Kalla Malla
Davon ausgehend, dass ich keine Lust darauf habe, noch einmal den ewig langen Titel "The Last House In The Wood" zu tippen und man Filme, die mit "The Last House..." beginnen zurecht skeptisch beäugt, verwende ich im folgenden Text einfach den deutlich kürzeren Originaltitel "Il Bosco Fuori". Klingt zwar wie etwas, was einem der Kellner in einem italienischen Restaurant zuruft, wenn man die extra scharfe Chili-Pizza bestellt, aber nun gut. Der Film wäre an mir vorbeigegangen, wenn er es nicht auf die werbewirksame Liste der nach §131 StGB beschlagnahmten Filme geschafft hätte. Erstaunlicherweise bin ich bis heute auf kein einziges deutschprachiges Review gestoßen, aber ich ändere das mal.
Den Handlungsverlauf zu entwirren ist gar nicht mal so einfach, aber auf diesen Fakt kommen wir später nochmal zu sprechen. Grundlegend wird ein Pärchen von ein paar Assis auf einer Straße attackiert, ehe ein zunächst nett erscheinendes Ehepaar aufkreuzt und den beiden hilft. Diese nehmen sie mit zu sich nach hause, wo allerdings der wahre Terror auf die Protagonisten wartet...
Dass Regisseur Gabriele Albanesi in seinem ersten Spielfilm eine Huldigung an sein favorisiertes Genre - dem Horrorfilm - abliefern wollte, ist kaum zu übersehen. Alleine die erste Szene könnte man fett mit "Giallo Referenz" überschreiben. Ein Killer im Schatten, schwarze Handschuhe, vergleichsweise stimmungsvolle und gut gefilmte Aufnahmen inklusive gewalttätigem Höhepunkt. Nur was macht man, wenn man als Regisseur nicht nur Fan von Gialli ist, sondern auch noch Backwoodhorror, Revenge Filme, Creature Feature, Terror Filme, Fulcis unverhoffte Gewaltausbrüche und das "Texas Chainsaw Massacre" abfeiert? Richtig, man verwurstet am besten Alles in den selben, circa 80 Minuten laufenden Film, folgt keiner wirklichen Handlung da Zitate zu reichen scheinen und bollert schlussendlich noch ein paar ordentliche Gewaltspitzen raus wenn man Sergio Stivaletti schon am Set hat.
Ich habe nichts gegen Filme, welche anfangs durchschaubar daherkommen und plötzlich in andere Genre abdriften. Beim Paradebeispiel "Martyrs" hat es sowieso funktioniert und selbst bei B-Ware wie "Babysitter Wanted" musste man anerkennend mit dem Kopf nicken, als der Plottwist um die Ecke kam. Wenn man als Regisseur aber ziellos umherstolpert und eine - im Grunde - stringente Backwoodslasher Handlung an allen Ecken und Enden mit verschiedenen Genrezutaten mischen muss, dann kommt ein übler Filmbrei dabei raus. Es ist nicht so, dass "Il Bosco Fuori" clever mit den Erwartungshaltungen spielt oder für sich genommen Sinn ergibt; selbst sein eigenes Filmuniversum steht auf extrem wackeligen Füßen. Die verschiedenen Storyelemente wirken wahllos zusammengewürfelt und da ich aus Spoilergründen echt nicht zu sehr ins Detail gehen möchte, ist meine beste Beschreibung zur Handlung die: Schmeißt den Asia Splatterfilm "Macabre" mit "The Last House On The Left" und "Texas Chainsaw Massacre" in einen Topf, gebt etwas Mutanten Horror, Vampirgrütze und Torture Porn hinzu und würzt es anschließend mit etwas Fulci-Splatter und bemühtem Argento-Vibe. Fertig.
Dann haben wir ja noch die unerträglich nervende Hauptdarstellerin, deren Charakter einem dermaßen am Sitzspeck vorbeizieht, dass man sich ein baldiges Ableben herbeiwünscht. An der Stelle greift nunmal auch die Tatsache, dass der Film kostengünstig produziert wurde und bei weitem nicht so gut mit Charakterbindung punkten kann, wie man es sich wahrscheinlich gedacht hat. Als Zuschauer leidet man nicht mit - man schaut zu. Und erfreut sich spätestens am nächsten, spätestens in 5 Minuten neu aufkreuzenden Storyelement.
Bei all der Motzerei muss man jedoch sagen, dass der Film in einigen Momenten recht ruppig daherkommt (vorallem gegen Ende) und die Effekte von Stivaletti durchaus einen Blick wert sind. Im Gegensatz zur Bella-Italia-Enttäuschung "Morituris" sieht man in "Il Bosco Fuori" wenigstens seine Effekte, da man hier zum Glück den Schwarzfilter weggelassen hat. Und obwohl der Film soviel besser hätte sein können, macht er irgendwo dann doch Spaß. Und sei es nur aufgrund des Horrorfilm-Bingos.
"Il Bosco Fuori" sollten sich all jene ansehen, die 131er-Filme sammeln. Ansonsten niemand. Splattrig ist der Film, aber nicht in einem Ausmaß, dass man sich zu hause vor Vorfreude einpupen muss. Was bleibt, ist ein mittelprächtig gut zusammengeklauter Film mit dem Charme eines Flickenteppiches, der zumindest in Sachen Stimmung und Rasanz eine guter Figur macht. Sinn, eine klare Handlung oder einen guten Film sollte man nicht erwarten. "Il Bosco Fuori" ist maximal ein kleines Kuriosum welches mit viel Leidenschaft gedreht wurde. Herr Ober, die Rechnung bitte.