Kalla Malla
Vier kaltblütige Verbrecher wollen mit der Beute aus einem Banküberfall fürs Erste untertauchen und schleußen sich aus diesem Grund, als Band getarnt, in ein kleines Passagierflugzeug nach Mexiko ein. Mit an Bord ist neben der obligatorischen Schar an Touristen unter anderem auch die Stewardess Mia, die derzeit in einer kleinen Beziehungskriese mit ihrem Freund Zach steckt, welche die beiden aber in Acapulco bei einem kühlen Cocktail am Pool wieder ins Reine bringen wollen. Dazu soll es aber offensichtlich nicht mehr kommen, denn als die Maschine plötzlich in ein heftiges Unwetter gerät, kündigt der Pilot aus Sicherheitsgründen die sofortige Umkehr an. Dies passt den Verbrechern unter Führung des skrupellosen Maxwell allerdings so gar nicht in den Kram, schließlich will man sich die Flucht vor dem langen Arm des Gesetzes nicht von einigen kleinen Turbulenzen in Gefahr bringen lassen. Der anschließende Versuch der Gangster, das Flugzeug in ihre Gewalt zu bringen, beschwört jedoch einen Schusswechsel hinauf, der einige wichtige Instrumente zerstört und die Maschine über einer gewaltigen Sumpflandschaft abstürzen lässt. Mia und ein paar wenige Passagiere, die den Crash überleben, werden daraufhin von den mächtig aufgebrachten Bad Guys als Geiseln genommen, was sich jedoch sehr schnell als ihre geringste Sorge herausstellen soll, ist die ungleiche Gruppe doch ausgerechnet im Jagderevier eines gefräßigen Riesenkrokodils gelandet...
Tierhorror geht immer, da scheinen sich die Fans dieses eigenwilligen Subgenres ebenso einig zu sein wie jene Filmemacher, die für gewöhnlich weder Minimalbudget noch beklopptes Drehbuch scheuen, um uns einmal mehr mit radiaktiv verstrahlten Insekten, aggressiven Gartenschnecken oder ähnlich kuriosen Monstrositäten zu erfreuen. Gerade die amerikanische Produktionsfirma Nu Image schien sich dieser Filmgattung zu Beginn des letzten Jahrzehnts regelrecht verschrieben zu haben und erfreute die Anhänger der bewusst trashigen Unterhaltung innerhalb kürzester Zeit mit Titeln wie Spiders, Octopus oder Crocodile, welche dann gütigerweise alle noch ein Sequel beschert bekamen. Letzterer dürfte dabei seinerzeit die für viele Genrekenner interessanteste Produktion gewesen sein, so wurde der Reptilien-Reißer doch von keinem geringeren als Horror-Größe Tobe Hooper (The Texas Chainsaw Massacre) inszeniert. Freudige Erwartungen lohnten in dem Fall jedoch kaum, denn der Altmeister schien sich dem allgemeinen Niveau bei Nu Image pedantisch genau angepasst zu haben und brachte letztlich einen laschen Teenie-Schocker ohne bedeutenden Schauwert in den Kasten, der in dieser Form auch von einem Jim Wynorski (Island of Beasts) hätte inszeniert werden können. Zumindest dieser Tatsache besann man sich dann 2 Jahre später auch, als mit Gary Jones schließlich ein eher unbeschriebener Filmemacher mit der Fortsetzung Crocodile II betraut wurde. Und wie man es von dem kreativen Kopf solcherlei Trash-Einläufe wie Jolly Roger: Massacre at Cutter's Cove oder Planet Raptor schon vermuten darf, ist auch aus dem zweiten Teil um ein amoklaufendes CGI-Reptil alles andere als ein wirklich guter Film geworden.
Nun dürfte sich die Erwartungshaltung der meisten Zuschauer bei einem Film, der im Original auf den Titel Crocodile 2: Death Swamp hört, schon aus Instinkt heraus auf ein Minimum belaufen. Diese Tatsache ist es dann auch einzig und allein, die aus Gary Jones' 2 Millionen Dollar schweren Trashgranate noch einen halbwegs vergnüglichen No-Brainer ohne den geringsten Anspruch macht. Die Verantwortlichen dieser 90-minütigen Intellektsverweigerung schienen sich der nur schwer ernstzunehmenden Natur ihres Drehbuchs absolut bewusst gewesen zu sein und legten Crocodile II kurzerhand als konsequent blöden, dafür aber einigermaßen kurzweiligen Kroko-Nonsens an, der seinen Zweck in locker-bierseliger Runde höchstwahrscheinlich nicht verfehlen dürfte. Dieser Eindruck wird dabei gleich zu Beginn während eines actionlastigen Bankraubes unterstrichen, in dessen Verlauf sich einige idiotische Polizisten mit akribischer Genauigkeit in die Schussbahn der bis an die Zähne bewaffneten Gangster zu hechten scheinen und dem Zuschauer damit schon während der Opening Credits frei Haus einen blutrünstigen Shootout liefern. Da der Realismus schon hier an letzter Stelle steht, stehen die Chancen gut, dass Crocodile II in seiner Funktion als Tierhorror später in noch trashigere Gefilde abtauchen wird.
Selbstredend wäre dieser Heuler nicht der Mistfilm der er ist, wenn es dann nicht genau so kommen würde. Bevor es dann allerdings ans Eingemachte geht und reichlich überfordert wirkende C-Schauspieler im Rachen eines schlecht getricksten Monsters verschwinden dürfen, muss sich der bekennende Low-Budget-Masochist noch durch eine ungewohnt lange und zähe Exposition aller relevanten und dennoch vollkommen austauschbaren Protagonisten kämpfen. Da haben wir beispielsweise das klassische Final Girl Mia, dessen krieselnde Beziehung zu love-interest Zach nur deshalb von Belang zu sein scheint, damit sich dieser später die Privatmaschine des versoffenen Crocodile Dundee-Verschnitts Roland mieten und in dessen Begleitung in die Sümpfe fliegen und brav nach Mia suchen darf. Schwachsinnige Subplots sind in derartigen Filmen immer gerne gesehen, doch zumindest garantiert dieser sogar etwas Abwechslung, zumal sich Survivor-Roland schnell als die charismatischste Figur des Films erweist. Dabei steht er jedoch an und für sich auch außer Konkurrenz, denn während die vier Verbrecher hier als ausgesprochene Mistschweine charakterisiert werden und sich fast durchgehend schreiend verständigen, ist auf der Seite der Good Guys ebenfalls kaum jemand vertreten, dessen Ableben man ernsthaft betrauern würde. Die Protagonisten sind zudem alle reichlich stupide angelegt und offensichtlich von einem insgeheimen Todeswunsch getrieben, denn auch nach dem ersten Auftritt der menschenfressenden Bestie waten sie auch weiterhin munter durch tiefstes Gewässer, als hätten sie soeben lediglich die Bekanntschaft mit Schnappi, dem kleinen Knuddelkroko gemacht.
Eine gute halbe Stunde lässt sich Gary Jones Zeit, bis Crocodile II endlich seinem Titel gerecht werden darf, doch wer bis hierhin tapfer durchgehalten hat, der wird dafür immerhin noch mit einer durchaus rasanten Stunde einfachsten Tierhorrors belohnt werden, in dessen Verlauf sich das Krokodil nicht nur ein ums andere Mal genüßlich und durchaus blutig verköstigen darf, sondern in der auch durch die konfliktreiche Verbrecher-Geisel-Konstellation einige spannungsheischende Momente garantiert sind. Obwohl dann ab einem gewissen Zeitpunkt auch fleißig gestorben, geballert, gerannt und geflucht wird, sollte man sich jedoch selbst als Fan des Subgenres nicht mehr als bedingt unterhaltsames Trash-Fastfood erhoffen. Trotz beinahe Action konstanter Action sinkt der Unterhaltungswert immer wieder dezent ab, während die Effekte fortlaufend zur fröhlichen Fremdscham einladen und sich einem bei den Dialogen die Zehnägel hochrollen. Das Krokodil sieht derweil aus, als hätte man hierfür dem CGI-Azubi freie Hand gelassen, was natürlich auch nicht zu einer eventuell unheilvollen Stimmung beitragen kann, der es diesem Film somit ebenso mangelt wie an Brüsten oder glaubwürdigen Schauspielern. So bekam Heidi Lenhart die Hauptrolle wohl eher aufgrund ihres makellosen Aussehens und nicht wegen ihrer Schauspielkunst, während Darryl Theirse und James Parks als Verbrecher derart überzogen agieren, dass man sie am liebsten selbst dem Krokodil zum Fraß vorwürfen würde. Einzig der gestandene B-Movie-Veteran und Bill Moseley lookalike Martin Kove hat die Sympathien des Zuschauers als abgewrackter Abenteurer auf seiner Seite.
Sicher ist Crocodile II in Erwartungshaltung ernsthaften Tierhorrors somit nichts anderes als ein ungebremster Tritt in die Leistengegend seines Publikums, doch wem mal wieder der Sinn nach einem unbedarften Trash-Heuler steht, der kann hiermit nicht sonderlich viel falsch machen. Da sich allerdings selbst innerhalb dieses Genres weitaus sehenswertere Vertreter als dieses vermehrt schwächelnde Sequel finden, kann letztendlich keine wirkliche Empfehlung für Crocodile II ausgesprochen werden, auch wenn Gary Jones' zumeist temporeicher No-Brainer sicherlich noch ausreichen dürfte, um den einen oder anderen themenbezogenen DVD-Abend kongenial zu bereichern.