Kalla Malla
Die deutschen Underground Regisseure teilen sich alle ein Schicksal: Keinem gelingt der wirkliche Durchbruch und das einzige Ziel scheint zu sein, sich gegenseitig im Gewaltbereich zu toppen. Ausnahmen bilden Marcel Walz, seine Kumpane Michael Effenberger und Frank Montag, der nach „Slasher“ nun mit „Cannibal Diner“ einen weiteren Film abgeliefert hat, mit dem er versucht, dem deutschen Indie-Splatter zu entfliehen.
Grundlegend ist auch eine Verbesserung auf handwerklicher Eben zu seinem Erstlingswerk erkennbar. Die Optik, obwohl diese immernoch vergleichsweise „billig“ daherkommt, ist verbessert worden und auch im Schnitt weiß „Cannibal Diner“ zu überzeugen. Die Fähigkeiten der Schauspieler beschränken sich allerdings mehr auf blank ziehen und hysterisch herum kreischen, weswegen das schonmal den ersten Abzug gibt. Jetzt im Ernst: Penetrant in Szene gesetzte Oberweiten haben noch niemanden gestört, aber wenn das das einzige ist, was man positiv über die Charakterdarstellung sagen kann, ist das peinlich. Somit sind einem die Protagonisten völlig egal, was sich besonders zum Ende hin absolut negativ auswirken wird.
Die Story ist absolut minimalistisch gehalten, denn mehr, als dass die Mädels vor einer Horde Kannibalen fliehen, ist nicht drin. Das wäre - auch gemessen an der schlanken Laufzeit von ungefähr 70 Minuten - nicht schlimm, aber so schnarchig, wurde eine Verfolgungsjagd schon lange nicht mehr in Szenen gesetzt.
Das Setting des vergammelten Hauses ist gar nichtmal so schlecht, aber durch das ständige Gekreische der Mädels, wird die Hatz zu einer unverträglich nervigen Qual für den Zuschauer. Das, kombiniert mit einer Handlung, die mehr einer wirren Szenenabfolge denn wirklichen Storyentwicklung gleicht, macht „Cannibal Diner“ zu einem wirklich öden Film.
Es ist löblich und nachvollziehbar, dass Regisseur Frank Montag versucht hat, den Gewaltpegel stark einzuschränken. Wahrscheinlich auch mit der Absicht, einen spannenden Terrorfilm abzuliefern, der nicht durch billige Effekthascherei in Form von überbordenden Splattereien punkten muss. Aber manchmal sieht der Plan auf dem Papier besser aus, als er es dann tatsächlich ist, weswegen ich zu dem Schluss komme, dass Gewalt den Film tatsächlich gepusht hätte und er somit genau die Klientel bedient hätte, die sich „Cannibal Diner“ auch ansieht.
Durch die immernoch vorhandene, wenn auch im Vergleich zu vergleichbaren Produktionen verbesserte Amateuroptik, ist der Film nämlich immernoch kein Streifen, der von den Hochglanzfans bzw. vom Mainstream Publikum geschaut wird. Und falls er doch versehentlich in den Einkaufswagen von einem Gelegenheits-Horrorgucker wandert, wird ihn dieser sowie schnellstmöglich ausschalten. Ein solcher Film wird bloß von Independent Fans gezielt gekauft, die die billige Optik gewohnt sind. Und diese erwarten nunmal einen Film, der in den sowieso schon spärlich vorhandenen Killszenen, kein Blatt vor den Mund nimmt. Noch dazu, wenn die „Handlung“ so gnadenlos versagt wie hier und Spannung, Thrill oder das Gefühl von Bedrohung nicht aufkommen will.
Was gibt es sonst noch zu sagen? Die Mutanten sind eigentlich schwarz angemalte Menschen, die ebenfalls wenig physische Präsenz ausstrahlen können. Einziger Lichtblick ist der etwas stämmigere, recht große Mutant, aber warum man hier auch im Make-Up Bereich geizen musste, soll auch verstehen wer will.
Ambitioniert und gut gemeint ist „Cannibal Diner“ allemal. Und ich bin mir auch sicher, dass Frank Montag den richtigen Weg eingeschlagen hat, um sich von allen anderen verbleibenden, deutschen Independent Regisseuren abzuheben. Aber für den hier besprochenen Film kann ich keinerlei Empfehlung aussprechen. Denn das dauerhafte Geschrei der laienhaften Darsteller überschattet selbst die flache, uninspirierte Handlung. Schade um das gelungene Set, schade um den ein oder anderen coolen Moment und schade um die 70 Minuten Lebenszeit, in der man sich wichtigeren Dingen wie zum Beispiel Essen kochen, baden oder Yatzy Spielen zuwenden hätte können.