Kalla Malla
Er gilt als der brutalste und blutigste Slasherfilm aller Zeiten und scheint seit seiner Fertigstellung in den 80ern spurlos verschwunden zu sein: "The Hills Run Red". Lediglich ein Trailer und einige Poster künden von der Existenz des skandalösen Werkes, das damals sämtliche Jugendschützer auf die Barrikaden rief und kurzerhand aus dem Verkehr gezogen wurde. Für den jungen Horrorfilmfreak Tyler entwickelt sich das Interesse an diesem sagenumwobenen Film zu einer Obsession. Er möchte der erste werden, der das brutale Machwerk zu sehen bekommt und stöbert im Zuge seiner Nachforschungen die Tochter des Regisseurs von "The Hills Run Red" auf. Mit ihrer Hilfe und in Begleitung seiner Freunde Serina und Lalo begibt sich Tyler tief in die Wälder, in denen der grausame Slasherfilm seinerzeit gedreht wurde. Zu spät muss er dann allerdings erkennen, dass die Dreharbeiten zu "The Hills Run Red" niemals beendet wurden und ihm und seinen Freunden längst eine Rolle in dem Film zuteil wurde...
Es ist schon ganz interessant, auf welche Ideen unsere werten Herren Horrorfilmregisseure so langsam kommen. Wohl scheint ihnen bewusst zu sein, dass sowohl im Slasher- als auch im Torture-Bereich kaum noch neue Akzente zu setzen sind, also wie verfahren, wenn man das Genre nun zum Teufel komm raus dennoch um einen Beitrag zu einem jener Sparten bereichern möchte? Nun, Dave Parker, der mit dem kaum erwähnenswerten The Dead Hate the Living! bislang kaum von sich reden machte, umschifft dieses Problem einfach, indem er den Slasher kurzerhand mit dem Folterfilm verknüpft und somit eine Kreuzung zweier derzeit durchaus populärer Subgenres auf die Horrorfans loslässt. Das Resultat nennt sich The Hills Run Red und erweist sich als zumindest im handwerklichen Bereich durchaus über dem Durchschnitt angesiedeltes Versatzstück zahlreicher bekannter Klischees. Produziert wurde der Film im Übrigen von der Horrorfilmschmiede Dark Castle Entertainment, die in der Vergangenheit schon Filme wie 13 Geister, Ghost Ship oder House of Wax hervorbrachte.
Leider ist dies im Falle von The Hills Run Red jedoch kein Qualitätssiegel, so kommt dieser Torture-Slasher (?) im besten Falle annehmbar daher. Hoch waren die Ziele, die sich der für die Inszenierung verantwortliche Dave Parker gesetzt haben muss, erweist sich sein Werk doch als gut gemeint aber leider nicht gekonnt. Schon bei der Story wollte man den Fans wohl etwas neues bieten und dem Ganzen eine etwas realistischere Note verleihen, indem es hier auch nur Horrorfilmfreaks sind, deren Suche nach einem verschollen geglaubten Slasherflick im Zentrum des Geschehens steht. So reizend die Idee des Films im Film aber auch sein mag, als so plump und vorhersehbar erweist sich dann allerdings die Umsetzung. Anfangs rezitieren Tyler und seine Freunde noch munter die Regeln und Klischees des Slasherfilms, nur um sich dann aber später keinen Deut intelligenter zu verhalten als all die anderen Opfer in den unzähligen Slashern vor The Hills Run Red. Ob das so beabsichtigt war oder ob da jemand an seinem eigenen Anspruch gescheitert ist, wird wohl das Geheimnis der Verantwortlichen bleiben.
Mti einer bitteren Ironie wartet The Hills Run Red dann auch noch auf, übt der Streifen doch bisweilen deutliche Kritik am Zensurapparat der Filmverleiher, wurde von Warner dann aber selbst nur in einer stark entschärften Fassung auf den Markt gebracht. Gerüchte sprechen derzeit von etwa 10 Minuten, die im Schneideraum der Schere zum Opfer fielen, um den Film für das amerikanische R-Rating tauglich zu machen. Zwar ist The Hills Run Red auch in der übrig gebliebenen Version noch immer über alle Maßen blutig, doch ob wir jemals in den Genuss der Unrated-Fassung kommen werden, steht bislang noch in den Sternen. Gore-Fanatiker werden jedoch auch in der vorliegenden Version mit 78 Minuten Spielzeit noch gut auf ihre Kosten kommen. So wird hier etwa eine Frau zwischen zwei Bäumen eingespannt und auseinandergerissen, Spitzhacken werden durch alle möglichen Körperteile getrieben und gar eine Kettensäge darf für kurze Zeit in Einsatz kommen. Ein wenig betrogen fühlt sich der Zuschauer dann allerdings schon, finden die meisten Gewaltakte doch in Rückblicken auf den fiktiven "The Hills Run Red" statt und sind stets willkürlich in die eigentliche Handlung eingestreut. Lediglich zum Ende hin gibt es dann noch etwas Folter zu sehen.
Ein Bein stellt sich The Hills Run Red dadurch, dass er sich eine geschickte Ausgangslage durch ein Übermaß an Klischees, bescheuerten Killern und nur allzu vorhersehbare Wendungen selbst vermiest. Der Film wirkt einfach nur überladen, serviert er uns neben dem psychopathischen Regisseur des gesuchten Slasherfilms, der sein Werk um jeden Preis fortsetzen möchte, weiterhin noch debile Rednecks, sowie einen bizarren Jason-Klon. Letzterer heißt hier Babyface, trägt eine Puppenmaske, die Erinnerungen an den Killer aus Dark Ride wachruft und hat trotz seiner gewöhnlich bulligen Statur und seiner Vorliebe für kreativen Waffeneinsatz noch einige Überraschungen in petto, die ihn leicht von den restlichen Schlitzern des Genres unterscheiden.
Was dem Film letztlich auch schadet, ist die komplette Belanglosigkeit, mit der das Geschehen an den Mann gebracht wird. Eine düstere, beängstigende Atmosphäre oder gar eine permanente Spannung sucht man hier vergebens, was aber an sich zwei unerlässliche Faktoren für ein solches Werk sind. The Hills Run Red nimmt sich durch das ständige stolpern in immer neue Abstrusitäten jedoch selbst jede Ernsthaftigkeit und verkommt so zu einem tumben Gewaltmarathon für Gorefreaks. Da können dann auch die halbwegs bekannten Darsteller nichts mehr reißen. An vorderster Front steht hier Tad Hilgenbrink, der sein Filmdebut als Stifflers kleiner Bruder in American Pie 4 gab und seitdem in der letzten Zeit vermehrt in Horrorfilmen wie The Lost Boys 2 oder Amusement zu sehen war. Auch in The Hills Run Red agiert er angemessen, spielt er doch einigermaßen glaubhaft die Manie, die Tyler dazu treibt, seine Suche nach "The Hills Run Red" über alles andere zu stellen. In einer weiteren Rolle ist Sophie Monk zu sehen, die unter anderem schon Date Movie durch ihr makelloses Aussehen bereicherte und hier nun endlich ordentlich Haut zeigen darf. Der bekannteste Schauspieler im Cast ist jedoch ohne Frage William Sadler, der hier den fanatischen Regisseur des berüchtigten Slashers mimt, in der Rolle aber erschreckend farblos bleibt und somit auch keine Akzente zu setzen weiß.
Fazit: The Hills Run Red ist letztlich eine deutlich überbewertete und leider nicht sehr geglückte Kombination aus Slasher und Torture-Flick. Wenn es den Verantwortlichen bei einem solchen Film nicht gelingt, das Ganze mit der nötigen Ernsthaftigkeit an den Mann zu bringen, dann helfen letztendlich eben auch eine in Ansätzen interessante Story und ein beachtlicher Gewaltgrad nicht mehr viel. Wer alleine schon in solidem Splatter einen Kaufgrund sieht, der ist hier im richtigen Film, allen anderen kann von The Hills Run Red jedoch eher abgeraten werden. Es darf zudem bezweifelt werden, dass die fehlenden 10 Minuten fürs R-Rating das Ganze auf ein höheres Niveau gehoben hätten.