Deadpool - HD stream
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Joerg Melzer
Ironisch, dass Ryan Reynolds nun doch die Idealbesetzung ist, nachdem seine erste Verkörperung des Deadpool in "X-Men Origins: Wolverine" viel Kritik einstecken musste. Aber Ironie ist nun einmal das Hauptwerkzeug, mit dem Deadpool seinen Gegnern auf die Nüsse geht. So profitiert der Soloauftritt des schwarzroten Clowns von der absoluten Fokussierung auf dessen Eigenschaften als tödliche Meta-Feuerungsmaschine im großen Marvel-Zirkus. Die Bereitschaft des Films, mit ihrer Figur die Vierte Wand zu durchbrechen, führte letztlich zu ihrem Erfolg - zu einem Zeitpunkt, da Superheldenposen das Publikum zu nerven beginnen, kommt deren Dekonstruktion gerade richtig. Die multiperspektivisch gedrehte Green-Screen-Slo-Mo-Sequenz auf der Brücke, zu unmittelbaren Post-Matrix-Zeiten wäre sie ein Ausdruck cineastischer Coolness gewesen, doch heute bohrt sich ein freches Männchen im Neoprenanzug durch die Zeitlupe und entblößt die Stylishness mit albernen Gesten aus dem anarchischen Early-Simpsons-Kanon. Nicht umsonst gehören auch bei den jüngsten beiden Episoden der "X-Men" die Auftritte Quicksilvers zu den Highlights, gehen diese doch nach einem ähnlichen Schema vor, während der Rest der Truppe von nichtssagenden Runen und Artefakten geblendet ist und blaue Explosionen aus Energie auf die Erde niederregnen lässt, die längst nichtssagend geworden sind. Kein Wunder, dass Xavier, Logan & Co. eines der bevorzugten Ziele dieser Selbstparodie Marvels ist. Regiedebütant Tim Miller ist all das tief ins Hirn gebrannt und so lässt er Deadpool immer wieder selbst in typische Superheldenposen stapfen oder selbige kommentieren – und spricht dem Zuschauer, der längst selbst auf sich wiederholende Muster des Comicfilms aufmerksam geworden ist, damit aus der Seele. So lässt sich der Erfolg dieses Comedy-Actionfilms erklären, dessen Drehbuch eigentlich zum unteren Mittelmaß gehört und der in seiner ganzen Aufmachung budgetbedingt sogar halbfertig wirkt, weil große Konflikte auf der Leinwand vermieden werden. Reynolds muss nicht einmal besonders gut sein (er hat beispielsweise in "The Voices" eine deutlich bessere Leistung mit ähnlich ausgeprägter Doppelbödigkeit gezeigt), sondern passt einfach von Natur aus exzellent in die Rolle, was es zur richtigen Entscheidung macht, über ein Jahrzehnt nach den ersten Planungen für einen Deadpool-Film immer noch an ihm festzuhalten. Dass diese kleine, dreckige Produktion dann auch noch den unmittelbaren Einfluss hatte, die Konkurrenz zu Nachdrehs zu zwingen, um den Ton witziger zu gestalten, ist das Sahnehäubchen.
Michael
Ich mag die Figur Deadpool einfach. Deswegen habe ich auch schon einige der Comics mit ihm gelesen und war unheimlich gespannt, wie ein Kinoauftritt von Deadpool in einem Kinofilm aussehen wird, der Deadpool als Hauptfigur hat. Nach dem damaligen Kinobesuch war klar, dass Deadpool, seine übertriebene Gewalt, sein infantiler Humor und seine ständigen sexuellen Anspielungen ganz wunderbar funktionieren und zusammen mit den popkulturellen Anspielungen des Films und den bitterbösen Seitenhieben auf die X-Men genau meine Art Kinounterhaltung ist, wenn es darum geht einfach mal einen Film zu sehen der den Kopf nicht fordert und einfach nur mit seiner übertriebenen Art knapp zwei Stunden unterhält. Ja, man muss es abkönnen, dass hier das Blut nur so spritzt und Deadpool jede politische Korrektheit mit Füßen tritt. Und Deadpool selbst stellt mit einem seiner vielen Brüche der vierten Wand ja auch klar, dass dies hier nicht der typische Superheldenfilm ist. Kann man damit leben ist Deadpool allerfeinste Unterhaltung und den “Merc with a mouth” muss man meiner Meinung nach einfach lieben. [Sneakfilm.de]
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