Kalla Malla
Mitten in einem düsteren Stadtviertel befindet sich ein besonders makaberer Untergrund-Club namens »Sardu's Theatre of the Macabre«. Hier wird uns eine spezielle Show geboten, die zwar als »geschauspielert« angepriesen wird, aber alles andere als gestellt ist. Der Präsentator und Chef des ganzen nennt sich passenderweise »Sardu« und teilt seine Folterungen sogar in Härtegrade auf. Beispielsweise die »eiserne Adernpresse« bewertet er als »Foltern 2. Grades«. Das Publikum schaut sich mit dem nötigen Abstand Folterungen wie Kopfpresse oder Hände-Absägen an. Tritt der Tod der Schauspielerin ein, wird groß applaudiert. Das wäre nicht der Fall, würden sie wissen, daß hier in Wirklichkeit entführte Frauen live zu Tode gefoltert werden. Ein Kritiker, der Sardu verspottet, wird ebenfalls entführt und bekommt seine Privatshow im düsteren Keller unterhalb des Clubs. Zunächst foltert man eine Frau mit Strom vor seinen Augen. Als ihn das nicht überzeugt, sperrt man ihn zunächst ein. Gleich gegenüber befindet sich ein Käfig mit nackten Frauen, die sich geradezu animalisch um einen Brocken rohes Fleisch streiten. Nur so am Rande erwähnt: Schmeißt man einen Mann hinein, wird er genauso wie rohes Fleisch behandelt. Ebenfalls in dem Etablissement »arbeitet« der »Doktor«, der im Gegensatz zu Sardu total bescheuert zu sein scheint. Er operiert für sein Leben gerne. Einer Frau, nackt und gefesselt versteht sich, zieht er mit einer Zange sämtliche Zähne, schneidet ihr die Haare ab, bohrt ihr ein Loch von oben senkrecht in den Kopf, um zu guter letzt einen Strohhalm hinein zu stecken. Wie ein Kind blubbert er durch Pusten in ihrem Gehirnblut herum. Doch nach unzähligen Morden bekommen auch Sardu und sein kleiner Freund ihr Fett weg.
Was haben wir denn da für ein Machwerk? Unglaubliche Darbietungen, unterschiedlichste Elemente und purer Sexismus treffen hier in einer amerikanischen Produktion aufeinander? Kaum zu glauben, sollte man meinen. Aber Quälereien gibt es am laufenden Band in diesem exploitativen B-Movie, dass schier die Schwarte kracht. Egal, ob das verquirlte Gehirn frisch aus einem Kopf gesaugt wird oder Augen ausgedrückt und gegessen werden, schier endlos wirkt die Liste der Fiesheiten, von denen dieser Film lebt. Die Story ist nicht wirklich neu und erinnert vor allem am Anfang etwas an Herschell Gordon Lewis' »Wizard Of Gore«, wo ebenfalls das Publikum mit vermeintlichen Tricks der makaberen Art unterhalten wird, die sich als echt herausstellen. Joel M. Reed geht hier allerdings eine Spur weiter, was den Ideenreichtum angeht und kostet sichtlich die sadistische Ader von Sardu und seinem zwergenwüchsigen Helfer Ralphus aus, welcher sich geradezu kindisch über jede Gemeinheit freut. Wären die SFX, die oftmals blutig sind, realistisch dargestellt, würde dieser kleine Trashstreifen einige asiatische Folterpendants blass aussehen lassen. Die Goreeffekte sind jedoch aus heutiger Sicht schlicht gehalten, was dem Unterhaltungswert dieses selbstironischen Kleinods keinen Abbruch tut. Was gezeigt wird, reicht auch so, dazu gesellen sich noch Gemeinheiten wie den Mund als Urinal zu benutzen oder einige bizarre sexuelle Ausschweifungen, auch wenn diese nicht grafisch ausgeschlachtet wurden.
Der Film bekam durch sein »X-Zertifikat« in den USA keine Kinoauswertung und nach Veröffentlichung auf Video spielten die Frauenverbände regelrecht verrückt. Kein Wunder, denn dieser Film ist an Sadismen und frauenverachtenden Szenen kaum zu überbieten. Die Handlung »wann ist Foltern Kunst?« ist hier Nebensache, oder vielleicht doch nicht? Jedenfalls konzentriert man sich auf ellenlange Folterungen phantasievollster Art. Obwohl die Frauen dabei immer nackt sind, geht der Erotikfaktor dabei gegen Null. Hätte Troma den Streifen 1982 nicht ausgegraben und mit in ihren Lizenzstock genommen, wäre er in der Versenkung verschwunden. So allerdings hat er sich bei den Genrefans weltweit zum Kultfilm entwickelt, bis er 1999 auch mit einer deutschen Synchronisation nach Deutschland kam. Bei den hiesigen Zensurbedingungen ist es da nicht verwunderlich, daß er 3 Jahre später prompt beschlagnahmt wurde. Da half auch nicht die Tatsache, daß man den Film an vielen Stellen nicht ernst nehmen kann, da der Meister und sein Liliputaner völlig überzogen und comichaft agieren, wie zum Beispiel das Applaudieren und mit Popcorn umherwerfen bei einer Folterung!
Fazit: Bitterböse, rabenschwarz und wirklich sehr, sehr krank! Ein absoluter Klassiker in Sachen »Bad Taste« und Folter. Vergesst die Kommerzbomber »Hostel« und »Saw« – in den 70ern wurden noch mit Schmackes Schaufensterpuppen tranchiert!