Kalla Malla
Wäre ich in den 70er Jahren schon auf den Welt gewesen, würde ich "Andy Warhols Frankenstein" definitiv unter meine Top 10 der härtesten Filme packen. War "Andy Warhols Dracula", der übrigens auch von Warhols Haus und Hof Regisseur Paul Morrissey realisiert wurde, ein recht behäbiger Vampirerotikfilm mit Jess Franco Einschlag, so ist sich "Andy Warhols Frankenstein" für nahezu kein Tabu zu schade. Denn zu den wirklich guten Splattereffekten gesellen sich Themen wie Leichenschändung, Geschwisterliebe sowie Paraphilie in sämtlichen Formen ... Frau E. M. Engberding, sie sind am Zug!
Die Story ist wiedermal nichtig und auch über die Spannung muss kein Wort verloren werden (welche Spannung?). Lediglich die Atmosphäre ist, wie auch schon bei "A.W. Dracula", dauerhaft existent und erinnert wirklich an die guten, alten Zeiten - die ich, wie eingangs erwähnt, leider nie miterlebt habe. Aber seis drum.
Auf Seiten der Darsteller haben wir wiedermal Udo Kier, der bei mir gleich nach Klaus Kinski kommt, wenn es um übergeschnappte Darsteller geht. Wie immer macht er den Schmollmund, spielt den Gestörten (hat ihn jemand jemals in einer anderen Rolle gesehen?) und den Horrorfan fühlt sich wiedermal voll zuhause. Denn das gesamte Overacting und die ernste Inszenierung des Filmes (alleine Kiers A(r)mputation samt Gesichtsausdruck ist zum Brüllen!) erinnert an so vielen Stellen an herrlich naive Filme wie "Hexen Bis Aufs Blut Gequält" und andere Konsorten, an denen Kier ebenso beteiligt war.
Auch die Gewalt in Form wirklich blutiger Spezialeffekte weiß immernoch zu überzeugen. Es gibt herausfallende Gedärme, Schnippeleien an Leichen, Köpfungen und Amputationen - alles was man gerne auf der Leinwand sieht, aber selten gerne an sich selbst erleben möchte.
Ist denn bei all der Provokation noch Platz für ein Schippchen Sozialkritik? Aber sicher! Zwar funktionieren die Halbsätze, die in Richtung Gesellschaft zielen in etwas so gut wie ein Mofa ohne Räder, aber wenigstens kann man sich an der Darbietung erfreuen. Hölzerne Dialoge, eine steckensteife und todernste Inszenierung bei einem Film, dem kein Tabu zu viel ist, kommen nämlich nicht wirklich gut daher.
Interessant ist außerdem, dass "Andy Warhols Frankenstein" in 3D gedreht wurde. Und wenn ich mir in Erinnerung rufe, wie lange man ein auf einen Speer aufgespießtes Herz in die Kamera gehalten und damit herumgefuchtelt hat, so wundert mich dieser Random-Fact kein bisschen. Was bleibt, ist ein auf Krawall, Ekel und Provokation gebürstetert Film, der gerne mehr geworden wäre. Doch so, wie er jetzt ist, ist er einfach unfrewillig komisch - aber sackbrutal.
