Kalla Malla
Der Milliardär Virgil Travis (Jack Maturin) ist ein ebenso brillianter wie exzentrischer Mensch, der für seine Eigenheiten bekannt ist und sich nie in der Öffentlichkeit zeigt. Grund dafür ist sein viel zu klein geratener Kopf, den er stets hinter einer Maske versteckt hält. In seinem trauten Heim hält der Exzentriker seine eigene halbnackte Frauenrockband, die von dem Kleinwüchsigen Sadisten Hylas (Phil Fondacaro) regelmäßig durch Stromstöße zum Musizieren animiert wird, in einem Käfig gefangen. Ein weiterer Anhänger des Milliardärs ist sein Butler Mr. Mascaro (William Paul Burns), der sich stets wie ein Clown schminkt. Eines Tages wird Travis beinahe das Opfer eines groß angelegten Betruges und ist im Begriff, ein Großteil seines Vermögens an seine Konkurrenten zu verlieren. Dies kann er natürlich nicht tatenlos auf sich sitzen lassen und sinnt auf Rache.
Seine ersten Opfer sind seine beiden Anwälte. Während einer von ihnen eine blutige Bekanntschaft mit einer Bohrmaschine macht, hat Travis mit Cindy (Naomi McClure) andere Pläne. Mit Hilfe einer Maschine, die Menschen zu mordlüsternen Puppen verwandelt, transferiert er sie in eine von drei Puppen, die das Werkzeug für die teuflische Rache des Milliardärs sein sollen. Ein Konkurrent nach dem anderen stirbt durch die kleinen Killer einen blutigen Tod, doch bei seinem größten Widersacher Harrison Yulin (Warren Draper) stößt Travis auf einen harten Gegner, der sich nicht so einfach aus dem Weg räumen lässt. Was der gerissene Wahnsinnige aber nicht ahnt: Harrison selbst ist nur ein schwachsinniger Narr, der im Hintergrund von seiner Lebensgefährtin und Domina Moira (Debra Mayer) geleitet und befehligt wird. Diese hat indessen ihre ganz eigenen Pläne...
"Blood Dolls" ist wohl das abgedrehteste Stück Trash-Scheiße, dass ich seit langem gesehen habe. Kein Wunder, handelt es sich hierbei doch um einen waschechten Charles Band. Den meisten Leuten dürfte dieser Name sicherlich gänzlich unbekannt sein, doch wem er geläufig ist, der weiß auch, dass Band zu den festen Größen im B-Movie Sektor zählt. Seit seiner Gründung der Filmproduktionsfirma Full Moon Features wurde Band vor allem durch die "Puppetmaster" Reihe bekannt, wurde aber auch sonst nicht Müde, immer wieder neuen Mist zu drehen, was seine Filme aus den Augen eines Ottonormalfilmkonsumenten sicherlich sind. Dennoch werden Freunde kostegünstigen Nonsens' ihre wahre Freude am Schaffenswerk Band's haben, in dem sich so einige kleinere Perlen des Trashfilms verstecken. Auch "Blood Dolls" ist eine sehenswerte Zurschaustellung absoluten Blödsinns, den Band, bekennender Puppenliebhaber, 1999 realisierte.
Schon die Story ist so bescheuert und hirnverbrannt, dass man Band dafür mit goldenen Himbeeren überhäufen könnte, aber gerade deshalb mögen ihn seine Anhänger auch so. Sicherlich ist "Blood Dolls" eine von vorne bis hinten äußerst merkwürdige Angelegenheit, doch wenn man sich die Mühe macht, dem Film, als das was er ist, eine Chance zu geben, dann wird man hier beste Unterhaltung finden. Wer jedenfalls bis jetzt der Annahme war, dass bereits die "Chucky" Reihe das Resultat von unnachahmlichen geistigem Dünnschiss gewesen sein muss, der sollte einen weiten Bogen um "Blood Dolls" machen, denn dieses Werk ist in etwa die extrablöde Version von "Chucky" und "Puppetmaster". Die Merkmale sind dabei neben der völlig strangen Story die schrillen Charaktere, von denen der Film lebt und die ihn zu einem Fest der Skurillitäten machen.
Alleine schon der Fiesling des Films, der Milliardär Virgil Travis, ist in seinem Erscheinungsbild unter aller Kanone. Man ist bis zum Ende des Films ständig der festen Annahme, dass es sich bei dieser Figur um einen schlechten Witz des Regisseurs handeln muss, doch dem scheint nicht so zu sein. Travis ist mit seinem winzigen Kopf, der vielleicht etwas größer als eine Orange ist, schon ein ganzschönes Stück geballter Schwachsinn, was vor allem von der billigen Art und Weise unterstrichen wird, wie der kleine Kopf mittels digitalen Effekten dargestellt wird - alles andere als glaubhaft und dadurch eigentlich nur lachhaft, doch das schadet dem Film nicht. Mindestens genau so schrill ist das Pärchen Harrison und Moira Yulin, die eigentlich stets irgendwelche S/M Spielchen abziehen. Moira behandelt ihren Gatten wie einen dreckigen Hund, alleine dies ist immer wieder einen Lacher wert. Die Liste an absonderlichen Erscheinungsbildern ließe sich an dieser Stelle noch lange fortsetzen, was dies anbelangt konnte Band wieder einmal seine Kreativität unter Beweis stellen.
"Blood Dolls - Die Killerpuppen" scheint auf den ersten Blick einer von vielen Filmen über mordendes Spielzeug à la "Demonic Toys", "Puppetmaster" oder eben "Chucky" zu sein, doch bei näherem Hinsehen stellt sich heraus, dass die kleinen Killer hier eher eine Nebenrolle spielen und nur dazu dienen, den Trashfaktor des Werks noch ein bisschen aufzustocken. Den nötigen Drive erhält die Handlung von der absonderlichen Hauptfigur Virgil Travis und allerhand kranker Einfälle. Nennenswert ist dabei die Idee, einige junge Frauen in einen Käfig zu sperren, um sie dort von einem kleinwüchsigen Mann so lange mit Stromstößen foltern zu lassen, bis sie Rockmusik spielen, einfach nur dämlich und genial zugleich. Es ist schier unmöglich, "Blood Dolls" thematisch einzuordnen, da sich der Film an keine gewissen Genreregeln hält, sondern vielmehr eine Aneinanderreihung von 85 Minuten purstem Schwachsinn darstellen. Der eine mag so etwas, der andere nicht, somit ist auch schnell geklärt, für wen dieser Film geeignet ist.
Bis auf einen äußerst blutigen Mord mit einer Bohrmaschine wird meist auf übertriebene Gewalt verzichtet. Splatterfreunde dürften hier nicht auf ihre Kosten kommen, auch wenn man den Morden einen gewissen Einfallsreichtum nicht absprechen kann, insbesondere das Verenden in einer hier nicht näher erläuterten S/M Apparatur hat man so zuvor eher noch nie gesehen. Aber wie dem auch sei, ein Horrorfilm, der nur durch seine Gewalt lebt, ist "Blood Dolls" in keinem Fall, der Begriff Horrorfilm ist hier onehin fehl am Platz, da der Streifen weder besonders schaurig, noch nennenswert spannend ist. In der zweiten Hälfte konzentriert sich der Streifen nur noch auf das Duell zwischen dem intellektuellen und wahnsinnigen Milliardär Virgil und der hinterlisten, eiskalten und hochintelligenten Femme Fatale Moira Yulin, wobei er endgültig jede Ernsthaftigkeit verliert. Dass der Film sich absolut nicht ernst nimmt, merkt man spätestens dann, wenn zum Ende hin der geisteskranke Clown Mr. Mascaro ins Bild stapft und uns mitteilt, dass man für die Zuschauer noch ein alternatives, womöglich zufriedenstellenderes Ende parat hat. Dies sollte genügend über das Niveau und den Anspruch von "Blood Dolls" aussagen. Dem ziemlich angepasst agieren auch die Schauspieler, die allesamt nur wenig talentiert sind, aber vorzüglich in ihre Rollen passen. Besonders sehenswert ist dabei der bärtige Kleinwüchsige Phil Fondacaro, den man noch aus "Bordello of Blood" und der Serie "Sabrina" in guter Erinnerung haben dürfte.
Fazit: Nein, mit Worten lässt sich das, was Charles Band hiermit wieder einmal abgeliefert hat, wirklich kaum noch beschreiben. Mordende Spielzeuge, schrumpfköpfige Milliardäre, S/M Fetischisten und vieles mehr sorgen für 85 Minuten vorzüglichen Trash-Spaß, den man entweder mögen oder hassen kann, in diesem Fall wäre wohl beides absolut legitim und nachvollziehbar. Filme wie "Blood Dolls" sind eben nichts für die breite Masse. Wer dem Trash aber nicht abgeneigt ist, und weiß, was hier auf ihn zukommt, der dürfte den Kauf des Werkes nicht bereuen, auch wenn ihm etwas mehr Spannung und eventuell auch etwas mehr Blut nicht geschadet hätte. "Blood Dolls" ist schlicht und einfach so beschissen, dass er auf seine Art richtig gut ist, ohne dadurch aber gleich ein Meisterwerk des schlechten Geschmacks darzustellen.