Kalla Malla
Nachdem Olaf Ittenbach in letzter Zeit auf der Esoterikwolke #7 zu schweben scheint, gibt es nicht mehr allzuviele, die die Flagge des deutschen hirnlos-Amateursplatter noch hochhalten. Neben Andreas Schnaas muss definitiv noch dessen Sidekick Timo Rose genannt werden, der auch schon die Ehre hatte, an "Violent Shit 4.0" mitzuwirken. Rose war bisher leider der große Schlag, der ihn auch außerhalb der Die-Hard Splatterfraktion bekannt hätte machen können, verwehrt geblieben. Das mag zum einen daran liegen, dass er sich filmtechnisch nicht wirklich verbessert hat und zum anderen, dass er als ziemlicher Stümper verschrien ist. Irgendwie kann ich das aber nicht nachvollziehen.
Ich räume gerne ein, dass mir nicht jeder seiner Filme gefällt, aber dass gerade ein Streifen wie "Space Wolf" derart ignoriert wird, ist schon traurig. Gerade dieser Film (für den übrigens Olaf Ittenbach himself die Effekte beisteuerte) ist in meinen Augen einer der besten Underground Splatterfilme, die wir hier so haben. Von Roses bekanntestem Film "Barricade" mal ganz zu schweigen.
Sang und klanglos erschien vor einiger Zeit sein neuester Output "Game Over", auf den ich, wenn ich auf Facebook nicht mit Timo Rose verlinkt wäre, nie im Leben aufmerksam geworden wäre. Nach Sichtung des Films bin ich wirklich froh gewesen, durch Zufall auf den Streifen hingewiesen worden zu sein, denn als Genre Afficionado fühlt man sich in "Game Over" schon ab der ersten Minute heimisch. Zum einen deswegen, weil sich die beiden Rohnstock Brüder, die sich für den wahnsinnig tollen "Necronos" verantwortlich gezeigt haben, hier die Ehre geben und zum anderen, weil die allseits bekannte Manoush wieder zu sehen ist. Irgendwie war sie schon in gefühlt jedem Amateurfilm zu sehen und hatte auch die Ehre, mit tollen Regisseuren wie Dora oder Iskanov zusammenzuarbeiten.
"Game Over" legt schon in der Creditsequenz ordentlich los, da wir zwischen den ganzen Namen der Schauspieler massenhaft Folterszenen um die Ohren gewetzt bekommen, die es wirklich in sich haben. Fans harter Unterhaltung wird jetzt schon der Sabber laufen und jeder weiß, wohin die Reise gehen wird: nämlich dahin, wo's wehtut.
Der Film nimmt sich nach diesem kurzen Appetizer erstmal Zeit, um uns die Charatere vorzustellen. Interessant ist hier, dass die Protagonisten englisch reden, während die Entführer Deutsche sind und nur teilweise englisch sprechen. Dieses "ich-verstehe-nicht-was-du-sagst" Prinzip, kennt man ja schon vom "Human Centipede", wird jedoch im Falle von "Game Over" nicht wirklich sinnvoll und konsequent genutzt. Man hätte den deutschen Teil auch weglassen können, denn Sprach- und Kommunikationsprobleme, wie wir sie in Tom Six Film hatten, gibt es hier leider nicht.
Aber irgendwie hatte der Film scheinbar eh keinen Bock auf so was, denn letztendlich werden die Hauptcharaktere recht fix entführt und in einen versifften Keller gebracht. Die Folter geht auch sofort los und für all jene, denen die "Nägel-in-die-Eier-Szene" aus "Grotesque" zu unbrutal war (gibt es so jemanden überhaupt?!), geht hier ein Traum in Erfüllung. Rose hält nämlich voll auf's Geschehen, während sich der männliche Zuschauer etwas ganz anderes hält. Eine kleines "Cannibal Ferox" Zitat gibt es auch noch (ratet bitte welches) und der Gorehound freut sich.
Was leider negativ auffällt, sind die grauslich aufgesetzten Dialoge. Teilweise klingt es wie ein Gedichtvortrag einer Erstklässlerin, der sich nur irgendwie nicht reimt. Aber sind wir ehrlich: hölzerne Dialoge und zum Overacting tendierende Schauspieler sind kein individuelles Problem von "Game Over". Vielmehr fallen positive Aspekte wie die genialen Gore FX (ich tippe mal darauf, dass die auf Mark und Lars Rohnstocks Mist gewachsen sind) und die recht widerliche Stimmung in einigen Szenen auf.
Letztendlich ist "Game Over" genau der Film, den man als Fan deutscher Undergroundproduktionen sehen möchte. Man bekommt eine simple, aber ausreichende Handlung samt gelungenem Plottwist geliefert und fühlt sich rund 80 Minuten gut unterhalten. Der Film hat einige sehr heftige Folterszenen und erinnert irgendwie an Maik Udes "Abnormis" (auch ein toller Film!). Aber eigentlich wird "Game Over" eh nur von Fans solcher Filme gesehen werden - alle anderen werden sich weder für den Streifen interessieren, noch überhaupt erst diese Kritik angeklickt haben.
