Kalla Malla
Um ihren Kumpel Vince von dessen bevorstehender Scheidung abzulenken, beschließen seine Freunde Neil, Mikey, Matt, Patrick und Graham, bei denen der Haussegen allesamt ebenfalls gehörig schief hängt, es mal so richtig krachen zu lassen. Ein gemeinsames Männerwochenende mit reichlich Alkohol soll für Abwechslung sorgen und die Sorgen des Alltags vertreiben. Die Flucht vor ihren Problemen führt die sechsköpfige Gruppe alsbald in das kleine Nest Moodley, das sich aber als regelrecht ausgestorben entpuppt. Doch die anfängliche Ruhe ist trügerisch und schon bald müssen die Freizeit-Casanovas erkennen, dass ein mysteriöses Virus alle Frauen des Ortes in mordlüsterne, männerhassende Kannibalen verwandelt hat, denen das eingetroffene Frischfleisch gerade recht kommt. Die sechs Freunde haben jedoch keine große Lust darauf, als Appetithäppchen für die zombifizierten Furien zu enden und nehmen den ungleichen Geschlechterkampf auf...
Wem beim Anblick brutaler, zynischer Gewalt das Lachen im Halse stecken bleibt, der sollte sich derzeit von britischen Beiträgen zum Horrorfilm fernhalten, denn scheinbar hat man im Vereinigten Königreich die Kategorie des Funsplatters für sich endtdeckt. Während sich die Amerikaner und die Franzosen derzeit noch immer mit stets noch brutaleren Folter-Gelagen zu übertrumpfen versuchen, kündigte sich bereits im Jahr 2004 mit der herrlich schrägen Zombiekomödie Shaun of the Dead an, dass die Briten einen anderen Weg einschlagen würden. Diesen setzten sie seitdem mit Highlights wie Severance, The Cottage, Lesbian Vampire Killers und zahlreichen anderen Werken erfolgreich fort. Auch ein gewisser Regisseur namens Jake West schloß sich dieser Bewegung an und lieferte im Jahr 2005 mit der trashigen Splatterkomödie Evil Aliens sein bis dato bedeutendstes Werk ab, dass in der Horrorszene internationale Annerkennung fand und nicht selten sogar mit Peter Jacksons frühen Splatterstreifen Bad Taste und Braindead verglichen wurde. Nach vier Jahren serviert West seinen Fans mit Doghouse nun einen Nachschlag, bei dem er aufgrund eines größeren Budgets zwar weitaus mehr inszenatorische Möglichkeiten hatte, inhaltlich aber keine neuen Akzente setzen kann.
Anspruch ist sicherlich das letzte, was man als Kenner der Materie in einer Splatterkomödie suchen würde, schließlich mussten in diesem Genre schon die irrwitzigsten und absurdesten Storys als Grundlage für das eigentliche Schlachtfest herhalten. Im Falle von Doghouse werfen Regisseur Jake West und Drehbuchautor Dan Schaffer nun kurzerhand eine sechsköpfige Männergruppe in ein von blutrünstigen, dämonischen Frauen bewohntes Dorf fernab der Zivilisation und entfachen auf dieser Basis schon nach gut 20 Minuten ein pausenloses Dauerfeuer an Blut, Witz und nicht zuletzt auch Charme, das in dieser simpel gestrickten Kompromisslosigkeit sicherlich seinesgleichen sucht. War Evil Aliens damals durchaus noch der B-Ecke zuzuordnen und definitiv nur für eingefleischte Fans solcher Filme geeignet, so gelang West mit Doghouse ein fulminanter Quantensprung, in dem nicht nur einige bekannte Schauspieler agieren, sondern der sich auch inszenatorisch mit Werken wie Severance oder Shaun of the Dead messen kann. Fundamental sind hier also alle Möglichkeiten für ein regelrechtes Splatterfilm-Highlight gegeben, das dann aber letztendlich an einer wenig abwechslungsreichen Umsetzung scheitert.
Nach einem vielversprechenden Start, der dem Publikum kurzerhand alle Charaktere namentlich vorstellt und bereits das eine oder andere Indiz für den komödiantischen Aspekt von Doghouse liefert, findet sich das Sextett ziemlich bald in Moodley ein und hier wird dann recht schnell ersichtlich, dass Regisseur Jake West nicht viel Wert auf einen nennenswerten Spannungsaufbau legte. Nach kürzester Zeit geht es ohne Umwege ans Eingemachte, was zwar den Unterhaltungswert und die Kurzweiligkeit des Films fördert, irgendwann aber auch Tür und Tor für einen gewissen Trott öffnet. Mit provisorischer und nicht immer sehr wirkungsvoller Bewaffnung kämpfen sich Vince, Neil, Mikey, Matt, Patrick und Graham durch die Gassen von Moodley und verschanzen sich im örtlichen Spielwarenladen, der Metzgerei, in der Kirche oder gar auf einem Werbemast. Dabei muss das Publikum nie lange auf den nächsten, kuriosen Einfall warten. So verkleiden sich drei der Protagonisten kurzerhand als Frauen, um der kannibalistischen Meute zu entkommen, während in einer anderen Szene gar ein abgetrennter Kopf auf einem ferngesteuerten Auto als Ablenkung für die dämonische Brut herhalten muss. Die Gagdichte in Doghouse ist beachtlich und lebt vor allem von den amüsanten Dialogen der sechsköpfigen Clique, während leider auch weniger amüsanter Slapstick seinen weg in den Film gefunden hat und ab und an reichlich deplatziert wirkt.
So kurzweilig Doghosue in seinen 85 Minuten auch sein mag, so sehr beschleicht den Zuschauer irgendwann das Gefühl, das es dem Ganzen leider an dem gewissen Etwas fehlt. Vereinzelt kommt es sogar zu kürzeren, langatmigen Passagen, was für einen solchen Film definitiv als No-Go zu werten ist. Auf der Gegenseite muss man dafür aber zumindest die einwandfreie Arbeit der Maskenbildner loben, welche den zombiefizierten Hausfrauen ein äußerst stimmiges Erscheinungsbild verpasst haben und sich auch bei den Splattereffekten so richtig austoben durften. Aufgrund der wenig ernstzunehmenden Atmosphäre des Films passierte er die deutsche FSK dennoch unangetastet, was mal wieder eine positive Überraschung nach den vielen Schnittmassakern der letzten Zeit darstellt. Der wohl deutlichste Pluspunkt des Streifens ist jedoch seine Besetzung, welche mit einer Vielzahl bekannter, britischer Schauspieler aufwartet. An vorderster Front agiert dabei ein herrlich chauvinistischter Danny Dyer, der bereits Severance durch seine bloße Anwesenheit aufwertete und dieses Kunstück hier erneut vollbringt. Doch auch sonst gibt es keinen Ausfall zu vermelden. Stephen Graham, Noel Clarke, Lee Ingleby, Keith-Lee Castle und Emil Marwa bringen ihre jeweilige Rolle perfekt rüber. Sie alle schlüpfen dabei in die vorgegebenen Klischeefiguren des Genres, so dass hier vom Nerd bis zum Homosexuellen alle vertreten sind und Abwechslung garantiert ist.
Fazit: Doghouse ist im Grunde ein stimmiger und kurzweiliger Funsplatter, der garnicht mit dem Anspruch daherkommt, das Genre neu erfinden zu wollem. Was einem hier geboten wird, ist altbekannte Kost, die aber auch beim x-ten Mal noch solide unterhält und in diesem Fall vor allem durch die sympathische Darstellerriege, den durchgehenden Humor und die beachtlichen Splattereffekte punktet. Trotz alledem ist ein gewisser Einheitstrott des Storyablaufs jedoch nicht zu leugnen, der Doghouse hinter seinen Möglichkeiten zurücklässt und sogar für vereinzelte Längen sorgt. Dennoch macht der Streifen noch immer ausreichend Spaß und kann Freunden derartiger Splatterkomödien bedenkenlos empfohlen werden.