Kalla Malla
Statt in die Schule zieht es eine sechsköpfige Gruppe Jugendlicher eines schönen Sommertages gemeinsam in den Wald, wo sie mit einem "geliehenen" Moped durchs Unterholz brettern, Bier trinken und gemeinsam abhängen. Die Idylle findet ein jähes Ende, als zwei von ihnen bei ihrer halsbrecherischen Fahrt über einen holprigen Feldweg einen Mann anfahren, der daraufhin regungslos liegenbleibt und von den panischen Jungs zurückgelassen wird. Kurz darauf gesellt sich der Wanderer zum Lagerplatz der Jugendlichen, versichert ihnen, dass mit ihm alles ok sei und sie keinen Ärger zu befürchten hätten. Der Fremde stellt sich der Gruppe als Peter vor, gibt sich ihnen freundlich und gewinnt so schnell das Vertrauen der sechs. Mit der Zeit bröckelt die Fassade des undurchschaubaren und psychopathisch veranlagten Fremden jedoch immer mehr und die Situation nimmt eine drastische Wendung...
Ein durchweg interessanter und im Ansatz sehr gelungener Thriller ist es, den der Regisseur Julian Richards mit Summer Scars da auf sein Publikum loslässt. Richards konnte bereits im Jahr 2003 durch seinen zynischen Serienkiller-Streifen The Last Horror Movie auf sich aufmerksam machen, beschreitet mit Summer Scars nun jedoch andere Pfade. Man könnte es als die verstörende Thriller-Adaption von Rob Reiner's Stand By Me betrachten, einem Film, der wie kein zweiter das Bild des Coming-of-age-Dramas prägte. Und tatsächlich sind Parallelen deutlich gegeben: In beiden Filmen ist es jeweils eine Gruppe Kinder oder Jugendlicher, die, ausgelöst durch ein schreckliches Ereignis, plötzlich über sich selbst hinauswachsen und ihre heiles, kindliches Weltbild zugunsten eines inneren Reifungsprozesses ablegen müssen. Ging Stand by me hierbei jedoch eher subtil vor, fährt Julian Richards in Summer Scars rabiatere Geschütze auf und setzt seine sechsköpfige Jugendgruppe einem ebenso willkürlichen wie wahnsinnigen Psychopathen aus.
Die Quintessenz dieses mit 72 Minuten etwas zu kurz geratenen Filmes ist das Ausgeliefertsein der Jugendlichen an einen Erwachsenen, der seine kranken Spiele mit ihnen treibt und den sie nie einschätzen können. Beobachtet er mit der Gruppe zu Beginn noch ein junges Pärchen beim Sex oder verteidigt sie vor älteren Punks, so wendet sich das Blatt völlig, als Peter ausrastet und einen der Jungen brutal zu Boden schlägt. Panisch hält er die sechs Freunde fortan mit einer Luftpistole in Schach und reißt sie immer weiter in einen Abgrund, der ein jähes Ende ihrer jugendlichen Unbeschwertheit bedeuten soll. Der Drives des Films ist stimmig, aufgrund der Spielzeit kommt es zu keinen Längen. Da sich das Geschehen ausschließlich in dem Wald abspielt, baut sich eine konstante Atmosphäre auf, die bis zum vorhersehbaren, aber zufriedenstellenden Ende gehalten werden kann. Sonderlich blutig geht es hier nie zur Sache, doch gerade die Tatsache, dass Regisseur Richards die sexuelle Komponente immer weiter auf die Spitze treibt, dürfte einigen Zuschauern angesichts der Tatsache, dass es sich bei den Opfern um Kindern handelt, sauer aufstoßen. Dennoch rüttelt Summer Scars letztendlich weder wach, noch hinterlässt er ein bleibendes Gefühl beim Zuschauer. Dafür stellt sich hier allerdings zu keinem Zeitpunkt Langeweile ein und außerdem machen auch die Schauspieler ihre Sache allesamt hervorragend. Kevin Howarth gibt einen wunderbar hin- und hergerissenen Psychopathen, während auch die jugendlichen Akteure ihre Rollen allesamt glaubhaft verkörpern. Alles in allem also eine Empfehlung an alle Freunde unterhaltsamer Thriller, die hier aber dennoch nicht mit einem absoluten Top-Highlight rechnen sollten.