Joerg Melzer
Ninjafilme im Kino? Das kennt man sonst nur aus den 80ern, aber dank solcher Produzenten wie Joel Silver und den Wachowski-Brüdern darf man 2009 „Ninja Assassin“ auf Großleinwand erleben.
Bereits der Auftakt huldigt emsig der mythologischen Figur des Ninjas. Einer der schwarzgekleideten Assassinen säbelt einen Gangsterboss samt Gefolgschaft dahin, kurz vor dem Angriff erzählt ein panischer Tätowierer von der dämonischen Aura der Ninjas und ihren unglaublichen Fähigkeiten. Denn „Ninja Assassin“ nimmt sich absolut ernst, gelegentlich eine Spur zu ernst, als wolle man sich bewusst von den B-Wurzeln des Films abgrenzen, aber genau das schafft „Ninja Assassin“ nicht.
Mika (Naomie Harris), Agentin bei Europol, stößt ebenfalls auf die Spur der jahrhundertealten Geheimorganisation, die aus verschiedenen Clans besteht, meldet das ihrem Chef und Freund Maslow (Ben Miles) und steckt bald in der Klemme: Unliebsame Mitwisser wollen die Ninjas schnell tot sehen und zudem erhalten sie Rückendeckung von ganz oben. Das ist einer der Punkte, über die man besser gar nicht groß nachgrübelt, denn so wirklich erfährt man nichts über Verräter und Verschwörer: Ein unsympathischer Agent schnüffelt herum, aber enttarnt oder gar bestraft wird niemand, das dient halt nur als Erklärung, warum die Ninjas immer so fix über die Schritte der Helden bescheid wissen.
Doch Mika erhält unerwartete Schützenhilfe: Der Ninja Raizo (Rain) kämpft gegen seine Brüder und rettet sie vor einem Attentat. Gemeinsam fliehen sie vor den unerbittlichen Häschern…
Meisterleistungen darf man hier nicht erwarten, aber „Ninja Assassin“ erweist sich als durchaus sympathischer Actionstreifen, der sein simples Drehbuch vor allem durch deftigen Druck aufs Gaspedal ausgleicht. Die Vorgeschichte gibt es häppchenweise in Rückblenden, dazwischen wird dann immer wieder emsig geflüchtet und gefightet. Innovationen oder großartige Plottwists sind da nicht angesagt, stattdessen geht es schlicht und einfach darum die Ninjahorde in verschiedenen Scharmützeln aufzureiben, ehe Raizo dann der Last Ninja Standing ist. Nicht mehr, aber auch nicht weniger, und dank des Drives kann man den Simpelplot auch schön goutieren.
Visuell haben sich Regisseur James McTeigue und sein Team so einiges einfallen lassen, recht eindrucksvoll sind vor allem jene Szenen, in denen die Ninjas mit dem Schatten verschmelzen oder aus ihm hervorsteigen, aber auch sonst kann sich „Ninja Assassin“ vom Look her wirklich sehen lassen. In den Rückblenden werden Erinnerungen an alte Ninja-, Samurai- und Shaolinfilme wach, wenn man die harte Ausbildung Raizos miterleben darf, die aus ihm die unbesiegbare Kampfmaschine des Mainplots gemacht hat.
Ein 1A-Actionfest ist McTeigue und seinen Leuten trotz allen Charmes aber nicht gelungen, denn gelegentlich stellt „Ninja Assassin“ sich selbst ein Bein. An sich stimmen Choreographie und Bewegungsrepertoire der Protagonisten, doch häufig setzt McTeigue auf Übersichtsverlust durch Wackelkamera und Stakkatoschnitt, badet lieber in Litern von CGI-Blut, statt einfach mal in Ruhe draufzuhalten. Dabei gibt es solche Kampfszenen durchaus in „Ninja Assassin“, gerade Raizos Schlacht mit der Ninjahorde bei der Flucht aus dem Bunker ist ein beeindruckendes Martial Arts Spektakel, nur leider sind nicht alle Fights so. Der Einsatz des erwähnten CGI-Blutes ist auch etwas übertrieben, so sehr es die Comichaftigkeit des Films auch betont (ähnlich auch die Waschmaschinenszene). Im Showdown wird dann endgültig rangeklotzt, wenn ein S.W.A.T.-Team in den Ninjakampf eingreift und mit Raketenwerfern und Sturmgewehren rumholzt. Leider fallen die Fights von Raizo im Showdown etwas kurz aus, gerade von dem Duell mit Takeshi (Rick Yune) hätte man mehr erwartet.
Rain ist nicht unbedingt ein großer Schauspieler, aber den knüppelharten Ninja, den man filettieren, verhackstücken und durch den Wolf drehen kann, der aber trotzdem danach wieder aufsteht, den kauft man ihm ab. Mit Rick Yune und Sho Kosugi hat die Fieslingsriege allerdings die charismatischen Glanzlichter von „Ninja Assassin“ zu bieten, welche die Good Guys easy an die Wand spielen. Was aber auch nicht so schwer ist, wenn neben Rain eine absolut blasse, schrecklich austauschbare Naomie Harris agiert.
Großes Kino sieht anders aus und bei der Inszenierung der Actionszenen setzt James McTiegue gelegentlich aufs falsche Pferd, doch Spaß macht „Ninja Assassin“ schon. Ein simpler, aber flott heruntergerissener Plot, schicke Inszenierung (trotz der Schnitzer in den Actionszenen) und meist recht spektakuläre Kämpfe ermuntern den Genrefan – hierzulande darf man sich auch noch über Berliner Lokalkolorit erfreuen.