Kalla Malla
Dass ich Sharon Stone in jedem noch so dämlichen Film liebe, habe ich bereits an anderer Stelle verraten, also gehört selbstverständlich auch »The Specialist« aus dem Jahr 1994 zu meinen Guilty Pleasures, und er ist bei weitem nicht so schlecht wie sein Ruf. Wirklich gut ist er aber auch nicht.
Die Story: Ray Quick (Sylvester Stallone), ein ehemaliger Bombenspezialist, ist aus dem CIA-Dienst ausgeschieden und lebt nun in Miami. May Munro (Sharon Stone) hört von seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten und versucht deswegen, ihn für einen persönlichen Auftrag zu gewinnen: Ray soll ihr bei der tödlichen Rache an den Mördern ihrer Eltern zu helfen. Der Spezialist interessiert sich zwar für Mays Geschichte, erteilt ihr aber eine Abfuhr, denn er hat sich geschworen, seine Bombenkünste nie wieder einzusetzen. Einige Verführungsversuche später willigt Ray ein, seiner Geliebten mit explosiver Unterstützung beizustehen. Er sprengt einige der Mafialeute in die Luft, die für den Tod von Mays Eltern verantwortlich sind. Das ruft Rays Ex-Kollegen Ned (James Woods) auf den Plan, der mittlerweile die Seiten gewechselt hat...
Das Ganze ist natürlich keine Sekunde glaubwürdig, der Film kann aber trotzdem in einigen Kategorien punkten. Das Beste an »The Specialist« ist John Barrys großartige Filmmusik, die - gleichzeitig wuchtig und verführerisch - der lahmen Handlung zu sehr viel Dynamik und Atmosphäre verhilft. Die Beziehung von Stone und Stallone findet zunächst nur per Telefon statt, und hier verneigt sich »The Specialist« durchaus vor dem Film Noir - Stallone ist der gebrochene Held, Stone die Femmme Fatale, die natürlich ein doppeltes Spiel treibt. Sharon Stone sieht den ganzen Film hindurch hinreißend aus und spielt mit exakt der Coolness, die sie in Basic Instinct berühmt machte. Stallone schaut aus traurigen Augen drein und wirft gern Rabauken durch Bus-Fenster, während er auf die erste Begegnung mit der kühlen Stone wartet. Ihre große Sex-Szene unter der Hoteldusche soll wahrscheinlich alles sprengen, was jemals dagewesen ist, doch bietet dieser erotische Ringkampf lediglich schöne Körper, viel Wasser und heißen Dampf, aber keinerlei Funken.
Die beste darstellerische Leistung zeigt übrigens James Woods (wer sonst?), der jede Szene an sich reißt und einen Riesenspaß zu haben scheint, ganz besonders wenn er droht, einen Polizeistützpunkt mittels schnell gebastelter Bombe (à la "MacGyver") in die Luft zu sprengen, wenn man ihn nicht höflich behandelt. Die schwül-heiße Miami-Atmosphäre wird von Regisseur Luis Llosa durch viele Außenaufnahmen gut genutzt, die Action-Szenen sind relativ sicher inszeniert, und im Finale kommt kurz echte Spannung auf.
Das große Problem des Films ist, dass er von Leuten nur so wimmelt, die man alle nicht bei sich zum Abendessen haben möchte, die Hauptfiguren eingeschlossen. Alle haben nur Mord und Totschlag im Sinn, und das ständige Abservieren schmieriger Krimineller durch Stallones Bomben erzeugt natürlich kaum Befriedigung oder Sympathie beim Zuschauer. Man schaut weitgehend emotionslos zu, der Film bleibt auf seltsame Art leer und kalt, trotz der vielen Feuerwerke.
Zu empfehlen ist der Film für Stone-Fans wie mich, die auch schwache Thriller wie diesen gern verschlingen. Anspruchsvolle Action-Freunde werden an »The Specialist« eher keinen Spaß haben, dazu bietet er zu wenig Überraschungen und nichts Spektakuläres - außer dem Moment, wenn Sharon Stone erstmals aus einer Limousine steigt und eine Party betritt. Sehr sehenswert, doch.