Kalla Malla
"Inspiriert von **Clive Barker**" steht hinten auf der englischen DVD drauf und genau das ist es, was den Film so sympathisch und eindeutig macht. "**Hellraiser**" war hier Pate und von Höllentoren bishin zu abscheulichen Kreaturen fährt "Necromentia" alles auf, was man an Pinhead und Co. schon geliebt hat.
Die Story ist gleichermaßen einfach wie kompliziert erzählt, denn eigentlich dreht es sich hier darum, dass Leute die Hölle betreten möchten, um einen von ihnen geliebten Mensch zu retten.
"Necromentia" liefert eine nicht wirklich zielführende Erzählweise ab, denn die Geschichte wird teilweise in Rückblenden erzählt, was - wie es nunmal oft so ist - nicht immer zum Spannungsbogen beitragen muss. Denn wenn ein Hauptcharakter innerhalb der ersten paar Minuten schon stirbt, fiebert man in der Rückblende natürlich entsprechend wenig mit ihm mit.
Der Film punktet jedoch in erster Linie eh mit seiner Optik. Obwohl das Budget gewaltig bescheiden war, wirkt "Necromentia" zu keiner Sekunde wie ein digitaler B-Film. Er ist ein optisch normal aussehnder Horrorstreifen, der zusätzlich mit wirklich tollen Settings punktet. Alleine Kleinigkeiten wie dieser "Glühbirnenvorhang" in der Folterszenen zeigen einfach, dass sich die Macher hier sehr viel Mühe gegeben haben, mit stimmungsvollen Dekorationen Atmosphäre zu erzeugen. Genauso geschickt gehen sie mit dem Licht und Schattenspiel um, denn es gibt hier so viele Szenen, in denen aus dem Dunkeln langsam eine Kreatur ins Bild läuft oder sich in die Schatten zurückzieht. Der Regisseur wusste offensichtlich ganz genau, wie er klassische Filmelemente einzubauen hat, um einen nahezu perfekten Effekt zu erzielen.
Das kleine i-Tüpfelchen ist das schlussendlich das Creature-Design, denn in "Necromentia" gibt es zwei, drei Kreaturen, die genauso aus "Silent Hill" hätten entspringen können. Sie sind fantastisch umgesetzt und verfehlen ihre Wirkung nicht, denn vorallem vor diesem Vieh, welches sich schon auf dem Cover erahnen lässt, hat man wirklich mehr als nur Respekt.
Doch leider kommt dem Film in seinem letzten Drittel seine Story in den Weg und nimmt ihm so verdammt viel von der Stimmung weg. Denn das Erzähltempo ist durchaus lahm und obwohl der Film sich bemüht, um den Ausgang seiner Geschichte ein kleines Geheimnis zu machen, so kann sich der Zuschauer viele grundlegenden Storyverläufe schon denken. Erst recht, weil die Inszenierung dann doch ins Kleinschrittige abrutscht. Leider fehlt genau die auf den Storyverlauf verwendet Zeit den Charakteren, denn diese haben - von einem gewissen Grundinteresse seitens des Zuschauers aufgrund der obskuren Geschichte mal abgesehen - recht wenig Charakter. Wenn man ehrlich ist, ist es einem ziemlich egal was mit denen geschieht. Die waren Protagonisten sind die Kreaturen, die man wahrscheinlich nicht oft genug positiv hervorheben kann.
"Necromentia" ist kein perfektes, aber ein sehr ambitioniertes "Hellraiser" Zitat, was leider auf Seiten der Story sehr mit seiner Verworrenheit sowie Ziellosigkeit zu leiden hat. Eine rasantere Inszenierung, sowie bessere Charaktere hätten hier wirklich für einen absoluten Underground Geheimtipp gesorgt, doch auch so ist der Film sehenswert, da er neben tollen Kreaturen auch sehr stimmungsvolle Settings abliefert. Der geneigte Horrorfan darf gerne mal einen Blick riskieren und sich an einer sehr düsteren, Film-Noir-artigen Stimmung erfreuen!