Kalla Malla
Als irgendwo vor den karibischen Inseln eine grausam verstümmelte Leiche aus dem Wasser gezogen wird, stehen die Pathologen vor einem Rätsel, denn die eindeutigen Bisswunden können keiner bekannten Spezies zugeordnet werden. Als kurz darauf ganze Boote angegriffen und heillos zerstört werden, wird klar, dass ein bislang noch unentdecktes Monster von offensichtlich furchteinflößender Größe in den Tiefen des Meeres lauern muss. Der Meeresbiologe Bob ist fest entschlossen, die Existenz des todbringenden Wesens nachzuweisen und es gegebenenfalls unschädlich zu machen. Unterstützung erhält er dabei von seiner Freundin, der Tiertrainerin Stella, sowie dem Technik-Ass Peter, der den beiden die entsprechenden Geräte für die anstehende Monsterjagd zur Verfügung stellt. Das Vorhaben entwickelt sich jedoch alsbald zu einem Wettlauf gegen die Zeit, denn während die Kreatur, eine schreckliche Kreuzung aus Hai und Krake, für weitere Opfer sorgt, geht an Land ein kaltblütiger Killer um, der das Geheimnis um das Monstrum um jeden Preis vertuschen soll...
Blutrünstige Giallos, trashige Zombies und geradezu unverschämte Ripoffs amerikanischer Vorbilder - was wäre das Genre des Horrorfilms nur ohne die Beiträge der Italiener? Genau, mindestens so fad wie Spaghetti ohne Bolognese. Dabei ist jedoch nicht zu leugnen, dass gerade in den 70ern und 80ern, also den Glanzzeiten des italienischen Genrefilms, Unmengen an Müll produziert wurde, auf den die Welt eigentlich nie gewartet hat. Zu dieser Kategorie zählen mit Sicherheit auch die zahlreichen Jaws-Ableger, die nach dem Mega-Erfolg des Spielberg-Hits auch Jahre später noch unter kostengünstigsten Bedingungen abgedreht wurden. Wer jedoch bereits dachte, dass sich der Ruf des italienischen Tierhorrorfilms nach Enzo G. Castellari's beinahe exakter 1:1 Kopie The Last Jaws nicht noch weiter schädigen ließe, der wurde kaum 3 Jahre später mit einer katastrophal ernüchternden Überraschung gestraft. Die unnachahmliche Trashgurke Shark rosso nell'oceano aka Der Monster-Hai ist trotz der Beteiligung von gleich sechs (!) Drehbuchautoren ein hervorragendes Beispiel erzählischen Unvermögens und belegt weiterhin, warum es seinem Regisseur Lamberto Bava bis heute nicht gelingen konnte, in die Fußstapfen seines berühmten Vaters Mario Bava (Die Stunde, wenn Dracula kommt) zu treten.
Vor einer bisweilen durchaus malerischen Kulisse spult der Streifen eine nicht halb so reizvolle Klischeehandlung aus Uromas Haihorror-Mottenkiste herunter, deren einzige Innovation es ist, dass er den Plot um die Bekämpfung eines gefräßigen Killerviehs noch mit einem unsympathischen Schlägertypen garniert. Dieser soll im Auftrag eines zwielichtigen Genforschers all jene umlegen, die der Verschwörung gefährlich werden könnten und schwups, wird dem Publikum ein absolut unnötiger und deplatzierter Subplot um die Ohren geschlagen, dessen hauptsächlicher Effekt es ist, das eigentliche Geschehen um das Monster auszubremsen. Dieses kommt derweil als krude Mischung aus Hai und Krake mit adretter Panzerung daher und sieht dabei so denkbar grauenhaft aus, dass man über die erwartungsgemäß wenigen Close-Ups auf das Vieh alsbald dankbar ist. Eigentlich würde man bei einem Plot um ein derart hinverbrannt-blödsinniges Monster dann ja wenigstens mit einer gehörigen Portion Trash rechnen, doch auch hier zeigt sich Der Monster-Hai nicht gerade von seiner liebevollen Seite. Trotz regelrechter Logik-Schluchten, Dialogen zum Fremdschämen und lächerlichen Knallchargen, die so etwas wie Charaktere darstellen sollen, nimmt sich der Film derart ernst, dass man sich beileibe die Frage stellen muss, welche Allmachtsphantasien Lamberto Bava und seine Crew hierbei geritten haben müssen.
In der ersten Hälfte des Films geschieht kaum etwas, das einer Erwähnung wert wäre, stattdessen serviert Der Monster-Hai seinem leidenden Publikum ein kunterbuntes Beziehungs-Halligalli zwischen den oberflächlich gehaltenen Charakteren, das einen den stümperhaften Tentakel-Hai regelrecht vermissen lässt. Recht ereignislos plätschert das Geschehen um die Erforschung des Meeresungeheuers dahin, um dann mit einigen Morden noch den Eindruck eines belanglosen Krimis aufzuwerfen. Vereinzelte Nudity verleiht dem Werk derweil einen beinahe sleazigen Anstrich, doch von zu vielen nackten Tatsachen bleibt der Zuschauer ebenso verschont wie von einer bemerkenswerten Spannungskurve. Der Streifen schleppt sich merklich mühselig durch seine 90 Minuten Spielzeit und hat dabei mit einer gefälligen Eighties-Atmosphäre zumindest eine kleine Wiedergutmachung für Fans dieser Dekade in petto, welche von dem coolen und sofort ins Ohr gehenden Synthie-Score gut abgerundet wird. Leider nimmt Der Monster-Hai in allen anderen Bereichen nie wirklich an Fahrt auf und vermag einzig in ein, zwei soliden Angriffen des Monsters so etwas wie Spannung entstehen zu lassen, auch wenn das niedrige Budget in diesen Szenen ebenfalls unverkennbar deutlich wird. Obgleich früher ab 18 Jahren freigegeben, hält der Streifen für Splatterfreaks indessen neben jeder Menge angeknabberter Arm- und Beinstümpfe nicht viel parat, was die Herabstufung der Freigabe auf 16 Jahren vor einiger Zeit auch nachvollziehbar erscheinen lässt.
Die Schauspieler agieren je nach Lust und Laune absolut gelangweilt, nur um in der nächsten Szene mit aller Ernsthaftigkeit ein Overacting an den Tag zu legen, so dass man sich ein flüchtiges Grinsen gelegentlich nicht verkneifen kann. Gerade Dino Conti verkörpert die Rolle des Meeresbiologen Bob derart übertrieben, dass alle anderen Akteure dagegen fast schon wie talentierte Schauspieler wirken, obwohl sie in Der Monster-Hai erschreckend wenig davon erkennen lassen. Als Höhepunkte darstellerischer Unfähigkeit sind dabei sämtliche Todesszenen festzuhalten, bei denen sich die Schauspieler gegenseitig stets noch in punkto Melodramatik zu übertreffen scheinen. So überrascht es wenig, dass bei all diesem schauspielerischen Unvermögen selbst gestandenene Mimen wie William Berger oder Dagmar Lassander plötzlich zu Randnotizen degradiert werden und mit ihren unvorteilhaft geschriebenen Rollen auch nichts mehr retten können.
Fazit: Wäre man sich am Set über den Murks im Klaren gewesen, der da gerade in den Kasten gebracht wird, dann hätte Lamberto Bava das Ruder sicherlich noch herumreißen und aus Der Monster-Hai einen bewusst debilen Trash-Reißer fabrizieren können, doch in der jetzigen Form ist der Streifen ein einziges, unfreiwillig komisches Kuriosum. Ebenso unterbezahlte wie überforderte Schauspieler treffen auf einen bizarren Hai-Kraken-Schilkrötenmischmasch und das alles in einem belanglos dahinplätschernden Plot um Mord und Intrige, der von jedem beliebigen ARD Krimi noch einiges lernen könnte. Dies noch garniert mit einer fast durchgehenden Langatmigkeit macht aus Der Monster-Hai natürlich einen denkbar miesen Schrottfilm, dem man aber trotz allem einen gewissen Eighties-Restcharme einfach nicht absprechen kann.