Kalla Malla
In einer Forschungseinrichtung auf den Philippinen entwickeln Wissenschaftler unter strengster Geheimhaltung einen hochgefährlichen, bakteriologischen Kampfstoff für das Militär. Als Terroristen das Areal stürmen, gelingt es ihnen, sich die brisante Substanz mit dem Namen "Death One" unter den Nagel zu reißen, doch auf der bleihaltigen Flucht infiziert sich einer der Extremisten schließlich mit dem austretenden Gas. Schwer angeschlagen schleppt sich der Terrorist in ein nahegelegenes Hotel, wo schließlich nur noch seine verfaulten Überreste vom Militär ausfindig gemacht werden können, welche daraufhin in einem Krematorium verbrannt werden. Ein schwerwiegender Fehler, denn der Wind verteilt die Asche des Toten im Folgenden über die gesamte Region und damit auch den tödlichen Erreger auf die ansässige Population. Somit nimmt die Katastrophe ihren Lauf, denn das Virus verwandelt die Menschen in blutrünstige Zombies, welche daraufhin in blinder Raserei und mit einem Heißhunger auf Menschenfleisch über die noch nicht kontaminierte Bevölkerung herfallen. Inmitten dieses blutrünstigen Szenarios finden sich auch einige Touristen wieder, die sich mit knapper Not in einem verlassenen Hotel verbarrikadieren können, doch ihre Lage scheint angesichts der in immer größeren Zahlen aufmarschierenden Zombiehorden mehr als aussichtslos. Doch die Untoten sind nicht die einzige Bedrohung, hat das Militär doch inzwischen den Ausnahmezustand verhängt und einen schwer bewaffneten Säuberungstrupp in das Gebiet geschickt, der alle Menschen, ganz gleich ob infiziert oder nicht, gnadenlos aus dem Weg räumen soll...
Hauchdünne Storys, planlose Schauspieler und kostengünstiger Schmodder: Begeben wir uns heute einmal mehr zurück in die Hochphase des italienischen Horrorfilms und hin zu Zombie 3 aka Zombie Flesh Eaters 2, einem der wohl berühmt-berüchtigsten Vertreter der damaligen Zombiefilmwelle, der neben der Beteiligung gleich mehrerer Genre-Ikonen noch mit einer anderen, ganz besonderen Hintergrundgeschichte aufwartet. Nach dem Erfolg von Lucio Fulcis Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies aus dem Jahre 1979, der in vielen Ländern aufgrund einer schwammigen Titelgebung als offizielles Sequel zu George A. Romeros wegweisendem Dawn of the Dead vermarktet wurde, war der Startschuss für eine Filmreihe gesetzt, die im Grunde gar keine war. Auch Zombi 3, so der Originaltitel dieses italienischen Trash-Unikats, hatte eigentlich rein gar nichts mit Zombie 2 aka Woodoo, geschweige denn Zombie aka Dawn of the Dead zu tun, doch das störte die gewinnorientierten Italiener damals herzlich wenig, weshalb sich Fulci schließlich doch zu der inoffiziellen Fortsetzung seines Zombie-Schockers hinreißen ließ. Ab diesem Punkt wird es dann aber erst richtig kurios, denn nachdem Fulci seine Arbeit mitten im Dreh krankheitsbedingt hinschmeißen musste, wurde kein geringerer als Trash-Papst Bruno Mattei hinzugezogen, um das restliche Material für Zombie 3 in den Kasten zu bringen. Und obgleich der kontrovers diskutierte Filmemacher mit den dutzend Pseudonymen in späteren Interviews oftmals angab, dass sich sein Beitrag für Zombie 3 nur auf etwa 50% des im Film zu sehenden Materials belaufe, so trägt die 1988 unter chaotischen Bedigungen entstandene Produktion doch beinahe durchgehend Matteis unverkennbar sleazige Handschrift.
Wie diese sich äußert, dürften Kenner solcherlei filmhistorischer Höhepunkte wie Die Hölle der lebenden Toten oder Laura II - Revolte im Frauenzuchthaus bereits mit einem flauen Gefühl in der Magengegend erahnen. Zombie 3 ist eine inhaltlich und inszenatorisch äußerst dürftig zusammengeflickte Aneinanderreihung loser Szenen, welche den Stumpfsinn, der sich innerhalb von 85 Minuten festhalten lassen kann, in neue Dimensionen erhebt. Für Sympathisanten dramaturgisch brauchbarer Unterhaltung ist dieses hochtrashige Werk aus der Spätära des Italo-Horrors somit nur schwerlich goutierbar, während Freunde des bewusst verstandsumnebelten Dilettantismus diesen Streifen bis heute zurecht abfeiern. Was den Freund des anspruchslosen Zombiefilms hier erwartet, ist ein ebenso debiles wie charmantes Potpourri an Genre-Referenzen, liebenswertem Nonsens und filmischen Unvermögens, das man in dieser Form entweder lieben oder hassen kann. Schon die Story ist dabei eher dürftig aufgesetzt und wartet mit derlei vielen Klischees und Vorhersehbarkeiten auf, dass es irgendwann beinahe schon Spaß macht, diverse Szenen stets treffsicher vorherzusagen. Von den aufgesetzt wirkenden Hauptprotagonisten, die in den entsprechenden Situationen stets das Falsche zu tun pflegen, bis hin zum ruchlosen Militär, das alles über den Haufen schießt, was ihnen vors Waffenarsenal läuft, ist hier alles vertreten, was in einem solchen Film seine Existenzberechtigung findet.
Zu wahren Höhepunkten der gepflegten Stupidität läuft Zombie 3 dann aber in Bezug auf seine untoten Schreckgestalten auf. Zombifizierte Vögel und machetenschwingende, äußerst agile Wiedergänger warten hier ebenso auf das trashgeprüfte Publikum wie Martial-Arts-Zombies und als zweifelloser Höhepunkt ein abgetrennter und nichtsdestotrotz fliegender (!) Zombiekopf, der sich breit grinsend auf seine Opfer stürzt. Wie bereits in Die Hölle der lebenden Toten haben die Zombies zudem auch hier keinerlei einheitliches Erscheinungsbild. Während manche von ihnen mit klassisch ausgestreckten Armen durch die Gegend schlurfen, haben sich andere wohl im Film geirrt und legen eine Beweglichkeit an den Tag, bei der man sich eines Schmunzelns ein ums andere Mal nicht erwehren kann. Die typischen Merkmale eines Bruno Mattei sind hier einfach omnipräsent, obwohl man auf der anderen Seite stets sofort erahnen kann, in welchen Szenen Fulci seine Finger im Spiel hatte. Während sich Zombie 3 nämlich vereinzelt durchaus an der Erzeugung einer Endzeitstimmung versucht und mit recht atmosphärischen Momenten aufwarten kann, so sind beispielsweise fast sämtliche Kulissen in dichten Nebel getaucht, karikiert und torpediert Mattei die Versuche seines Kollegen mit maßlosem Blödsinn wie umherspringenden Zombies, einer kaum zusammenhängenden Handlung und Dialogen, bei denen sich einem die Haare zu Berge stellen. Gerade der missglückte Versuch zweier grundverschiedener Genre-Größen, hier auf einen einheitlichen Nenner zu kommen, ist es jedoch, der durchweg für unfreiwillig komische Unterhaltung sorgt, denn obwohl sich Zombie 3 selbst ungemein ernst zu nehmen scheint, ist es gerade seine ständige Unbeholfenheit, die einem geneigten Publikum die meisten Lacher entlocken dürfte.
All das deutet selbstredend nicht auf sinnvoll investierte 85 Minuten hin, doch sind derlei Faktoren selbstredend im richtigen Kontext zu betrachten. Mit der passenden Erwartungshaltung wandelt sich Zombie 3 trotz eines etwas behäbigen Einstiegs schnell zu einem knalligen Zombie-Actioner, der eine fehlende Dramaturgie durch einen hohen Spaßfaktor, kuriose Ideen, einen tollen Synth-Score und einen annehmbaren Blutzoll wieder vergessen macht. Fairerweise sollte dennoch erwähnt werden, dass diese Trashgranate keinesfalls zu den blutigeren Vertretern seiner Zunft gehört, denn obwohl hier mit abgehackten Händen, aufgerissenen Kehlen und verknusperten Laienschauspielern durchaus einiges geboten wird, was das Herz des Gorefans höher schlagen lässt, so hat man all das schon umfangreicher und vor allem qualitativ hochwertiger gesehen. Dass es allerdings noch schlimmer geht, stellen dann die Schauspieler mit beeindruckendem Unvermögen unter Beweis, die ihren onehin schon oberflächlichen und austauschbaren Abziehbildern wirklicher Charaktere keine sonderliche Glaubwürdigkeit zuteil werden lassen, dafür aber, wie der Film selbst, durch eine beinahe schon charmante Hilflosigkeit punkten.
Fazit: Zombie 3 ist insgesamt absoluter Trash im Quadrat, der fleißig bei anderen Vertretern des Zombiefilms klaut und dabei dennoch so krude und chaotisch bleibt, dass sich hier schnell die allgegenwärtige, unfreiwillige Komik als eigentliche Hauptattraktion herausstellt. Obwohl es Lucio Fulci ist, der in den Credits als Regisseur genannt wird, ist ein Großteil des Films doch eindeutig Trash-King Mattei zuzuschreiben, der hier mit kloppenden und turnenden Zombies noch einen auf Die Hölle der lebenden Toten draufsetzt, Zombie 3 darüber hinaus aber auch absolut kurzweilig und hochgradig unterhaltsam inszenierte. Wer sich deshalb auf eine nostalgisch-naive Zeitreise begeben möchte und auch mal auf einen todernsten Unterton verzichten kann, der ist bei diesem grenzdebilen und einfach liebenswerten Italo-Trashvehikel goldrichtig, alle anderen werden den ganz speziellen Charme dieser Filme onehin nie verstehen können.