Bloody Jörg
Handwerklich ist der Streifen solide gearbeitet - Cabanne ist "an old hand", der weiß, was er tut, fern von der visionären künstlerischen Berufung eines Karl Freund, aber auch noch eine Klasse über Konifären wie William "one-shot" Beaudine. Das Set des Ananka-Grabmals ist voluminöser und detaillierter als für einen kleinen B-Heuler zu vermuten war, ist aber auch das einzige am Film, das ernstlich nach verbratenem Budget aussieht. "Exteriors" wie die Basar-Szenen sind erkennbar klaustrophobisch im Studio gedreht, sowas wie "Hotelbar" oder "Uni-Büro" hat man bei Universal mutmaßlich als standing sets zum steten Gebrauch. Das Make-up der Mumie ist... okay - nicht so detailliert wie das Karloff-Mumien-make-up, dafür aber muss Tom Tyler sich für seinen gesamten Auftritt unter der Maske quälen. Für 1940 geht's in Ordnung. Natürlich ist der Film harmlos wie nur sonst was, denn mit Einführung des Hays-Codes hatten sich die Möglichkeiten für Filmemacher, ihr Publikum *wirklich* zu erschrecken/schockieren, fast vollständig verabschiedet.
Dick Foran ("Der versteinerte Wald") ist wenigstens keine ganz charismafreie Trantüte, hat aber trotzdem für einen Helden auch nicht sonderlich viel heldenmäßiges zu tun und spielt den Banning, wie es 1940 gute Sitte war, als typisch überheblichen Yankee. Wallace Fords ("Freaks", "Ich kämpfe um dich") komische Antics sind gewöhnungsbedürftig, Peggy Moran ("King of the Cowboys", "Horror Island") versandet nach dem ganz vielversprechenden Anfang als temperamentvolle Knarrenlady in der üblichen kreischigen damsel-in-distress-Rolle. Akzente setzt einmal mehr der unterschätzte George Zucco ("Black Raven", "Voodoo Man") als sinistrer Andoheb, Tom Tyler, Seriencowboy und Superheld ("The Adventures of Captain Marvel"), auch späteres Unfallopfer und Kollaborateur von Ed Wood ("Crossroad Avenger") verschleißt sich als Mumie.
Universal hat den Streifen mit dem nächsten Sequel "The Mummy's Tomb" für den rest-europäischen Markt (außer Deutschland, of course) auf eine Blu-Ray gepackt. Die Bildqualität ist außergewöhnlich - der s/w-Print sieht aus wie gestern gedreht und heute vormittag aus dem Labor gezogen. Ich weiß, dass Puristen solchen ultrasupermega-Restaurationen kritisch gegenüber stehen, aber ich mag's schon, wenn ich einen fast 80 Jahre alten Film *sehen* und nicht nur zwischen den Verschmutzungen und Laufstreifen raten muss (solang am Originalmaterial nichts verfälscht wird). Auch der englische Ton überzeugt. Untertitel in einer Vielzahl europäischer Idiome wird mitgeliefert.
"The Mummy's Hand" ist kein sonderlich spannender "Horror"- oder wenigstens "Gruselfilm", aber eine recht unterhaltsame Zeitkapsel des Hays-Code-Zeitalters. Immerhin ist die ganze Nummer doch eine Liga seriöser als die mash-up-Filme, mit denen Frankenstein und Dracula verheizt wurden - davor, von Abbott und Costello veralbert zu werden, bewahrte das die Mumie aber auch nicht.