Kalla Malla
Ich hatte sehr große Erwartungen an diesen Film. Er wurde mit "Eden Lake" verglichen, als stringent inszenierter Terrorfilm bezeichnet oder als neue Backwoodslasher Hoffnung tituliert. Den Vergleich mit "Eden Lake" verstehe ich sogar; nur leider nicht aufgrund seiner Wirkung. Vieleher wirkt es, als habe man sich im Falle von "Preservation" ganz dreist bei James Watkins Terrorfilm bedient, der nicht nur für mich einer der wirkungsvollsten seiner Art war und ist. Angefangen bei der Tatsache, dass es sich bei den Protagonisten in "Preservation" nicht um nervige Teenies, sondern um Erwachsene handelt, bishin zu den Killern, oder gar nahezu gleich verlaufenden Ereignissen.
Ich räume zwar gerne ein, dass "Eden Lake" im Grunde auch bloß mit Genreversatzstücken jongliert hat, aber das immerhin mit einer derartigen Konsequenz, dass man es dem Film gerne verziehen hatte. "Preservation" hingegen ist einfach bloß ein Backwoodslasher nach Schema F, der sich an besagtem Vorbild entlanghangelt und das Ganze mit einer Prise "King Of The Hill" abschmeckt.
Natürlich liegt das auch am recht begrenzten Spielraum, den Backwoodslasher eben bieten. Jeder Film aus diesem Subgenre muss sich an "Deliverance" und Konsorten messen, aber als Horrorfan hat man damit für gewöhnlich keine Probleme, denn dieser ist im Grunde pflegeleicht. Solange ein Film sympathische Charaktere hat, Atmosphäre aufbauen kann, die sich in den richtigen Momenten in pure Panik entlädt, er stimmungsvolle und kreative Settings vorweisen kann, sich an Logik hält und am Ende bestenfalls einen kleinen, spannenden Twist einbaut, ist man als Fan dieses Genres im Grunde zufrieden. Also gut, hangeln wir uns mal daran entlang:
Die drei Charaktere in "Preservation" sind laufende Klischees. Der Typ, der nie Zeit für seine Frau hat, sein vom Krieg traumatisierter Bruder der auf die Frau des Bruders steht und zuguterletzt die besagte Frau. Das könnte für Spannung innerhalb der Gruppe sorgen - tut es aber nicht. Denn man verpasst durch den viel zu langen Vorlauf sämtliche Chancen, die Charaktere dem Zuschauer ans Herz zu legen. Es ist egal wer stirbt, es ist egal wer lebt und im Grunde ist es sogar egal was auf dem Bildschirm passiert. Zur Mitte hin fängt sich zwar die Sache wieder etwas, als der Ehemann anfängt sich um seine Frau zu sorgen, aber es wäre mühelos vielmehr drin gewesen.
Die Atmosphäre des Films entsteht zu großen Teilen durch die recht gut eingefangenen Landschaftsbilder. Man könnte sich zwar an den Weitwinkeln stören oder das überbelichtete, recht grelle Bild kritisieren, aber ich lasse das mal. Der Wald wurde relativ gut eingefangen, nur irgendwie kommt nur selten das Gefühl absoluter Abgeschiedenheit auf. Bei Kollegen wie "Wrong Turn" kam das besser zur Geltung.
Im Grunde wäre "Preservation" mit diesen Zutaten zwar kein wirklich guter, aber zumindest goutierbarer Backwoodslasher... hätten wir nicht diese eklatanten Logiklöcher. Aus Spoilergründen zähle ich sie hier jetzt nicht auf, aber die Charaktere benehmen sich zum einen strunzblöd, und zum anderen gibt es haufenweise Situation die so, wie sie im Film dargestellt wurden, einfach nicht funktionieren können. Die Menschenjäger scheinen notorisch blind zu sein, da sie Leute, die sich zwei Meter vor ihnen aus dem Sprint heraus hinter einem Baum verstecken, der nichtmal zur Hälfte ihre Körper verdeckt, nicht sehen können. Oder sie sind taub, da sie die herumschreienden Protagonisten, welche sich eigentlich verstecken wollte, im Umkreis von 5 Metern nicht hören können.
"Preservation" hätte etwas werden können. Nicht aufgrund seiner Story, sondern einfach deswegen, weil ein Film dieser Sorte mit etwas mehr Logik und Feingefühl für Charaktere, Spannung und Drive praktisch nicht schief gehen kann. Sehenswert ist er nicht, aber sollte man ihn sich trotzdem anschauen, ärgert man sich im Anschluss wenigstens nicht um die verschwendete Lebenszeit. Grundlegend also ein mittelprächtiger bis unterdurchschnittlicher Vertreter der einem nur dann gefallen wird, wenn man sich in diesem Subgenre nicht auskennt. Aber welcher Horrorfan kennt keine Backwoodslasher?