, die er auch dank des in dieser Hinsicht hervorragend ausgearbeiteten Drehbuchs meistert.
In einer Schlüsselszene des Films gibt Ted Eddie den gut gemeinten Rat, beim Schreiben den Leser immer mit genauen Details zu versorgen. Und genau an diesem Punkt kann »The Door In The Floor« mit seiner Romanvorlage nicht mehr mithalten: zwar nimmt sich Regisseur Tod Williams (»Adventures of Sebastian Cole«) sehr viel Zeit für die Vorstellung und Entwicklung des zentralen Themas, spart diese aber leider an der Darstellung von interessanten Zusatzinformation wieder ein. Die kleine Tochter der Coles, auf deren Rücken dieser Konflikt ausgetragen wird, wird stellenweise nur eingesetzt, um die anderen Figuren zu beleuchten. Dabei sind die im Film gezeigten Ansätze ihres Umganges mit den verstorbenen Brüdern und ihr Verhältnis zu den traumatisierten Eltern als eigener Handlungsstrang durchaus betrachtenswert. Auch andere Rahmenfiguren hätten sicher mehr Platz im Drehbuch verdient gehabt.
Darüber hinaus ist »The Door In The Floor« in einigen Sequenzen relativ unübersichtlich geordnet, so dass zeitliche Abfolgen und Sprünge nicht ganz klar werden. Mehrmals wird der Zuschauer aus der Geschichte herausgerissen, um sich zu fragen, wie viel Zeit zwischen den Einstellungen verstrichen ist und wie die Charaktere nach der vorher gezeigten Situation wohl verhalten haben. Manchmal scheint es, als habe Regisseur Tod Williams zu schnell geschnitten und eine Szene vor ihrer Auflösung beendet. Trotz dieser Mängel ist »The Door In The Floor« ein gut gemachter Film, der nicht nur ein fähiges Ensemble vereint, sondern auch eine interessante Geschichte mit Tiefgang anbietet.
Zum Abschluß noch eine Warnung: Wer sich mit mehr oder weniger unsympathischen Figuren nicht anfreunden kann oder kein Faible für düstere Dramen hat, könnte von "The Door in the Floor" schnell gelangweilt sein, denn er bietet keine oberflächlichen Reize. Er ist ein Schauspielerfilm, vollkommen unspektakulär, ungewönlich und leise, wunderschön fotografiert und gespielt. Romanautor John Irving übrigens war während des Drehs dabei und sehr zufrieden mit der Umsetzung seines Romans.