Kalla Malla
Die Medizinstudentin Bárbara ist das, was man auf den ersten Blick einen heißen Feger nennen würde. So ist es auch nicht verwunderlich, dass sie ihre männlichen Kommilitonen reihenweise um den Finger wickelt. Soweit sicherlich noch vertretbar, doch gibt es anbei ein winziges Problem: Bárbara ist der fieberhaft gesuchte Campuskiller, der die gesamte Universität seit geraumer Zeit in Angst und Schrecken versetzt und bereits zahlreiche Todesopfer zu verzeichnen hat. Während die Polizei noch immer im Dunkeln tappt, holt sich die schrille Bárbara weiterhin ein Opfer nach dem anderen. Egal ob schlechte Liebhaber, aufdringliche Cops oder unverschämte Zicken - keiner ist vor dem umfangreichen Waffenarsenal der Femme fatale sicher. Eines Tages lernt Bárbara dann den Gerichtsmediziner Tomas kennen und hält diesen Aufgrund einiger unglücklicher Missverständnisse ebenfalls für einen Serienkiller, weshalb sie in ihm eine Art Seelenverwandten gefunden zu haben glaubt. Dieser arbeitet derweil an einer Apparatur, welche die letzten Gedanken eines Toten abrufen soll, um auf diese Weise endlich den Campusmörder überführen zu können. Blöderweise funktioniert die Maschine jedoch nicht richtig und verwandelt die Leichen in mordlüsterne Zombies, die daraufhin eine Kostümparty stürmen...
Was haben Jason Voorhees, Freddy Krueger und Michael Myers neben ihrer Passion fürs Aufschlitzen gemeinsam? Richtig, sie alle tragen ein Gemächt zwischen den Beinen, zumindest gehen wir einmal schwer davon aus. Ähnlich verhält es sich weiterhin bei wohl 95% der berühmtesten Filmkiller, was einen schnell zu der Erkenntnis bringt, dass es sich hierbei um eine von Männern regelrecht dominierte Domäne handelt. Dieser Tatsache setzen die Spanier mit Sexykiller nun eine ebenso attraktive wie tödliche Gegenmaßnahme vor, welche den klassischen Serienkillern nicht nur in punkto Blutrünstigkeit das Wasser reichen, sondern dies auch noch mit einer gehörigen Portion Sexappeal verbinden kann. Das Ergebnis ist eine absolut schräge Mixtur aus Slasherkomödie und schwarzhumoriger Genreparodie, die in ihrem 87 minütigen Sperrfeuer aus schrägen Einfällen und absoluter Kurzweiligkeit kein gängiges Klischee auslässt, um dieses ausgiebig durch den Kakao zu ziehen. Auch werden verschiedenste Stilmittel und zahlreiche Anspielungen auf bekannte Filme des Genres für durchgehend gute Laune beim Zielpublikum sorgen, wodurch Sexykiller gut und gerne als einer der abgedrehtesten und gleichzeitig besten Genrebeiträge der letzten Zeit betrachtet werden darf.
Dass man in Spanien ein Faible für völlig überzogene Horrorgrotesken zu haben scheint, wurde in der Vergenheit bereits mit Werken wie El Dia de la Bestia oder Aktion Mutante eindrucksvoll unter Beweis gestellt, doch was der Regisseur Miguel Martí nun mit Sexykiller abliefert, toppt in seiner schrillen Aufmachung noch einmal mit Leichtigkeit alles zuvor Dagewesene. Dies ist zum Einen der Hauptfigur Bárbara zu verdanken, die sich einerseits zwar als ausgemachte Psychopathin inszeniert, andererseits aber auch so garnicht ins Bild der klassischen Serienkillerin passen möchte. In figurbetonten, hippen Klamotten und stets sitzenden Frisuren macht Bárbara direkt zu Beginn eine Ansage ans Publikum und erklärt rückblickend ihren Werdegang zur Killerin. Dieses Stilmittel wird dann auch den ganzen Film über beibehalten, immer wieder wendet sich unsere Killerbarbie zur Kamera, manches Mal selbst während Dialogszenen, zur größten Verwirrung der anderen Charaktere. Die in Vielzahl eingestreuten Ideen schrillen Wahnsinns hören hier aber noch längst nicht auf. Der gesamte Film kommt knallbunt und geradezu fröhlich daher. Mal dient dabei das kultige "Barbie Girl" in unterschiedlichen Versionen als Szenenuntermalung, während Bárbara in anderen Momenten direkt selbst zum Mikrofon greift und eine zwerchfellfeindliche Musicalnummer zum Besten gibt.
Dass es sich bei Sexykiller im Grunde um Hochglanz-Trash erster Klasse handelt, war auch den Machern bewusst, weshalb der Film mit einer enormen Menge Selbstironie daherkommt und somit nicht ernster als unbedingt nötig genommen werden kann. Das Werk ist eine wilde Achterbahnfahrt durch zahlreiche Klischees und Stereotypen des klassischen Horrorfilms. Filme wie Scream, Das Schweigen der Lämmer und viele, viele weitere werden fleißig zitiert, dabei aber nie abgekupfert. Egal ob die Handlung nun immer wieder in verschiedenen Zeiten umherspringt, oder Bárbara uns im Stile eines Shopping-Kanals die perfekten Werkzeuge für einen Mord verkaufen möchte, immer bleibt das Ganze absolut schrill und geradezu erfrischend unvorhersehbar. So sehr sich Sexykiller stellenweise aber auch schon als eine mit weiblichen Hormonen nur um sich werfende Parodie präsentiert, so sehr geht es in anderen Szenen wieder ans Eingemachte. Die Freigabe ab 18 Jahren kommt definitiv nicht von ungefähr, geht es bei den Morden doch bisweilen schon recht brutal zur Sache, wenn diese Szenen auch oftmals von einem sarkastischen oder humorvollen Unterton begleitet werden. Wenn die spitzen Absätze eines Damenschuhs allerdings plötzlich zum Mordwerkzeug umfunktioniert oder abgetrennte Köpfe in Kühlschränken aufbewahrt werden, dann ist das zwar nichts für zartbesaitete Gemüter, doch Splatterfreaks bleiben bei alledem dennoch etwas auf der Strecke.
Dies jedoch verschmerzt man hier liebend gerne. Selten zuvor hat eine Genreparodie derart unbedingt Spaß gemacht wie dieses absolut kurzweilige Sammelsurium der abgefahrensten Ideen. Die Spanier scheinen im Laufe der Handlung immer noch einen draufsetzen zu wollen, ohne sich dabei aber in Blödsinnigkeiten zu verlieren. Da ist beispielsweise der Pathologe Tomas, der aufgrund einiger Äußerungen zu seinem Arbeitsalltag in Bàrbara den Anschein erweckt, ebenfalls ein Serienkiller zu sein, woraufhin sich zwischen den beiden eine ebenso amüsante wie gefährliche Romanze entwickelt. Zum ausgemachten Trash steigert sich das Ganze dann jedoch spätestens ins Finale, wenn ganz unvermittelt auch noch Zombies mitmischen und für regen Blutverlust unter einigen Partygästen sorgen dürfen. Als treuer Genrefan befindet man sich zu diesem Zeitpunkt jedoch schon längst in einer Phase höchster Euphorie und nimmt jede neue, wahnsinnige Wendung des Films ohne zu hinterfragen an. Zur durchgehenden Funktionalität des Films tragen derweil natürlich auch die Schauspieler bei. Macarena Gómez, die manch einem noch aus Dagon in Erinnerung sein dürfte, gibt die wohl verführerischste Serienkillerin aller Zeiten derart überzeugend, dass sie mit Leichtigkeit alle anderen an die Wand spielt. Doch auch César Camino als nichtsahnender Liebhaber und Ángel de Andrés als rabiater Inspektor wissen zu gefallen.
Fazit: Alles in allem ist Sexykiller die völlige Übersteigerung dessen, was jemals zuvor als Horrorparodie durchgehen durfte, ohne dabei jedoch auch nur im Geringsten an Charme zu verlieren. Der Film bietet ein enorme kurzweilige, knallbunte und noch spaßigere Zusammenkunft aus Serienkillerparodie und Zombiegroteske auf LSD und dürfte jedem wahren Genreliebhaber die Freudentränen in die Augen treiben. Ein absolut knalliger, blutiger und einfallsreicher Partyspaß, an dem man sicherlich nicht nur als Trash-Fan seine Freude haben wird.