Michael
Wenn deutsche Filme sich mit der Nazivergangenheit befassen, kann es schnell passieren, dass die Moralkeule geschwungen wird. In den ersten Minuten hatte ich auch bei „Am Ende kommen Touristen“ Angst, dass genau dies passiert. Regisseur Robert Thalheim (Netto) gelingt allerdings der Spagat, den ernsten Hintergrund den der Ort der Handlung mit sich bringt und die Geschichten der Hauptfiguren so unter einen Hut zu bringen, dass das KZ zwar einen Teil der Handlung darstellt, aber es nicht darum geht dem Zuschauer vorzuhalten wie schlimm die damalige Zeit war.
Vielmehr erzählt „Am Ende kommen Touristen“ eine Geschichte über Vorurteile und wie diese nach und nach immer mehr abgebaut werden. Wenn Sven das erste Mal auf Stanislaw trifft spürt man als Zuschauer deutlich die Kälte die im Raum des ersten Treffens herrschen musste. Mit nur wenigen Einstellungen vermittelt Thalheim zudem, die abneigende Haltung des ehemaligen KZ-Häftlings dem deutschen Jungspund gegenüber.
Ein „leichter“ Film ist „Am Ende kommen Touristen“ aber nicht. Auch wenn es einige Momente gibt, bei denen man schmunzeln kann ist der Film ein Drama auf ganzer Linie. Ich würde den Film als gelungene Charakterstudie eines jungen Menschen bezeichnen, der die dunkle deutsche Vergangenen nicht miterlebt hat und nun mit Dingen konfrontiert wird, auf die einen niemand vorbereiten kann. „Am Ende kommen Touristen“ lässt dabei die Vorurteile bröckeln und legt den Grundstein für eine neue deutsch-polnische Freundschaft. [Sneakfilm.de]