Kalla Malla
Clark unternimmt gemeinsam mit seiner schwangeren Frau Summer einen Trip durch die amerikanische Wüste. Als plötzlich mitten im Nirgendwo ein Reifen platzt, müssen die Großstädter feststellen, dass ihnen ihr Ersatzrad abhanden gekommen ist und sie gut 50 Meilen von der nächsten größeren Stadt entfernt sind. Ein Blick auf die Karte offenbart den beiden jedoch Glück im Unglück, entdecken sie darauf doch das nur wenige Meilen entfernte Nest Blood River. Der Weg dahin erweist sich unter der sengenden Sonne jedoch als Gewaltmarsch und zu allem Überfluss entpuppt sich Blood River auch noch als heruntergekommene Geisterstadt. Das junge Paar ist kurz davor, die Hoffnung auf Hilfe aufzugeben, als plötzlich Joseph zu ihnen stößt, welcher nicht weit entfernt ebenfalls eine Autopanne hatte. Der sonderbare Fremde verspricht dem Paar Hilfe, stößt aufgrund seiner undurchschaubaren Art jedoch nicht gerade auf Clarks Gegenliebe. Als sich die Situation inmitten der glühenden Hitze und der völligen Abgeschiedenheit alsbald merklich zuspitzt und der religiöse Fanatiker schließlich seine wahren Absichten offenbart, bricht sich eine unaufhaltsame Spirale aus Gewalt und Wahnsinn endgültig Bahn...
Ein absolut unkonventionelles und sich dem Mainstream vehement verweigerndes Stück B-Movie ist es, was Regisseur Adam Mason da in Zeiten, in denen die Bereitschaft für neue Ideen im Horrorgeschehen rar gesät ist, unter dem Titel Blood River auf sein Publikum loslässt. Nach dem bereits ziemlich kompromisslosen Torture-Thriller Broken dürfte der Name des Filmemachers einigen Genreliebhabern noch durchaus geläufig sein, was nach Blood River auch sicherlich nicht anders aussehen wird. Obgleich die amerikanische Produktion aus dem Jahr 2009 oberflächlich betrachtet ein altes Thema aufgreift, indem sie kurzerhand zwei Großstädter ins letzte Hinterland lotzt, um sie dort auf einen ausgemachten Psychopathen treffen zu lassen, stellt sich Blood River überraschenderweise gegen alle Klischees quer und setzt statt auf eimerweise Blut lieber auf eine mit viel Intensität langsam voranschreitende Story, die sich nach einer sorgsam aufgebauten Spannungskurve schließlich in einem unbarmherzigen Reigen aus Psychoterror und Gewalt ergießt. Trotz einer überdurchschnittlichen Laufzeit von gut 100 Minuten schreitet der Film dabei dennoch zielsicher voran und punktet mit einer durchgehend dicht gehaltenen Atmosphäre und einem stets unvorhersehbar gehaltenen Plot.
Drei Protagonisten, mehr braucht Blood River nicht, um seine ungewöhnliche Story über einen mysteriösen Fremden zu erzählen, der einem jungen Paar in deren Notlage eine helfende Hand bietet, nur um die beiden anschließend in sein perverses Spiel zu involvieren. Dabei zeichnet sich der Film zu Beginn vor allem durch einen sehr subtil daherkommenden Spannungsaufbau aus, scheint an der Situation zu Beginn doch noch nichts befremdlich zu wirken. Joseph scheint freundlich, humorvoll und hilfsbereit und wickelt Summer mit seinem Charme schnell um den Finger, während Clark jedoch bald ein ungutes Gefühl hinsichtlich des Fremden beschleicht. So gewinnen die anfänglich dezenten Reibereien zwischen den Männern immer mehr an Gewichtung, bis schließlich Joseph's Maske fällt. Ein derartiges Szenario mag dem einen oder anderen sicherlich bekannt erscheinen, dennoch weiß es Adam Mason stets zu vermeiden, auf all zu ausgetretenen Pfaden zu wandeln oder sein Publikum durch eine eventuelle Vorhersehbarkeit zu langweilen. Die Aufteilung in gut & böse scheint zu Beginn noch klar gegeben, doch je weiter die Handlung voranschreitet, desto mehr Zweifel hegt man schließlich an seiner zunächst aufgestellten These zum Ausgang der Situation, schlägt der Plot doch einige Wendungen ein und weiß die Erwartungshaltung seines Publikums somit gekonnt auf den Kopf zu stellen.
Dass Blood River im Grunde aus der B-Movie Ecke stammt, ist ihm in inszenatorischer Hinsicht keineswegs anzusehen. Gerade in punkto Kameraführung wurde großartige Arbeit geleistet, zahlreiche Luftaufnahmen der Wüste Arizonas lassen sehr schnell eine ganz eigene, stimmige Atmosphäre entstehen, die das Publikum perfekt in die Lage von Clark und Summer versetzt. Die drückende Hitze, der permanente Wassermangel und die Aussichtslosigkeit ihrer Lage, all das wird durch die gekonnte Visualisierung seitens der Verantwortlichen regelrecht greifbar, womit man sich nach kürzester Zeit gebannt in der Handlung wiederfindet. Dafür muss man allerdings bereit sein, sich auf das Gezeigte einzulassen und sich in die Charaktere zu versetzen, denn markanten Schauwert oder plakative Spannungsmomente bietet der Streifen bis ins letzte Drittel zu keiner Sekunde. Alles baut auf der immer bedrohlicher werdenden Situation des Paares und den Dialogen mit dem Fremden auf, welche die Angst, die in der Luft zu liegen scheint, geradezu spürbar werden lassen. Dennoch darf die Freigabe ab 18 Jahren letztendlich als berechtigt angesehen werden, hat Blood River doch auch seine deftigeren Momente in der Hinterhand. So wartet der Film gegen Ende mit einer kleinen Folterszene auf, während zu Beginn noch einige Rasierklingen zu einem einschneidenden Ableben des ersten Opfers von Joseph verhelfen. Somit bietet der Film zwar nicht direkt etwas für Gore-Fetischisten, doch die härtere Gangart steht Blood River zweifelsfrei ebenso gut zu Gesicht wie die subtile Spannung.
Das Ende schließlich dürfte dann allerdings noch so manch einem sauer aufstoßen. War Blood River zunächst noch ein lupenreiner Thriller, schleichen sich plötzlich übernatürliche Elemente ins Storygefüge, um den Film auf einer eher unkonventionellen Note enden zu lassen. Den schlussendlichen Twist um den religiös motivierten Joseph mag man dabei zwar als einfallsreich bezeichnen können, jedoch bleiben dabei auch einige Fragen unbeantwortet, was die Wendung insgesamt also nicht gänzlich zufriedenstellend macht. Dem gegenüber wartet Blood River allerdings mit überzeugenden Schauspielerleistungen auf. Gerade Andrew Howard überzeugt in der Rolle des zunächst vertrauensvollen Fremden mit ungemütlichen Hintergedanken, während Tess Panzer und Ian Duncan die Verzweiflung ihrer Figuren überzeugend verkörpern.
Fazit: Alles in allem ist Blood River ein erfrischend ungewöhnlicher Thriller mit übernatürlichen und religiösen Ansätzen, der sich vor allem aufgrund einer durchgehend subtilen Spannung und einer überaus souveränen Inszenierung empfiehlt und bei einer Dauer von 100 Minuten ohne langatmige Passagen solide unterhält. Einige härtere Szenen sind zwar enthalten, doch ansonsten herrscht hier ein gemächlicheres Tempo vor, das so manch einen zunächst einmal vermutlich abschrecken dürfte. Auch ist die Luft nach der schlussendlichen Auflösung der Story schnell raus, zudem bleiben einige zuvor aufgeworfene Fragen unbeantwortet. Zum einmaligen Ansehen ist Blood River insgesamt absolut nicht verkehrt, doch zur wiederholten Sichtung oder für gemeinsame Filmabende bietet sich dieser Streifen eher weniger an.